profil-Kolumnist Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz: Klartext

Die Rede von Elmar Podgorschek (FPÖ) vor der AfD war – weil unter rechten Freunden – eh sehr offen. Beim nächsten Mal sagt er hoffentlich gleich überhaupt alles.

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Werte Gesinnungsgenossen, liebe deutsche Brüder! Ich freue mich außerordentlich, heute hier bei euch sein zu dürfen, denn wann haben wir normalen Menschen denn heutzutage noch die Gelegenheit, einfach unter uns und damit wir selbst sein zu können? Gut, zumindest in Österreich wird das schon zusehends leichter, seit wir das Sagen haben und mein Freund Herbert Kickl als Innenminister gleich einmal darangegangen ist, diese demokratische Zelle im Verfassungsschutz auszumerzen. Die hat sich bislang der Überwachung und Verfolgung anständiger Rechtsradikaler gewidmet, kann man sich das vorstellen? Wie verlottert kann ein Land, das ja immerhin den größten Staatsmann des vergangenen Jahrhunderts hervorgebracht hat, denn noch sein? Aber damit ist jetzt Schluss, ab jetzt wird nämlich zurückregiert.

Bei der Polizei und beim Bundesheer ist das zum Glück eh nicht so schwer, dort sind zum Großteil schon jetzt normale Leute. Damit sich das nicht ändert, sucht der Innenminister auch mit Inseraten in politisch verlässlichen Zeitungen wie dem „Wochenblick“ nach neuem Personal. Bei der Justiz arbeiten wir auch daran, ich bin zum Beispiel guter Hoffnung, dass es in Österreich in einigen Jahren wieder politische Häftlinge geben wird, die aus den richtigen Gründen einsitzen – und nicht wegen Wiederbetätigung. Diesbezüglich können wir uns durchaus vom Erdoğan einiges abschauen, der ist zwar ein Kümmelmusel, aber wie er mit der Opposition umgeht, da kann man nur sagen: Respekt! Nur, weil einer ein Musel ist, heißt das noch lange nicht, dass er nicht auch ein brauchbarer Faschist ist.

Es kränkt den Neger, wenn man zu ihm Neger sagt? Wär er halt keiner geworden!

Wobei, das darf man ja nicht mehr sagen. Das ist ja angeblich abwertend. Also nicht Faschist, das brauch ich gerade euch ja nicht zu erklären. Aber Musel. Oder Neger. Der linke Mainstream, der uns allen das Leben so schwer wie möglich macht, hat bestimmt, dass man zu einem Neger nicht mehr Neger sagen darf – obwohl der doch ziemlich eindeutig einer ist. Angeblich kränkt das den Neger. Liebe Freunde, dazu kann ich nur sagen: Dann wär er halt keiner geworden!

Seht ihr, das kann ich jetzt bei euch sagen, weil hier in diesem Raum alle Dinge richtig gesehen werden. Aber wenn ich das zum Beispiel im ORF sage, dann fallen dort die ganzen Bestien wieder über mich her. Oder auch in einem anderen Medium, mit denen ist ja auch kein Staat zu machen, wie wir ihn errichten wollen. Bis auf die „Krone“ und „Österreich“, möchte ich betonen, die haben sich auf die neuen Zeiten schon perfekt eingestellt, zum Teil, weil sie auch so normal sind wie wir, und zum Teil auch, weil sie in jeden Arsch kriechen, der sie mit Geld zuscheißt. Aber vor allem das öffentlich-rechtliche Fernsehen, diese antifaschistische Umerziehungsanstalt, ist ja dermaßen durchseucht mit linken Zecken, man glaubt es kaum. Da muss man militärisch denken, da gibt es nur eines: neutralisieren! Und dann besetzen! Zum Glück gibt uns die ÖVP da eh freie Hand, die sind froh, wenn wir ihnen die Drecksarbeit abnehmen. Wir haben jetzt schon einmal einen von uns als Vorsitzenden des Stiftungsrates installiert, dessen Verständnis von Journalismus deckt sich ungefähr mit jenem von Donald Trump, also wird schon alles gut werden. Das müssen wir jetzt durchziehen, auch wenn man uns Orbanisierung vorwirft. Oder von mir aus auch Putinisierung. Oder noch etwas anderes, denn mir persönlich würde ja eher eine Medienpolitik wie einst durch das größte Kommmunikationstalent des vergangenen Jahrhunderts vorschweben. Aber wir befinden uns ja erst am Anfang eines langen Weges. Wer weiß, vielleicht ist er ja sogar so lang, dass man ungefähr zehn Jahrhunderte braucht, um ihn zu Ende zu gehen, oder Freunde?

Die Kirche wird es auch noch billiger geben. Wenn dieser Klub von linksschwulen Weicheiern sich nicht endlich zu einem wehrhaften Christentum durchringt, dann werden halt wir das auch mitübernehmen. Schließlich muss noch endlich die Unterwanderung der Wissenschaft durch Wissenschafter beendet werden. Wo gibt es denn heute noch einen vernünftigen Rassentheoretiker, der die Dinge so sieht, wie wir normalen Menschen? Oder einen Zeitgeschichtler, der einsieht, dass damals nun wirklich nicht alles schlecht war? Oder genauer gesagt: das wenigste. Wo sind die Klima-Experten, die uns die Wahrheit sagen? Dass nämlich der sogenannte Klimawandel nur eine Verschwörung der linkslinken Eliten gegen den rechtschaffenen freien Bürger ist, der seine freie Fahrt liebt?

Liebe Freunde, ein großer Staatsmann hat einmal gesagt: „Die Demokratie ist nur ein Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.“ Nein, nicht der. Das war auch der Kümmelmusel. Aber er hat trotzdem recht. Wir sind noch nicht am Ziel. Aber mindestens auf halbem Weg. Und um sicherzustellen, dass der Zug nicht mehr zurückfährt, müssen wir gleich jetzt beginnen, die Schienen hinter uns abzureißen. Auf dass man sich flächendeckend wundern möge, was bald wieder alles möglich wird!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort