Rainer Nikowitz: Minister Sinister

Johannes Hübner, der bei seinen Freunden allein mit der Nennung des Namens „Kohn“ Heiterkeitsausbrüche hervorruft, gilt in der FPÖ als ministrabel. Na dann.

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Unterläufel: Herr Minister, Herr Minister! Schnell! Hübner: Nur keine jüdische Hast, Wolf-Dietrich! Was is denn los? Unterläufel: Da is einer am Telefon! Der Amerigana! Hübner: Aber Wolf-Dietrich! Seit der Donald das Weiße Haus mit der Überfülle seiner guten Ideen befruchtet, sagen wir nimmer „der Amerikaner“. Das ham wir im vaterländischen Krieg und seiner 70-jährigen Verlängerung gsagt. Aber jetzt haben wir ihn ja gewonnen – wenn auch nur durch Unterwanderung. Unterläufel: Also gut: Ein Amerigana is am Telefon. Hübner: Welche Küste? Unterläufel: Hä? Hübner: Ost oder West? Unterläufel: Woher soll i des wissen? Hübner: Haben Sie nach dem Telefonat noch alle Ihre Finger? Unterläufel: Wart … eins, zwei, drei, vier. Ja, passt. Hübner: Äh … vier? Unterläufel: Einer ist im Feld geblieben. Hübner: Im Feld? Wie das? Unterstützungseinsatz beim russischen Befreiungskampf in der Ost-Ukraine? Unterläufel: Wehrsportübung im West-Wienerwald. Und dabei irreparable Quetschung durch eine herabfallende volle Bierkiste. Hübner: Niemand hat behauptet, dass der Kampf um das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes keine Opfer fordern wird. Aber wie auch immer: Sie haben also no zumindest so viele Finger wie vorher. Somit kann es niemand von der Ostküste sein, hehe! Unterläufel: Ah so, jetzt hab i’s! Ich liebe Ihren jüdischen Humor! Sie kommen ja glei nach dem Kishon. Hübner: Ein bisserl auf die Sprache achten, gell Wolf-Dietrich? Ein Arier kann bekanntlich niemals hinter einem Juden kommen. Unterläufel: Natürlich, wo hab ich nur meinen Kopf. Hübner: Na, hoffentlich net im Hintern von irgendeinem Rothschild. Des hat ja schon einmal schlimm geendet, net wahr? Unterläufel: Meinen Sie jetzt, mit dem Holocaust? Hübner: Womit? Unterläufel: Na ja, mit der Geschicht damals, wo wir die Juden leider … dings mussten. Hübner: Sagen Sie einmal, Wolf-Dietrich, wie haben Sie diesen Job in meinem Kabinett eigentlich bekommen? Unterläufel: Na ja, das Übliche halt. Untadelige Familiengeschichte mit zwei Untersturmbannführern in unmittelbarer Verwandtschaft, richtiger Vorname. Und dann die Qualifikationen. Hübner: Die da wären? Unterläufel: Drei gefochtene Mensuren, zwei Online-Bestellungen bei Thor Steinar, eine Verurteilung wegen eines Hasspostings. Hübner: Das ist zwar einigermaßen beeindruckend, aber leider fehlt die geschichtliche Vorbildung völlig. Unterläufel: Na ja, ich hab schon in der Schule … Hübner: Hören S’ mir auf mit Schule! Staatlich verordnete Geschichtsklitterung! Sonst wüssten Sie ja, dass da damals nix gewesen ist. Unterläufel: Nix? Hübner: Rein gar nix. Nur eine Erfindung der Siegermächte, um uns unters Joch zu zwingen. Hat ja auch lang funktioniert. Aber jetzt ist damit endgültig Schluss. Unterläufel: Verstehe. Ich werde mich bessern. Und was mach ich jetzt mit dem Amerigana? Hübner: Was hat er denn gsagt? Irgendeine Information, von wo er anruft? Unterläufel: Irgendwas mit „Secretary Of State“. Hübner: A Sekretär? Na, dafür hab i wirklich keine Zeit. War sonst no irgendwas? Unterläufel: Wie jeden Tag: eine elektronische Depesche vom Herrn Kadyrow aus Tschetschenien. Hübner: Ah, endlich! Was schreibt denn die alte Hütte heut? Unterläufel: Zitiere: „Deine Pferd ist schwul. Ich es schlagen!“ Hübner: Hahaha, köstlich! Der ist mir vielleicht einer, der Ramsan! Unterläufel: Darf ich fragen, was das heißt? Ist das irgendein abhörsicherer Code unter Staatsmännern auf höchster Ebene? Hübner: Ach wo. Das ist nur sein heutiger Zug in unserer Fernschach-Partie. Wir sind ja gut befreundet. Unterläufel: Aber … dürfen wir denn mit einem Islamisten befreundet sein? Hübner: An sich natürlich nicht. Aber wenn der Islamist der Kettenhund von unserem väterlichen Freund und Vorbild Wladimir in Moskau ist, dann mach ma gern eine Ausnahme. Unterläufel: Puuh. Diese internationalen Verflechtungen sind schon kompliziert auch. Hübner: Gar nicht so. Wenn ich als Profi mir die anschau, seh ich auch nur ein Schachbrett. Unterläufel: Bitte? Hübner: Schwarz-weiß. Unterläufel: Ich bin ja so dankbar für die Chance, von den Besten zu lernen! Hübner: Ich sorg schon dafür, dass Sie nicht durch den Rost fallen! Rost fallen, höhö! So und jetzt sagen S’ einmal: Wohin geht eigentlich mein nächster Staatsbesuch? Unterläufel: Ungarn. Wie immer. Hübner: Ah, das Anti-Soros-Symposium? Unterläufel: Ja. Hübner: Die Arbeit wird einfach nicht weniger.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort