Rainer Nikowitz: Kaiser von Europa

Fraglos ein Höhepunkt in unserer Reihe nie geführter Interviews: Jörg Haider weltexlusivst!

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Das folgende Gespräch wurde rund um die zum zehnten Todestag erfolgte Verleihung der „Jörg-Haider-Ehrenmedaille“ an HC Strache bei einer Séance geführt. Den magischen Zirkel bildeten – neben profil – Gerald Grosz, Herbert Haupt, Elisabeth Sickl sowie das Medium Walpurga Golautschnig.

profil: Herr Haider, ich bin mehr als erstaunt, dass dieses Interview überhaupt stattfinden kann. Haider: I bin ja wohl bekannt dafür, immer schon Unmögliches möglich gmacht zu haben.

profil: Darf ich fragen, wo Sie sich im Moment eigentlich befinden? Haider: Jetzt grad? Im Wörthersee Stadion.

profil: Oh. Wie das? Haider: Ma hat ja net so vül zum Lachen im Jenseits. Da setz i mi gern amol auf die Ehrentribüne und hau mi a Weile drüber ab, dass de ma dos Stadion damals ernsthaft herbaut hobn.

profil: Heißt das, Sie geistern tatsächlich in Kärnten herum? Haider: Hobn Se leicht an anderen Eindruck?

profil: Nein, eh nicht. Nur die Heiligsprechung fehlt noch. Dafür müssten Sie aber ein Wunder bewirken. Wie schaut’s damit aus? Haider: I arbeit an de Tränensäcke von der Oberbacher Sabine in Hermagor. Wenn’s den Habsburg Karli mit ana Krampfadernverödung durchkommen lassen, wern de ja wohl a reichen.

profil: Herr Haider, kommen wir zum aktuellen Anlass unseres Gesprächs: HC Strache hat heute Ihre Ehrenmedaille verliehen bekommen. Haider: I hab se eam oba sichalich nit geben.

profil: Eh nicht. Das war Gerald Grosz. Haider: Wenn ma stolz drauf is, dass einem Gerald Grosz einen Orden verleiht, dann hat ma jegliche Selbstachtung verloren.

profil: Ich sollte Sie vielleicht darauf hinweisen, dass Gerald Grosz auch im Raum ist. Haider: Siech i eh. Drum sag i dos ja.

profil: Verstehe. Und Ihre ebenfalls nicht allzu hohe Meinung über HC Strache haben Sie offenbar auch nicht geändert. Haider: Hean S’ ma auf mit dem Zahnschuster. Ausgrechnet de Pfeifen muss mei Nachfolger werden.

profil: Was haben Sie eigentlich gegen ihn? Haider: Sie meinen, außer, dass er dos Format von Zwergpudel hat und i gegen ihn Che Guevara war! Und überhaupt, sei ganze Truppen! Überall nur Burschenschafter.

profil: Warum waren Sie eigentlich kein Burschenschafter? Haider: Aus tiefster demokratischer Überzeugung!

profil: Ja. Eh. Haider: Okay: Mit an Schmiss im Gsicht wär ma im „Stadtkrämer“ niemals am Türlsteher vorbeikommen.

I kann Tränensäcke nit nur verschwinden lassen, sondern wachsen a!

profil: Das ist allerdings ein wirklich triftiger Grund. Aber auch, wenn Ihnen die heutige FPÖ nicht gefällt – der Strache hat sie immerhin in die Regierung geführt. Und er ist Vizekanzler. Haider: Haupt, Gorbach, Strache – schon beeindruckend, wenn ma si vor Augen führt, was für eine ungeheure Menge an Talent si schon auf diesem Posten zusammengeballt hat!

profil: Das ist doch Ihre Schuld. Keiner von denen wäre ohne Sie dorthin gekommen. Und Sie selber wollten den Job damals ja nicht haben. Haider: Eh nit. Weil i selbstverständlich zu Höherem geboren war!

profil: Zum Kärntner Landeshauptmann? Haider: Schaun Sa si um in Europa, zehn Jahr nach mir! Wurscht wo, überall fahrt der Zug in de gleiche Richtung. Und wem is dos zu verdanken? Dem Jörg! I war der Erste. Die Avantgarde. Mit mir hat alles angfangt. Heut würd mir der ganze Kontinent zu Füßen liegen. I wär der Kaiser!

profil: Wenn Sie in der Zwischenzeit schon wieder aus dem Gefängnis draußen wären. Haider: Du, pass auf, gell? Spiel di nit mit mir, weil i kann a anders.

profil: Wie denn? Haider: I kann Tränensäcke nit nur verschwinden lassen, sondern wachsen a!

profil: Wenn Sie das tun, wende ich mich sofort an den Habsburg Karli. Haider: Warum sollt i denn bitte im Gfängnis sein?

profil: Ich würd einmal meinen: Schon allein wegen der Hypo. Haider: Sicher nit. De ganzen Falotten hobn si doch alle nur gegen mi aussagen getraut, weil i tot bin. Wenn i no leben tat, wär mir gar nix passiert, was willst wetten?

profil: Womöglich haben Sie damit sogar recht. Haider: I hab immer recht ghabt. Mit allem.

profil: Außer vielleicht mit: „Die Kurve verträgt locker 140.“ Haider: I hätt den letzten Wodka do nimmer trinken sollen. De anderen zwölfe hätten greicht.

profil: Wenn Sie jetzt noch da wären, würden Sie auf den Siebziger zugehen. Wären Sie immer noch in der Politik? Haider: Treten Kaiser denn jemals zurück?

profil: Manchmal werden sie in die Wüste geschickt. Haider: A nit schlecht. Dort wartet der Saif. So, aber jetzt is Schluss. Dos Interview hat mi deprimiert, i brauch wieder was zum Lachen.

profil: Was machen Sie jetzt? Haider: I geh in den Koralmtunnel.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort