"Unser Dirndl lass ich mir auch von einer Jugoslawin nicht schlecht machen"

Die steirische FPÖ-Landtagsabgeordnete Helga Kügerl sollte ein Statement gegen „Hass im Netz“ abgeben – stattdessen attackierte sie eine SPÖ-Politikerin mit einer rassistischen Aussage.

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Die steirische Politikerin Helga Kügerl sitzt seit dem Jahr 2015 für die FPÖ im Landtag. Über die Bundeslandgrenze hinaus erlangte Kügerl bisher wenig Bekanntheit. Nur zwei Mal ließ sie aufhorchen: Das eine Mal im Juli 2017, als die FPÖ einen Antrag gegen die Tötung von Eintagsküken einbrachte. Kügerl las den Antrag im steirischen Landtag vor – und bekam nach den ersten Sätzen einen lauten Lachkrampf. Auch die wiederholte Selbstermahnung ("Das ist wirklich ein ernstes Thema") half nichts. Sie lachte bis zum Ende des Vortrags durch.

Zuletzt sorgte Kügerl vergangenen Dienstag für Aufregung. Während der Landtagssitzung hat die FPÖ-Politikerin eine erstaunliche Leistung zusammengebracht: Ausgerechnet als sich der Landtag "zivilisierte Debattenkultur" verordnen wollte, im Landtag und im Netz, attackierte sie in ihrer Rede die SPÖ-Abgeordnete Michaela Grubesa mit einer rassistischen Aussage.

Im Herbst des Vorjahres startete die Grüne Landtagsabgeordnete Lara Köck eine Initiative für besseren Schutz bei Hass und Gewalt im Netz, von dem Frauen besonders betroffen sind. Anlass dafür war auch der Prozess gegen die Ex-Grünen-Politikerin Sigi Maurer in der Bierwirt-Causa. Daraus wurde jetzt ein Antrag, der von allen im Landtag vertretenen Parteien unterstützt wird.

Vergangenen Dienstag bekannten sich die steirischen Abgeordneten zu "einer zivilisierten Diskussions- und Debattenkultur auch in Sozialen Medien". Sie wollen Vorbild sein und "die Kultur der politischen Diskussion und die Würde und die Meinung des politisch Andersdenkenden achten." Die Landesregierung wurde außerdem aufgefordert, ein "Maßnahmenpaket gegen Hass im Netz" zu erarbeiten.

Die SPÖ-Abgeordnete Michaela Grubesa freute sich in der Landtagssitzung über die Initiative. Gerade bei diesem Thema sei es wichtig, dass sich Frauen über die Parteigrenzen hinweg solidarisch zeigen: "Hier darf kein Blatt zwischen uns passen". Grubesa konnte es sich bei dieser Gelegenheit aber nicht nehmen lassen, die FPÖ für ihre Darstellung von Frauen im Netz zu rügen: Man könne auf der Facebook-Seite des Rings Freiheitlicher Jugend sehen, "wie ernst die FPÖ das Thema angeht": Die blaue Organisation zeige "Frauen im Bikini" und "Frauen im Dirndl mit riesengroßem Ausschnitt". Diese sexistischen Postings seien "unerträglich".

Helga Kügerl trat nach Grubesa ans Rednerpult und zeigte sich empört: "Dirndl, sexistisch, Bikini – was ist überhaupt los? Wo sind sie denn hergekommen?", wollte sie von Grubesa wissen. Die SPÖ-Politikerin ist gebürtige Steirerin und hat kroatischen Migrationshintergrund. "Das Dirndl, die steirische Tracht, lasse ich mir auch von einer Jugoslawin nicht schlecht reden", polterte Kügerl und verließ das Podium.

Grubesa konterte Kügerl auf Twitter und postete ein Foto von sich im Dirndl: "FPÖ Abgeordnete sagt gerade zu mir im Landtag allen Ernstes: ‚Ich lasse mir das Dirndl auch von einer Jugoslawin nicht nehmen!‘ Well, Helga … ICH lass es mir von der FPÖ Steiermark nicht nehmen."

Kügerl hielt es bisher nicht für notwendig, ihre Aussage im Landtag zu kommentieren. Lediglich ein Parteikollege ließ ausrichten, dass es Kügerl "nicht so gemeint" habe.