Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Gib Gas!

Gib Gas!

Drucken

Schriftgröße

Fischer: Lieber Wladimir, ich darf sagen, dass ich mich ganz narrisch freue, dass Sie da sind!
Putin: Vielen Dank, Cheinz. Leider ­chöre ich das viel zu selten.
Fischer: Ich freu mich ja immer, wenn ich Besuch bekomm. Es ist zum Beispiel noch gar nicht lange her, dass auf dem Sessel, auf dem Sie jetzt sitzen, die Conchita Wurst gesessen ist.
Putin: Ich choffe, Sie chaben den Sessel nachcher desinfiziert.

Fischer: Hä?
Putin: Ich denke, ich stehe lieber.
Fischer: Bitte, jeder, wie er glaubt. Das ist ein freies Land.
Putin: Es ehrt Sie, dass Sie diese Schwäche selbst ansprechen.
Fischer: Sie sagten, Sie hätten mir etwas mitgebracht?

Putin: Ein guter Gast kommt nie mit leeren Chänden. Ich chabe eine wunderschöne Pipeline für Sie.
Fischer: Die muss aber klein sein, wenn Sie in Ihre Sakkotasche passt!
Putin: Chä?
Fischer: Kleiner Scherz! Ich weiß doch, dass Sie Humor haben.

Putin: Dieses Wissen chaben Sie aber ziemlich exklusiv.
Fischer: Und wegen mir hätt es auch gar nicht gleich eine Pipeline sein müssen. Ich wär auch mit einer Flasche Krimsekt zufrieden gewesen.
Putin: Soll das jetzt eine Provokation sein?
Fischer: Na ja, ich weiß schon, manche mögen ihn nicht, weil sie finden, das ist ein ekelhaftes pickertes Gschlader. Aber ich war halt schon immer ein ­Süßer.

Putin: Sie wollten damit also keinen Chinweis auf den Status der Krim als auf ewig untrennbarer Bestandteil der großen russischen Nation geben?
Fischer: Ich? Aber, woher denn!
Putin: Und Sie wollten auch nicht andeuten, dass Sie den Menschen auf der Krim ihr Selbstbestimmungsrecht absprechen?
Fischer: So was würde ich nie tun. Obwohl, das Völkerrecht …

Putin: Wie viele Divisionen chat das Völkerrecht?
Fischer: Diese Frage kommt mir irgendwie bekannt vor.
Putin: Sehen Sie? Russland war eben immer schon ein zuverlässiger, berechenbarer Partner.
Fischer: Aber, ich mein, wenn ma schon darüber reden … Man muss schon sagen, dass die ganze Gschicht mit der Ukraine ein ziemliches Gwirks is, oder?

Putin: Muss man?
Fischer: Man muss.
Putin: Ich muss nicht.
Fischer: Verstehe. Also einigen wir uns am besten darauf, dass wir uns nicht einig sind.

Putin: Das klingt so, als ob wir eine charte Debatte geführt chätten.
Fischer: So soll es ja auch klingen. Sie werden sicher mitbekommen haben, dass die anderen EU-Staaten ziemlich angefressen auf Österreich sind.
Putin: Willkommen im Klub.
Fischer: Ich habe den anderen gesagt, dass Österreich immer schon ein Brückenbauer war.

Putin: Stimmt. Die Reichsbrücke ­chaben Sie sogar gleich zweimal gebaut. Damit Sie in Übung bleiben.
Fischer: Aber Brücke hin, Brücke her, man erwartet von mir, dass ich die ­Ukraine anspreche und Ihnen deutlich sage, dass die EU das alles nicht so super findet.
Putin: Das wäre mir sonst gar nicht aufgefallen.
Fischer: Gell?

Putin: Also gut. Das war das chärteste Gespräch, das ich je führen musste. Ich bin schon richtig erschöpft.
Fischer: Jetzt no die Reblaus, dann is er waach!
Putin: Können wir uns bitte darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind?
Fischer: Na alsdann! Wieder was erledigt.

Putin: Ich bin sehr froh, dass Sie nicht Präsident der USA sind, Towarischtsch Cheinz. Sonst würde ich immer gleich zu schwitzen beginnen, wenn das Rote Telefon läutet.
Fischer: Na ja, i sag immer: Ma hat’s oder ma hat’s net. Aber lassen Sie uns jetzt über was Erfreulicheres sprechen: Stimmt es wirklich, dass die Gazprom groß bei der OMV einsteigen will?
Putin: Das weiß ich nicht. Gazprom agiert völlig unabchängig von mir. Gazprom chat mit Politik nichts zu tun.
Fischer: Ich sag’s ja: Sie haben Humor!

Putin: Aber wenn Gazprom tatsächlich einsteigen sollte, dann würde das die Abchängigkeit Österreichs von Russland sicher noch verstärken. Abchängigkeit ist gut.
Fischer: Finden Sie?
Putin: Selbstverständlich. Vor allem, wenn man von uns abchängig ist. Dann werden Gespräche auch gleich viel weniger chart.

Fischer: Stimmt. Na ja und sonst so? Schauen Sie die Fußball-WM?
Putin: Nicht mehr so gerne, weil Russland scheidet aus. Bei der nächsten WM wird das aber nicht passieren. Da werden die Instruktionen besser sein.
Fischer: Für die Spieler.
Putin: Für die Schiedsrichter.

Fischer: Ha! Sie sind mir ja vielleicht einer! Jessas, da fallt mir ein, ich hab Sie gar nicht gefragt, ob Sie vielleicht einen Kaffee wollen.
Putin: Nein, danke.
Fischer: Aber Sie können doch nicht in Wien sein und unseren weltbekannten Kaffee verschmähen. Sie müssen ­einen trinken. Ich bestehe darauf!
Putin: Das ist ja wie zu Chause!
Fischer: Inwiefern?
Putin: Diktatur. Aber gute Diktatur!

[email protected]

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort