Schlachthöfe

Die EU und das Fleisch: Schick mir Schweine aus Steiermark

Der Beitritt zur EU hat Österreichs Fleischindustrie verändert – und den Tiroler Speck zum Exportschlager werden lassen.

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Der 17. Dezember 1997 war im Osten Österreichs ein bitterkalter Tag. Minus sechs Grad hatte es in Eisenstadt, minus vier in St. Pölten und minus fünf in Wien. Dort, im 3. Gemeindebezirk, endete an diesem eisigen Mittwoch ein Stück Geschichte: Nach 150 Jahren stellte der Schlachthof Sankt Marx seinen Betrieb ein. 50 Rinder aus Niederösterreich wurden am Vormittag noch geschlachtet, dann war Schluss. Auch für die 150 Fleischhauer, die dort angestellt waren, begann eine neue Zeitrechnung. „Ich kenn doch nur Fleisch. Und jetzt soll ich mit 50 noch Hilfsarbeiter werden“, klagte einer von ihnen im „Standard“.

Szenen wie diese spielten sich in den 1990er-Jahren in ganz Österreich ab. Schlachthöfe, die über Jahrhunderte die städtische Bevölkerung mit Fleisch versorgt hatten, mussten schließen. Sie waren durch die Konkurrenz der Supermärkte ohnehin wirtschaftlich marode, der EU-Beitritt gab vielen von ihnen den letzten Rest. Die Einhaltung der Hygienerichtlinien aus Brüssel konnten sie nicht mehr stemmen. Bis heute beeinflusst die Union die österreichische Fleischindustrie – und ihre potenziellen Nachfolger.

Moritz Ablinger

Moritz Ablinger

ist seit Mai 2023 Redakteur im Österreich Ressort. Schreibt gerne über Abgründe, spielt gerne Schach und schaut gerne Fußball. Davor beim ballesterer.