Rainer Nikowitz: Der Großknopferte

Donald Trump schon wieder in aller Munde. Mit der Größe seines, äh, Knopfes und den drastischen Enthüllungen in „Fire and Fury“. Zeit für ein nie geführtes Interview.

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profil: Mr. President, zum Ersten möchte ich Ihnen versichern, wie ungeheuer beeindruckt ich bin, dass Sie den größeren haben als Kim Jong-un. Trump: Das wundert mich kein bisschen. Ich bin selbst die meiste Zeit bloody beeindruckt von mir. Aber beim Vergleich mit diesem Nordkoreaner war das ja von vornherein sonnenklar. Man weiß ja, dass die Schlitzaugen in puncto Größe mit richtigen Männern nicht mithalten können. Und schon gar nicht dieser verrückte Dicke. profil: Manche Beckmesser finden allerdings, dass so ein weltpolitischer Schwanzlängenvergleich via Twitter eines amerikanischen Präsidenten unwürdig sei. Trump: Bei diesen Losern ist es doch völlig egal, was ich mache: Ob ich jetzt Nordkorea auf Twitter besiege, bei einer Besprechung mit meinen Generälen „Candy Crush“ spiele oder irgendeiner Frau dorthin greife, wo die Bitches doch alle miteinander am liebsten von uns angegriffen werden – die haben immer was auszusetzen. profil: Wenn wir schon bei Frauen sind: Ihre eigene soll geweint haben, als sich herauskristallisiert hat, dass Sie tatsächlich die Wahl gewinnen. Und zwar nicht aus Freude. Trump: Ach, die heult doch dauernd rum. profil: Warum denn? Trump: Brauchen diese hysterischen Weiber einen Grund? Einfach so! Nehmen Sie nur heute früh: Ich komme aus der Dusche, Melania sieht mich an, beginnt zu weinen – und reicht mir ein Handtuch. profil: Seltsam. Trump: Sie sagen es. profil: Die Information über die Tränen Ihrer Frau stammt aus dem Buch „Fire and Fury“, in dem vor allem Ihr Ex-Vertrauter Steve Bannon wenig Schmeichelhaftes über Sie verbreitet. Unter anderem wird dort behauptet, Sie wären von Ihrem Sieg selbst schockiert gewesen, weil Sie den Wahlkampf eigentlich nur als Werbeplattform für Ihre Fernsehaktivitäten gesehen hätten. Trump: Da sieht man wieder, wie unglaublich großartig ich bin. Ich wollte gar nicht gewinnen und habe trotzdem den größten Sieg seit dem von Speedy Gonzales gegen den Roadrunner geschafft. profil: Speedy Gonzales? Der ist aus Mexiko, nicht? Trump: Solange er dortbleibt, habe ich damit kein Problem. profil: In dem Buch steht auch, Sie seien mit dem Präsidentenamt heillos überfordert und auch gelangweilt. Trump: Würde Ihnen dieser Job denn Spaß machen? profil: Ganz sicher nicht. Aber mir würde es generell eher wenig Spaß machen, Sie zu sein. Trump: Na, da wissen Sie aber nicht, was Ihnen entgeht! profil: Ich fürchte doch. In „Fire and Fury“ wird weiters behauptet, quasi alle Ihre Minister hielten Sie für einen „Idioten“ und ein „Kind“. Trump: Würde ein Idiot so viele Follower auf Twitter haben? profil: Nun ja. Wenn ich mich auf Twitter so umschaue … Trump: Würde ein Kind ein Drittel seiner bisherigen Präsidentschaft damit verbringen, Golf zu spielen? profil: Nein. Wahrscheinlich eher mit der PlayStation. Trump: Ha! Wenn das kein Beweis ist! profil: Ihre Tochter Ivanka, die als eine Ihrer wichtigsten Beraterinnen gilt und sich deshalb angeblich rühmt, die wahre Präsidentin zu sein, wird in dem Buch als „dumm wie ein Ziegelstein“ beschrieben. In einer vorher kursierenden deutschen Übersetzung dieser Passage war allerdings von „dumm wie ein Brett“ die Rede. Was trifft Ihrer Meinung nach eher zu? Trump: Könnten Sie die Frage wiederholen? Ich habe gerade mit dem verdammt großen Knopf auf meinem Tisch gespielt und war kurz abgelenkt. profil: Ach, ist nicht so wichtig. Sie hören ja auch bei diversen Gipfeltreffen nicht zu, da muss ich mich nicht grämen. Trump: Sagen Sie, woher kommen Sie noch einmal? profil: Aus Österreich. Trump: Ah! Tolle Stadt, dieses Österreich. Leider war ich dort noch nie. profil: Der Schmerz ist ganz auf unserer Seite. Wo Sie doch auch bei uns viele Fans haben. Die größten sitzen jetzt sogar in der Regierung. Trump: Kein Wunder. profil: Allerdings sind die wahrscheinlich sogar noch glühendere Fans von Wladimir Putin. Trump: Nun ja. Der hat wohl auch einen ziemlich großen. profil: Eine letzte Frage noch: Wenn Ihnen Ihr Job wirklich nicht gefällt – warum tun Sie sich und der Welt nicht einen Gefallen und treten einfach zurück? Trump: Und was soll ich dann machen? profil: Nur mehr Golf spielen. Oder Knopfharmonika. Trump: You are Fake News! profil: Eh.

Jetzt im Handel:

„Altenteil“, der neue Krimi von Rainer Nikowitz, (Verlag Rowohlt). Buchpräsentation am 22.1., 19:30 Uhr, in der Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien. Eintritt frei, Anmeldung bei [email protected] oder ­telefonisch unter 01/98898 111.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort