Satire

Aktenkundig

Eine FBI-Razzia bei einem ehemaligen US-Präsidenten? Unglaublich! Ein Insider packt aus.

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Eines sag ich Ihnen: Wenn der Präsident zu Hause gewesen wäre, als das FBI gekommen ist, wäre die Sache nicht so glimpflich abgegangen. Ich meine, ich habe in den letzten sieben Jahren quasi alles gesehen, verstehen Sie? So lange arbeite ich jetzt nämlich schon für den Präsidenten. Nicht für Biden, für den rechtmäßigen natürlich. Wie? Daran glauben wir hier alle, na klar. Würden wir sonst für ihn arbeiten? Dass man ihm die Wahl gestohlen hat, steht genauso fest wie die Tatsache, dass Gott einen weißen Bart und eine 45er trägt. Und dass die in Hollywood Kinderblut trinken. Bloody Mary, hallo? Aber uns können die nicht für dumm verkaufen! 

Jedenfalls, warum die Sache mit der Razzia anders gelaufen wäre: Die Panzerhaubitze steht ja hier bei uns in Mar-a-Lago nicht umsonst im Kräutergarten herum. Ursprünglich hat sie der Präsident ja damals wegen dem kleinen Nordkoreaner angeschafft. Die Geschichte von dem abtrünnigen General, der auch noch sein Onkel war und den er vor so ein Kanonenrohr gebunden und dann ebenso kleinteilig wie großflächig in der Gegend verteilt hat, hat ihm imponiert. Ich höre noch, wie er gesagt hat: „Besorgt mir auch so ein Ding! Vielleicht brauche ich es einmal für Mike Pence.“ 

An sich ist die Haubitze zwar immer auf das letzte Loch des Golfplatzes gerichtet, weil der Präsident ja nicht so gern verliert. Aber das hätte sich ja schnell ändern lassen. Ich meine, ich zum Beispiel mag zwar hier nur der Pool-Boy sein – aber ich weiß selbstverständlich trotzdem, wie man so ein Ding bedient. Jeder Hausangestellte, vom Buchhalter bis zur Putzfrau, muss zweimal im Jahr zum Schusstraining zu dieser rechtsextremen Miliz in Mississippi. Der Boss sagt immer, Weiterbildung ist wichtig. Ohne Weiterbildung kein amerikanischer Traum. 

Gott trägt einen weißen Bart und eine 45er. Und in Hollywood trinken sie Kinderblut.

Gefunden haben die bei ihrer Razzia aber ohnehin nichts. Ich meine, selbst wenn es stimmen würde, dass der Präsident ein paar geheime Akten aus dem Weißen Haus mitgenommen hat, ja? Glauben Sie denn im Ernst, ein stabiles Genie wie er hat nach dem unglücklichen Scheitern seines an sich wasserdichten Plans A, alles, was für ihn irgendwie peinlich oder gar gefährlich werden könnte, im Klo runterzuspülen, nicht einen mindestens ebenso guten Plan B? Ich sage nur so viel: Es wäre naiv, zu glauben, im Sockel dieser einen Statue in der römischen Sauna im Ostflügel – gleich neben dem vollverspiegelten und schalldichten Zimmer für die Aufnahmegespräche der Praktikantinnen  –, die Donald zeigt, wie er nackt und groß und standfest unter einer goldenen Dusche steht, befände sich nur Beton. Aber haben die Bullen da etwa nachgesehen? Nein, so ausgebufft waren die natürlich nicht. 

Und das ist nur ein Beispiel. Da rede ich noch gar nicht von all dem, das hinter der Leinwand in der Bibliothek – also dem Zimmer mit dem Papierhandtuchspender und dem auf die Startseite von Pornhub voreingestellten Beamer – versteckt ist. Oder dem Hobbyraum, in dem Tausende Origami-Vögel aufbewahrt werden, die angeblich Melania gemacht hat. Origami? Gefaltetes Papier? Na, klingelt’s? 

Und selbst wenn die Bullen all das gefunden hätten, wäre es zwar ärgerlich gewesen – aber so schlimm auch wieder nicht. Immerhin hat der Präsident ja noch seine Sicherungskopien. Bei den Proud Boys. Dort sind sie hervorragend aufgehoben. Die haben schließlich schon während der Präsidentschaft zuverlässig auf die Kopien der Raketen-Abschusscodes aufgepasst. Der Präsident hatte damals große Angst davor, was alles passieren könnte, wenn die einmal in die falschen Hände geraten. Leider wurden sie ja in der Zwischenzeit natürlich geändert, für den alten Sack Biden. Das hat die Welt nicht sicherer gemacht, das kann ich Ihnen sagen! 

Jetzt werden Sie sich aber natürlich fragen, was denn dann in den Kisten war, die das FBI tatsächlich mitgenommen hat – wenn es nicht die Geheimdokumente waren, die sie gesucht haben. Nun, die Antwort liegt ja wohl auf der Hand: Das waren die Beweise! Für die massive Wahlfälschung, mit der man den Präsidenten um seinen Sieg betrogen hat. Der Deep State wusste, dass der Boss sie jetzt bald veröffentlicht hätte – und musste das natürlich verhindern. 

Und jetzt wird es wieder so hingestellt, als hätte der Präsident etwas Unrechtes getan. Sogar von einem Gerichtsverfahren ist die Rede. Als ob man einen Präsidenten einfach so vor Gericht stellen könnte, ist es zu glauben? Also Biden okay, den können sie von mir aus auch auf den Stuhl schicken. Aber doch nicht den Präsidenten! Aber eines ist sicher: Wir Pool Boys werden nicht tatenlos zusehen, wie die  – bis auf den Supreme Court – völlig linksversiffte Justiz einen politischen Schauprozess gegen einen wahren amerikanischen Helden startet, als wären wir in China. Bei unseren Haubitzen!  

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort