Rainer Nikowitz: Tête à tête

In der vertraulichsten Untergruppe der Koalitionsverhandlungen geht es vor allem um eine Ebene: die zwischenmenschliche.

Drucken

Schriftgröße

Strache: Sag amol, Basti, was machst du eigentlich sunst gern so? Privat, mein i. Kurz: Du, weißt eh. Amoi dies, amoi des. Strache: Aha. Und des heißt was genau? Kurz: Müss ma des unbedingt jetzt besprechen? Sollt ma net lieber bei Entlastung, Sozialversicherung und Deutsch-pflicht und so bleiben? Strache: I find scho, dass ma darüber reden sollten. Es geht ja bei dem ganzen Projekt irgendwie a um die Chemie. Dass ma si versteht, verstehst? Gemma vielleicht amol auf a Bier, dos wär do a Idee, ha? Kurz: I trink ja net wirklich was. Strache: Dann halt vo mir aus auf a Mineral. Kurz: Von dem stoßt’s mi dann immer so auf. I hab amoi vor ana Pressekonferenz ans trunken und dann is ma zwischen Balkan- und -route a klana Rülpser auskommen. Also für mi nur mehr stilles Wasser. Strache: Is des net auch zu gefährlich? Die sind ja wiederum so tief. Kurz: Hä? Strache: Kleiner Witz. Kurz: Ah so. Da kenn i mi net so aus, weil für die is bei uns ausschließlich der Blümel zuständig. Net freiwillig, aber doch. Strache: Pass auf, i fang amol an: Also i für meinen Teil sammel ja Kronenkorken. Kurz: Kronenkorken. Strache: Ja! I hab scho zwatausendsechshundertvieradachzg verschiedene. Oder dreiadachzg. Die letzte Zählung hat da leider ka ganz wasserdichtes Ergebnis bracht, weil die letzten sechse erst ganz knapp davor dazukommen san. Oder waren’s siebene? Kurz: Kronenkorken. A was Schönes. Strache: Und du? Sammelst du a was? Matchbox-Autos vielleicht? Oder de Sachen aus de Überraschungseier? Kurz: Na, eigentlich net. Pokémon GO hab i a Zeit lang gspielt. Strache: No, immerhin. Und sunst? Was für Filme schaust denn gern? Weil wir könnten ja a amol an Videoabend machen mit de Frauen, zerscht ess ma a Fondue oder was und dann: Chuck Norris! Kurz: Hmm. I mag ja eher so Romantic Comedies. Strache: Öh, na ja … vielleicht find ma was Lustiges mit dem Chuck und ana hilflosen Blondine, die von eam gerettet wird und dann … Der hat ja so a breit aufgestelltes Lebenswerk, des tät ma ja als Nicht-Auskenner gar net glauben. Kurz: Jennifer Aniston wär mir trotzdem lieber. Strache: Pfuhh. I weiß net, ob ma da zsammkumman. Kurz: Na ja, muss ja a net sein. Strache: I hab des Gfühl, du willst mi gar net so richtig kennenlernen. Kurz: Doch, doch! Es is nur … I will net, dass du dann vielleicht enttäuscht bist. Strache: Warum sollt i des denn sein? Kurz: Weil i möglicherweise gar net so spannend bin, wie alle glauben. Strache: Aber des glaubt do sowieso niemand, Tschapperl! Kurz: No, dann bin i ja beruhigt. Strache: Wir kriegen des scho hin, ka Angst. Probier ma’s anders: Was machst du zum Beispiel, wennst es amol so richtig krachen lassen willst? Kurz: Wie, krachen? Strache: Na ja, feiern halt. Abrocken! Kurz: Abrocken? Du meinst, so mit Phil Collins und so? Strache: Äh …, so ähnlich. I mein, i hab ja mei Bude und die alten Herren für so was. Und natürlich Ibiza. Da könnt i dir Gschichten erzählen, de tätst ja gar net glauben. Kurz: Nix Menschliches is mir fremd. Schließlich komm i aus der Jungen ÖVP. Strache: Hu. Kurz: Was? Glaubst leicht, dort wird net gscheit gfeiert? Strache: Du meinst, mit Flaschendrehen und allem? Kurz: Des hätt ma glatt gmacht! Strache: Hätt ma? Des heißt, ihr habt’s net? Kurz: Sie ham’s uns meistens leider net erlaubt. Strache: Wer kann einem denn so was verbieten? Kurz: Zuerst die Eltern. Strache: Aber wen interessiert denn des? Kurz: Und dann der Schüssel. Strache: Verstehe. I bin also net der Einzige, der a harte Jugend ghabt hat. Kurz: Na ja, i hab wenigstens net im Tarnanzug durch den Wald robben und dabei „Peng, Peng!“ schreien müssen. Strache: Von müssen war da aber wirklich net die Red. Des war do des Beste an meiner Jugend! Kurz: Wennst des in allen zukünftigen Interviews a bissl anders formulieren könntest, wär i dir ziemlich dankbar. Strache: Heast! I hab des scho verharmlost, da hast du no sehnsüchtig auf a bewegungslos daliegende Flaschen gschaut. Kurz: Na ja, wie auch immer. Tu ma jetzt weiter? Strache: Mit dem Besserkennenlernen? Kurz: I hätt eher gedacht mit Strafrechtsverschärfung und so … Strache: Na geh! Kurz: Du musst des so sehen: Ich lebe und atme Politik. 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Strache: Kummst vielleicht wenigstens amol mit zum Villacher Fasching oder so? Kurz: Ehrlich gsagt … Strache: Versteh scho. Kurz: Wie gsagt, da hab i ja den Blümel. Strache: Also dann: Kinderbeihilfe für Ausländer. Wie tamma do? Kurz: Now you’re talking.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort