Morgenpost

Die FPÖ im Superwahljahr: Offene Fässer, feuchte Wiesen

Ein Affärenstrudel hat die Freiheitlichen erfasst.

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Ein Fass ohne Boden hat den prinzipiellen Nachteil, dass das, was man oben hineinfüllt, meistens sehr bald unten wieder hinausläuft. Außer natürlich, man legt etwas unter. Oder man bemüht sich um ein neues Gefäß. 

Für die zweite Alternative hat sich der ehemalige FPÖ-Pressesprecher Alexander Surowiec, laut seiner Twitter-Biographie auch „Journalist, Publisher, Ex-Sniper, All-Source Intelligence (…)“, entschieden. Surowiec betreibt den Blog „Fass ohne Boden“ und hat diesen Frühling offenbar großteils damit verbracht, ebendieses trockenzulegen. Auf X (Twitter) schrieb er am 1. Mai: „Nach mehreren Monaten harter Arbeit haben wir bei ‚Fass ohne Boden‘ ca. 750 GB Daten, Datenleaks und Dokumente digital geschreddert, Berge an Akten physisch vernichtet und die Backups digital ins Ausland verschoben.“

Laptops...

Das ist insofern interessant, als Herr Surowiec in der Affäre um den ehemaligen BVT-Mitarbeiter Egisto Ott eine nicht ganz unerhebliche Rolle gespielt haben dürfte. Zur Erinnerung: In der Causa geht es um den Vorwurf der Auslands-Spionage und – unter anderem – auch um mehrere verschlüsselte Laptops, die mutmaßlich aus den Beständen des österreichischen Staatsschutzes stammen und von denen mindestens einer via Jan Marsalek an russische Abnehmer weiterverkauft wurde (zwei weitere Geräte konnten bei Egisto Ott sichergestellt werden). Wie das Puzzlestück Surowiec in diese Causa passt, beschreibt Anna Thalhammer in einer Geschichte im neuen profil, die Sie hier auch online lesen können. 

...und Lederhosen

Darin wird auch die Querverbindung zur Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) ausgeleuchtet, die derzeit ja insgesamt wieder einmal auf tendenziell sumpfigem Terrain steht. Herbert Kickls Durchmarsch zum „Volkskanzler“ hatscht gerade ein bisschen. Denn wie Gernot Bauer, Lena Leibetseder, Stefan Melichar, Max Miller und Jakob Winter in unserer aktuellen Titelgeschichte erläutern, summieren sich die diversen FPÖ-Skandale der jüngeren Vergangenheit (Inseraten-Causa, Parteigelder-Affäre, Spionage-Kiste, Postenschacher-Verdacht) gerade zu einem ziemlichen Klotz am Bein. Vorschlag für eine neue Bauernregel: Wenn überläuft das Fass, die Wiesen werden nass. 

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.