Das 52. Festivaljahr

Viennale 2014: Film-Highlights, die man gesehen haben muss

Viennale 2014. Film-Highlights, die man gesehen haben muss

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Redaktion: Philip Dulle

Listen Up Philip (Regie: Alex Ross Perry, mit Jason Schwartzman, Elisabeth Moss, Jonathan Pryce)

Das Loblied, das Woody Allen am Anfang seines Meisterstücks „Manhattan“ (1979) auf die US-Ostküsten Weltstadt singt, lässt bereits vermuten, dass auch in New York City das Leben und der Alltag einerseits schwierig, andererseits unberechenbar – und überhaupt nicht so toll ist, wie man es sich vielleicht vorzustellen gedenkt. In „Listen Up Philip“ arbeitet sich Regisseur Alex Ross Perry wunderbar lakonisch an der Stadt und ihren Einwohnern ab und zeigt einen frustrierten bis misantropischen Schriftsteller (Schwartzman), der die Flucht nach vorne ergreift und Zuflucht bei einem älteren Schriftsteller am Land sucht. Für Fans von Jason Schwartzman (sollte es ja geben) und der unvergleichlichen Elisabeth MossMad Men“, „Top of the Lake“). Kein offizielles Festival-Highlight, vielmehr ein kleiner Film für den Frühherbst.

3.11., 18:00 Uhr, Gartenbaukino
4.11., 23:00 Uhr, Urania

Amour Fou (Regie: Jessica Hausner, mit Christian Friedel, Birte Schnöink)

Der Eröffnungsfilm der heurigen Viennale: Angepriesen als „romantische Komödie“ und frei inspiriert durch den Suizid des Dichters Heinrich von Kleist hinterfragt die österreichische Regisseurin Jessica Hausner („Hotel“, „Lourdes“) in „Amour Fou“ den Wunsch, durch die unbegrenzte Liebe und den gemeinsamen Selbstmord den unausweichlichen Tod zu überwinden. Perfekt in Szene gesetzt von Kameramann Martin Gschlacht, der seiner stoischen Kameraarbeit stets treu bleibt.

[AMO] Amour Fou - Trailer with english subtitles from Amour Fou on Vimeo.

23.10., 19:30 Uhr, Gartenbaukino
23.10., 23:00 Uhr, Gartenbaukino

Whiplash (Regie: Damien Chazelle, mit Miles Teller, J.K. Simmons)

Fünf Schläge pro Sekunde: Der namensgebende Peitschenhieb, der „whiplash“, bezeichnet nicht nur eine Form der Züchtigung, sondern vor allem auch das Können eines Schlagzeugers, nicht nur die Trommel, sondern das eigene Fleisch, die Hände und Finger zu bearbeiten. Regisseur Damien Chazelle lässt in „Whiplash“ einen 19-jährigen Musikschüler auf einen unnachgiebigen Mentor (J.K. Simmons) prallen.

4.11., 20:30 Uhr, Gartenbaukino
5.11., 23:30 Uhr, Urania

Eastern Promises und A History of Violence (Regie: David Cronenberg, mit Viggo Mortensen, Maria Bello und Ed Harris)

Dem amerikanisch-dänischen Starschauspieler Viggo Mortensen ist bei der diesjährigen Viennale ein längst fälliges Tribute gewidmet. Neben Kassenschlagern wie „Der Herr der Ringe“ werden aber auch frühere Filme wie „The Indian Runner“ oder die Cormac McCarthy-Verfilmung „The Road“ gezeigt. Zwei seiner eindringlichsten Filme (beide von Regisseur David Cronenberg) sollen hier beworben werden: In „Eastern Promises“ entwirft Cronenberg ein Mafia-Setting in London, das weniger auf bestimmte Ereignisse abzielt, sondern den größeren Zusammenhang im Blick behält. Viggo Mortensen als „Eiskalter Engel“. Eine große, brutale Schau. Außerdem zum Immer-wieder-Ansehen: „A History of Violence“. Regisseur Cronenberg zeigt ein amerikanisches Kleinstadt- und Familienidyll, das durch eine Verkettung unterschiedlicher Ereignisse aus allen Fugen gerissen wird.

„Eastern Promises“
24.10., 11:00 Uhr, Metro
27.10., 17:00 Uhr, Metro

„A History of Violence“
28.10., 22:00 Uhr, Metro
31.10., 13:00 Uhr, Gartenbaukino

P’tit Quinquin (Regie: Bruno Dumont, mit Alane Delhaye, Lucy Caron und Bernard Pruvost)

Absurde Polizeigeschichte oder ungehobelte Lausbubengeschiche: Der französische Regisseur Bruno Dumont entwirft in diesem Vierteiler (gedreht für Arte) ein skurriles Erzählexperiment, das sich vordergründig einer herkömmlichen Krimihandlung widmet, sich in den einzelnen Episoden aber vor allem um den kleinen Racker Quinquin und seinen Kumpels dreht. Wunderbarer Slapstick in ungeschöntem Realismus.

25.10., 23:00 Uhr, Gartenbaukino (Episode 1-4)
6.11., 13:00 Uhr, Gartenbaukino (Episode 1-2)
6.11., 15:00 Uhr, Gartenbaukino (Episode 3-4)

20.000 Days on Earth (Regie: Iain Forsyth, Jane Pollard, mit Nick Cave, Warren Ellis)

Der 20.000. Tag im Leben des Musikers Nick Cave. Nur 54 Jahre musste der australische Musiker und Schriftsteller dafür werden. Die Handlung ist fiktiv, der Film gibt nur vor, eine Dokumentation zu sein, und folgt Cave einen Tag lang in seinem Lebensort Brigthon an der südenglischen Küste: Cave geht zum Therapeuten, wirft alte Dias an die Wand oder probt mit seiner Band Stücke des aktuellen Albums „Push the Sky Away“. Herrlich unaufgeregt, wunderbar mystisch. Wie eine düstere Ballade der Bad Seeds. Ein Film für die Fankurve.

1.11., 23:30 Uhr, Gartenbaukino
2.11., 11:00 Uhr, Gartenbaukino
3.11., 15:30 Uhr, Urania

Viennale-Wegweiser: Die Kinos

• Gartenbaukino, 1., Parkring 12 (U3 Stubentor, U4 Stadtpark)
• Stadtkino im Künstlerhaus, 1., Akademiestraße 13 (U1, U2, U4 Karsplatz)
• Urania, 1., Uraniastraße 1 (U1, U4 Schwedenplatz)
• Metro Kinokulturhaus, 1., Johannesgasse 4 (U1, U3 Stephansplatz / U1, U2, U4 Karsplatz)
• Österreichisches Filmmuseum, 1., Augustinerstraße 1 (U1, U2, U4 Karlsplatz)

Vorverkaufsstellen:

Der Vorverkauf für die Viennale startet am Samstag, den 18. Oktober um 10 Uhr:

Metrokino: 18. Oktober bis 6. November täglich 10 bis 20 Uhr
Schottentor: 25. Oktober täglich 10 bis 20 Uhr (1., Schottentor, Universität, U2 Schottentor /Universität, Straßenbahnlinien 1, D, 37, 38, 40, 41, 42, 43, 44)
Gartenbaukino: 18. bis 22. Oktober täglich 10 bis 20 Uhr
(1., Parkring 12, U3 Stubentor)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.