Rainer Nikowitz: Gleichenfeier
Sebastian Kurz hat von der FPÖ Positionen und damit Wähler übernommen. Das muss doch auch umgekehrt gehen!
Kickl:
So, Männer! Jetzt geht der Wahlkampf erst richtig los. I hab nämlich endlich die Strategie gegen den famosen Herrn Kurz gfunden!
Strache:
Des war aber a höchste Zeit! I hab mir im Stillen scho überlegt, ob wir net vielleicht a den Petzner fragen sollten.
Hofer:
I hätt an den Gusenbauer gedacht.
Kickl:
Is ja herzallerliebst! Aber, Freunde der Blasmusik: Von mir aus muss i sowieso net unbedingt der Einzige in der Partei sein, der si a Strategie überlegt. Ihr dürft’s nämlich ruhig a nachdenken.
Hofer:
Am dürfen tät’s ja net scheitern.
Strache:
Wie i damals den Job da übernommen hab, ham mir alle hoch und heilig versprochen, dass i dafür net nachdenken muaß.
Hofer:
Oba jetzt sag scho: Was is dir denn eingfallen?
Kickl:
Unser Wirtschaftsprogramm!
Strache:
Aha.
Hofer:
Allerhand.
Kickl:
No a Alzerl mehr an überbordender Begeisterung und i fühl mi wie der Justin Bieber.
Strache:
Na ja, wie soll i sagen: Wirtschaft … Des is jetzt net so der Bringer am Viktor-Adler-Markt.
Hofer:
Net amol i tät uns ausgrechnet wegen unserm Wirtschaftsprogramm wählen. Und die Leut draußen scho gar net.
Kickl:
Aber ihr wisst’s ja no gar nit, was drinsteht!
Strache:
Dos versuch ma dir ja grad schonend beizubringen: Es is uns wurscht!
Hofer:
Bevor i des les, les i lieber no a Jelinek-Biachl. Außerdem: Wir verstehen ja gar nix von Wirtschaft.
Kickl:
Wenn ma ab jetzt nur mehr über Sachen reden, von denen ma was verstehen, dann wird si die nächste „Pressestunde“ mit dem HC mehr in Richtung Presseminuten bewegen. Außerdem: die Strategie! Kömma endlich über de reden?
Strache:
Oiso guat. Wie is denn jetzt dei bahnbrechende Strategie?
Kickl:
Von nun an wird zurückgestohlen!
Hofer:
Des is guat! Geht in die Richtung von „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht!“ – aber noch darüber hinaus! Ist kompromissloser, härter, asozialer …
Kickl:
Äh … Des is net der Inhalt vom Wirtschaftsprogramm – sondern der von der Strategie.
Strache:
Na geh! Dabei hätt der Ansatz unseren Wählern sicher guat gfallen.
Kickl:
Was sagt euch Folgendes: Senkung der Steuer- und Abgabenquote auf unter 40 Prozent, finanziert durch Entbürokratisierung, Eindämmung der Zuwanderung und Kürzungen bei Sozialleistungen, keine Erbschafts- und Schenkungssteuer, Absage an jeglichen Klassenkampf …
Hofer:
Hmm. Des hab i glaub i scho amoi ghört.
Strache:
I a. Aber net verstanden.
Kickl:
Des waren alles Kurz-Forderungen. Und jetzt – san’s unsere!
Hofer:
Unser Wirtschaftsprogramm is desselbe wie des vom Kurz?
Kickl:
Im Wesentlichen ja.
Strache:
Jetzt wähl i uns a nimmer. I kann den Typen net leiden.
Kickl:
Eh net. Aber denk amol scharf nach: Warum kannst eam denn net leiden?
Strache:
Dos weißt du doch ganz genau: Jahrelang war i die Nummer eins in den Umfragen. Dann kummt des Burschi daher, sagt über die Flüchtlinge desselbe wie i – und nimmt ma den Thron weg.
Kickl:
Ganz genau.
Hofer:
Der hat uns unsere DNA gstohlen!
Kickl:
Mei Red! Und drum stehl ma ihm jetzt seine!
Strache:
Dos nennst du a Strategie?
Kickl:
Warum nit? Bei eam hat’s ja a funktioniert.
Hofer:
Ja. Weil de Leut halt irgendwie auf eam stehen.
Strache:
Hör i da heraus, dass du die Möglichkeit in Betracht ziehst, dass sie auf mi net stehen?
Hofer:
Na ja … Was i di scho lang fragen wollt: Warum tragst du eigentlich net solche Anzüge?
Strache:
Weil i nimmer einepa… Seit wann beschäftigen wir uns mit solchene Nebensächlichkeiten?
Kickl:
Weil Nebensächlichkeiten scho immer unser Kernkompetenz waren?
Strache:
Aber was is, wenn de Leut sagen, wir schmeißen uns mit so an Wirtschaftsprogramm an den Kurz zuwe? So als Koalitionsvorleistung?
Kickl:
Na ja … Der ane oder andere wird des vielleicht sagen.
Hofer:
Stimmt jo a. Rot-Blau wird knapp. Also müss ma uns beim Kurz als Juniorpartner in Stellung bringen, bevor’s der Doskozil macht.
Strache:
Ah! Dos is a Strategie, die i a versteh.
Kickl:
Dann isses ja guat. I hätt a glei die Wahrheit sagen können, aber damit hätt i zugegeben, dass ma über den zweiten Platz eh scho heilfroh wären – solang ma nur in die Regierung kommen.
Strache:
Ah, wer weiß, wozu dos no guat ia. Vielleicht kommt alles ja do no ganz anders.
Hofer:
Wieso?
Strache:
Schau: Wenn si unsere zwa Parteien programmatisch immer ähnlicher werden – dann kommt’s ja voll auf den Spitzenkandidaten an! … Was is? Hab i an Rammel im Gsicht oder was? Wieso schaust du mi jetzt so komisch an?
Hofer:
Weil i fürcht, dass du recht hast.
rainer.nikowitz@profil.at