Victor Hugo

Victor Hugo: Dichter, Visionär, Politiker

Victor Hugo: Dichter, Visionär, Politiker

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Victor Hugo war Schriftsteller, Dichter, Visionär und Politiker. Seine Existenz (1802-1885) hat fast das ganze 19. Jahrhundert umfasst, und sein Leben und Oeuvre haben sich mit den Kämpfen und Utopien seiner Zeit vereint. Nur wenige Schriftsteller haben sich so mit ihrer Zeit identifiziert. Der in Besancon geborene Dichter ist zu einer Legende geworden, die ganz Frankreich bis heute feiert.

Denn bevor der literarische Vater von Jean Valjean und Gavroche zu einem laizistischen Heiligen wurde, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte und vor dem Senat die Amnestie für die Anhänger der Kommune von 1871 verlangte, gab es einen anderen Hugo. Dieser war ein junger monarchistischer Dichter, der von Louis-Philippe, dem Bürgerkönig, zum Pairs von Frankreich ernannt worden war. Victor Hugo war Royalist und gehörte zu den Notabeln eines Regimes, das nicht konservativer hätte sein können.

Leben im Exil

Doch kaum wurde Victor Hugo als Rechter zum Volksvertreter gewählt, begann er den Republikaner in sich zu entdecken. Er wurde zum schonungslosen Gegner Napoléons III. und des Kaiserreichs. Er floh ins Exil auf die normannischen Inseln Jersey und später Guernsey. Erst 19 Jahre später kehrte er wieder nach Frankreich zurück - als Held und erfolgreicher Schriftsteller.

Leben und Werk sind bei Victor Hugo identisch. Sein persönlicher und politischer Entwicklungsprozess findet in der Literatur seine Vollendung, vor allem in dem Roman "Die Elenden" (Im Original "Les Misérables"). Mit diesem gesellschaftskritischen Werk feierte er den Höhepunkt seiner literarischen Karriere, in Frankreich und im Ausland.

Victor Hugo beherrschte alle Genres

Victor Hugo war ein Schriftsteller, der alle Genres beherrschte: Poesie, Roman, Pamphlet, Essay und Journalismus. Nur wenige hatten dieses Talent. Kann man sich Balzac oder Stendhal als Dichter vorstellen? Flaubert hatte wohl einen Vorstoß in die Welt des Theaters gewagt, doch schnell wieder den Versuch aufgegeben. Victor Hugo hingegen überzeugte in allen Bereichen, angefangen von dem Roman "Han d'Islande", den er als Jugendlicher schrieb, über "La Fin de Satan" und "Hernani" bis hin zu den Gedichtbänden "Les feuilles d'automne" und "Les Ch#timents" (Hassgedichte auf Napoléon III.).

Schwerfällige Poesie?

Kritiker gab es immer - damals wie heute. Auf die Frage, wer der größte französische Schriftsteller gewesen sei, soll André Gilde geantwortet haben: "Victor Hugo, oh weh!" Auch kann man der Meinung sein, dass Victor Hugos Poesie uneinheitlich, unausgeglichen und schwerfällig gewesen sei und dass ihm die Ausdrucksstärke Balzacs gefehlt hätte. Doch galt Victor Hugo bereits zu Lebzeiten als Meister. "Seit 'Les feuilles d'automne' im Jahr 1831, zu einer Zeit, wo ganz Europa Französisch las, kamen die Werke von Hugo im Ausland, in Belgien, der Schweiz und in Deutschland massenweise als Raubkopien auf den Markt. Auch ist es unumstritten, dass ein Welterfolg wie 'Die Elenden' im Jahr 1862 ein Phänomen darstellt", erklärt der Hugo-Experte Jean-Marc Hovasse.

Die höchste Anerkennung wurde ihm jedoch am 1. Juni 1885 zuteil: Mehr als zwei Millionen Menschen wohnten der Überführung seiner Asche ins Panthéon bei - das Ehrengrab für Frankreichs Nationalhelden.