Rainer Nikowitz: Plan B

Das Teilgeständnis von Peter Hochegger im Buwog-Prozess hat die anderen Angeklagten ziemlich kalt erwischt.

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Grasser: I fühl mi ja dermaßen vorverurteilt! Plech: Scho wieder?

Grasser: Immer und immer wieder! Plech: Du Ärmster! Aber mach dir kane Sorgen. Du brauchst nur mehr a bissl Geduld. Weil, so wie’s ausschaut, hat des eh bald a End.

Grasser: Meinst wirklich? Plech: Ja. Und dann bist nimmer vorverurteilt, sondern abgeurteilt.

Grasser: Wer Freund hat wie di, braucht eigentlich gar kan Hochegger mehr. Ainedter: Hört’s auf mit dem Geplänkel. Wir sollten uns lieber dringend überlegen, wie wir jetzt unser Verteidigungslinie ändern.

Grasser: Woran hättest denn ungefähr denkt? Ainedter: Vier Jahr, also de facto zwei, davon eins mit Fußfessel – und wir reden nimmer drüber.

Grasser: Dos versteh i jetzt nit. Plech: Er meint, du sollst auch gestehen, Tschapperl! Und so wenigstens no a Strafmilderung ausseschinden.

Grasser: Ich und gestehen? Niemals! Dazu bin i zu … Plech: … nur mehr zu schön. Zu jung nimmer. Und zu intelligent warst du immer scho höchstens für des Kreuzworträtsel in der „Ganzen Woche“.

Grasser: … zu unschuldig! Plech: Oh, Mist. Is des Zimmer am End verwanzt? Ainedter: Des kann i mir beim besten Willen net vorstellen. Plech: Aber warum sagt er dann so was?

Grasser: Die Fiona sagt immer, ma is so unschuldig, wie ma si fühlt. Ainedter: Interessante Sichtweise.

Grasser: Vor allem in an Rollenspiel, wo sie a Nonne is und i der lüsterne Schneider, der für ihren Habit Maß nimmt. Plech: Hört si so an, als wär der Häfn gar net des Schlimmste, was dir passieren könnt. Meischberger: Allerweil, i wär Heizungstechniker geblieben. Dann wär i jetzt net da. Und außerdem hätt i dann damals am Telefon garantiert was anderes gsagt. Plech: Nämlich? Meischberger: „Wo war mei Leitung?“ Ainedter: Sehr schön. Aber des hilft uns jetzt a net weiter.

Grasser: Vor allem mir net. Und dos is ja wohl dos Wichtigste. Plech: Solidarität war scho immer ane deiner herausragendsten Eigenschaften. Knapp hinter Bescheidenheit. Und vielleicht no Integrität.

Grasser: Jetzt, wo uns der Hochegger des Hackl ins Kreuz ghaut hat, is Solidarität a bissl out. Jetzt kämpft a jeder für sich allan! Ainedter: Au contraire! Jetzt müss ma erst recht zsammhalten. Und ihn alle miteinander als Lügner dastehen lassen. Plech: Aber was hätt er denn für einen Grund zum Lügen? Der kummt daher im Pullover und nur mit an Pflichtverteidiger. Schaut so aus, als warat ihm alles wurscht. Ainedter: Na ja … Wenn ihm die Richterin glaubt, dann kriegt er mildernde Umstände und is fein raus.

Grasser: Aha! I finanzier dir a Häusl aus Platin, und was hab i davon? Hätt i mir vielleicht a an Pflichtverteidiger nehmen sollen? Ainedter: I hab do vorher eh gsagt: Vier Jahr, also de facto …

Grasser: Wenn, dann hätt i eher an a Kronzeugenregelung mit an neuen Gsicht und an Geheimversteck auf Barbados gedacht. Ainedter: Dafür isses jetzt leider a bissl spät. Plech: Aber des mit dem Gsicht tät i auf alle Fälle trotzdem machen. Nimm die Variante „Preisboxer nach der zwölften Runde“. Wer weiß, wozu’s nach dem Urteil gut is. Meischberger: Bauer hätt i a werden können. Dann hätt i am Telefon vielleicht gsagt: „Wo war mei Maisdung?“ Plech: Müss ma die Kohle eigentlich zruckgeben, wenn’s uns verurteilen?

Grasser: Welche Kohle? I hab ka Kohle! Plech: Jetzt macht er des scho wieder! Und du bist dir 100 Prozent sicher, dass des Zimmer wirklich net verwanzt ist, Manfred? Ainedter: Sei Frau is de mit dem Geld. War halt immer schwer, da mitzuhalten. Drum hat er ja … Ding. Plech: Ah! Dann is also bei ihm auch die Gesellschaft schuld! Wie bei so vielen! Meischberger: Oder Maurer. Maurer wär eventuell a gangen: „Wo war mei Laibung?“

Grasser: Wenn i denk, dass du damals mei Trauzeuge warst. Und jetzt? Schau di an, was aus dir worden is! Plech: Vielleicht kannst ja nachweisen, dass er damals a scho so abbgedriftet war – und dann die Ehe für ungültig erklären lassen. Ainedter: Bitte, meine Herren! Des bringt doch nix, wenn si da jetzt alle gegenseitig ankeppeln! Plech: I wollt nur helfen. Meischberger: Zehnkämpfer! Ainedter: Hä? Meischberger: „Wo war mei Weitsprung?“

Grasser: Jetzt drah i oba a bald durch! Plech: Dann kannst auf unzurechnungsfähig machen. Is doch perfekt! Ainedter: Des glaubt uns doch kana. Plech: Da warat i ma net so sicher. Meischberger: Jetzt weiß i’s: Minister! I hätt statt dem Karl-Heinz Minister werden sollen: „Wo war mei Weisung?“ Ha! Plech: Siehst, Manfred? Zumindest ana is scho so guat wie freigsprochen.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort