Rainer Nikowitz: Simmering gegen Spittelberg

Das Match zwischen Michael Ludwig und Andreas Schieder um den Wiener Bürgermeistersessel könnte durchaus zur Härteschlacht ausarten.

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Schieder: Rechtsverbinder! Ludwig: Salonlinker! Schieder: Ah, da schau her! Seit wann is denn „Linker“ a Schimpfwort in der SPÖ, ha? Ludwig: Spätestens, seit’s de „Krone“ sagt! Schieder: Na bravo. Und seit wann halten uns wir im Mastdarm von irgendwelche Drecksblattln auf? Ludwig: Lass mi kurz amoi nachdenken … Ah ja, i hab’s: Seit ma der Marie, de ma tonnenweise durt eineschieben, hintennach robben? Also: Eh scho immer? Schieder: Des war aber, bevor sie den Basti-Fantasti entdeckt ham. Ludwig: Wie wann des früher beim oiden Dichand und dem Haider anders gwesen warat. Schieder: Unser Inseratenpolitik war net mei Idee. Wenn i mi recht erinner, war da a früherer Wohnbaustadtrat führend. Aber guat, der is so wenigstens no Bundeskanzler worden. Ludwig: Da siecht ma wieder amoi, was des Wohnbauressort für a erstklassige Kaderschmiede is. Schieder: Wegen dem Faymann? Geh bitte! Ludwig: Immerhin war er fast acht Jahr Kanzler. Und schlechtere Wahlergebnisse als des letzte von dein speziellen Freund hat er a nie geliefert. Schieder: Gehst jetzt auf den Kern a no los? Ludwig: Meinst du den Strategen, der die Partei in Richtung Grüne geöffnet hat? Hat ja super funktioniert. Schieder: Du kannst es drahen und wenden, wie du willst, aber: Die SPÖ is entweder a linke Partei – oder gar kane mehr. Ludwig: Du kannst es a drahen und wenden, wie du willst, aber: De Stimmen von de Flächenbezirke hab trotzdem immer no i. Schieder: Und i hab de Brauner Renate. Und de Frauenberger Sandra! Ludwig: Stimmt. Wie hab i des nur vergessen können? Weil: Was Besseres könnt mir eigentlich gar net passieren. Schieder: Und, Freund der Blasmusik: I hab den Häupl. Ludwig: Des is ja der einzige Grund, aus dem du da jetzt auf der Matten stehst. Nur, weil mi der Oide net leiden kann und mir was z’Fleiß machen will. Schieder: Glaubst, mir macht er damit nix z’Fleiß? I könnt a im Parlament bleiben und durt a ruhige Kugel schieben. Aber irgendwer muss schließlich dafür sorgen, dass in Wien der Kurs stimmt. Ludwig: Nur werd des halt i sein. De Bures Dorli siecht des genauso. Schieder: De hat ja bekanntlich a Schwäche für Wohnbaustadträte. Ludwig: Und der Doskozil. Und mit eam de ganze burgenländische SPÖ. Schieder: Also alle siebene. Außerdem: Is des Burgenland jetzt a scho a Wiener Flächenbezirk? Ludwig: Wir kennan da jetzt natürlich weitermachen, bis ana weint. Wir kennan aber a vernünftig sein und nach ana gemeinsamen Lösung suchen. Schieder: Und de gemeinsame Lösung schauert dann wie aus? Ludwig: So wie i. Schieder: Du hast doch überhaupt net des Format dazu. Der Wiener Bürgermeister braucht an Schmäh. Ludwig: I hab a scho ghört, dass du angeblich privat an Schmäh hast. Des erinnert mi an den Gusenbauer. Von dem ham’s a immer gsagt, dass er privat sehr wohl soziale Intelligenz hat. Schieder: Außerdem hast du überhaupt des Charisma von an gehäkelten Topfuntersetzer. Ludwig: Andere waraten froh, wenn’s wenigstens des hätten. Weil mir warat jetzt a no nie aufgfallen, dass du eigene Autogrammkarten brauchst. Schieder: Du solltest amoi dabei sein, wenn i in ana Almhütten von de Naturfreunde auf a Brettljausen geh. Da is immer a Batzen Hallo! Ludwig: Hamma vüle von denen in Favoriten? Am Laaer Berg oder wo? Schieder: I kumm in Favoriten sehr wohl a guat an. Ludwig: Wann warst denn leicht des letzte Mal durt? Oder bist leicht scho z’frieden, wenn dir auf der Tangenten kana den Vogel zeigt? Schieder: Es wird dir net gelingen, mi als wödfremden Innenstadt-Schnösel hinzustellen. I kumm aus Hütteldorf, hallo? Ludwig: A scho was. I kumm aus’m Gemeindebau. Schieder: Und des könnt i nur schlagen, wenn i unter der Brucken aufgwachsen warat, oder wie? Des wird ja immer lächerlicher. Ludwig: Wir waren amoi a Arbeiterpartei, vergessen? Schieder: I kann mein Gramsci auswendig. Und alle Arbeiterlieder aus de Zwanzger-Jahr sowieso! Ludwig: Des wird die Arbeiter von heut aber ziemlich beeindrucken. Außer vielleicht, der Gabalier macht a Unplugged-Version davon. Schieder: Und was genau prädestiniert jetzt di zum großen Arbeiterführer? Ludwig: De Gewerkschaft. De is nämlich a für mi. Schieder: Und was is mit der SJ? Oder der Sektion 8? Ludwig: Ui. De hab i vergessen. Des klingt nach an Erdrutsch. Schieder: I hoff nur, i schlaf bei deiner Rede am Parteitag net ein, damit i dann für meine fit bin. Ludwig: Simmering gegen Spittelberg. Des is Brutalität. Schieder: Möge einfach der Bessere gewinnen. Ludwig: Wie wann’s auf des ankammert.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort