Peter Hajek über Wählermotive bei der NÖ-Wahl

Meinungsforscher Peter Hajek über den Erfolg der ÖVP und die Motive der Wähler bei der Landtagswahl in Niederösterreich.

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Der Wahlerfolg der ÖVP lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Verlässlichkeit. In bewegten Zeiten weiß man, was man aneinander hat.

Zweites Erfolgskriterium war Johanna Mikl-Leitner, die als einzige Spitzenkandidaten (!) bei den Wahlmotiven spontan ganz vorne genannt wird.

Die sehr konträr diskutierte SPÖ-Kampagne ist in Teilen aufgegangen. Zwar konnte Franz Schnabl als Person nicht punkten, aber die Kontrollfunktion der SPÖ im Land und die Sozialkompetenz wurden angenommen. Hinzu kommt die Protesthaltung aus dem Bund. Wermutstropfen: wichtigstes Wählermotiv ist "Stammwähler/in", was kein Zeichen von Stärke ist.

Die Motivlage der FPÖ-Wähler ist indifferent. Die übliche Kontrollfunktion wird nicht erwähnt. Auffallend Wahlmotiv vier: Es gibt keine Alternative. Das dürfte auch der Anker für all jene gewesen sein, die trotz der Causa Landbauer die FPÖ gewählt haben.

Die Motive der Grün-Wähler zeigen zwei Auffälligkeiten zu anderen Wahlen: Helga Krismer ist es gelungen, die Kontrollfunktion gegenüber der ÖVP in den Vordergrund zu rücken. Das Ausscheiden der Bundespartei bei der NRW 2017 war für die Grün-Wähler ein entscheidendes Wahlmotiv. Das wollte man kein zweites Mal erleben.

Die Wählermotive der NEOS-Wähler sind klassisch: jung, frischer Wind und Kontrolle. Seit der Wien-Wahl 2015 hat sich NEOS aber einen Namen gemacht als die Antikorruptionspartei.

Koalitionsvarianten (innerhalb der Proporzregierung):

Die ÖVP-Wähler sind gespalten, sowohl SPÖ als auch FPÖ kommen in Betracht. Das ist insofern nach der Causa Landbauer überraschend.

Absolute VP-Mehrheit:

Diese ist in NÖ kein Schreckgespenst. Wenig überraschend votieren drei Viertel der ÖVP-Wähler dafür. Alle anderen Parteiwähler können dem selbstredend wenig abgewinnen.

Erwin Pröll:

Das Ergebnis zeigt, wie schnell es in der Politik gehen kann. Nur jedem Zehnten geht der Alt-Landeshauptmann sehr ab. Das zeigt, dass die Entscheidung zugunsten von Johanna Mikl-Leitner als Landeshauptfrau und Parteichefin richtig war.