Club 3

Gerhard Karner: „Es gibt keine Seilschaften im Innenministerium“

Der neue Minister im Club 3. Ist Gerhard Karner geläutert – und so freundlich, wie er sich gibt?

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Das Innenministerium in der Wiener Herrengasse ist meist direkt oder indirekt eine Domäne der niederösterreichischen Volkspartei. Karl Nehammer war zwar formal Wiener, bezog seine Hausmacht aber wohl aus St. Pölten. Bei seinem Nachfolger ist die Sache eindeutig: zuletzt Zweiter Landtagspräsident in Niederösterreich, ewig in den Diensten Erwin Prölls, zuvor auch mal Pressesprecher des damaligen Innenministers Ernst Strasser (ein Oberösterreicher, der aber politisch unter der Enns sozialisiert worden war).

Ist Gerhard Karner also ein typischer niederösterreichischer VP-Politiker: freundlich im Anschein, aber mit allen Wassern gewaschen und im Zweifelsfall auch mit an Brutalität grenzender Härte ausgestattet? Gerhard Karner war unser Gast im Club 3, dem gemeinsamen TV-Talk von profil, „Kurier“ und „Kronen Zeitung“, und eine Antwort auf diese Frage wäre spannender als ohnehin nicht zu erwartende inhaltliche Festlegungen eines Ministers.

Seine eigene Antwort – zum Beispiel auf den profil-Vorhalt von Karner-Zitaten, gerichtet an den politischen Gegner wie „unerträgliche Dummheit“, „charakterlose Speibereien“, „heimatfremde Polizistenhasser“: Im Wahlkampf müsse man „Kante zeigen“. Aber ja, da seien „Ausdrücke gefallen, die einem später nicht mehr so einfallen würde“. Was sagt Karner zu den Chatprotokollen aus dem Sebastian-Kurz-Umfeld? Die wohl härteste Aussage in der 60-Minuten-Sendung: „Das sind Dinge, die grausig sind.“

Der Kritik an der mitleidslosen Migrationspolitik der Türkisen, wie sie gerade auch von Granden der niederösterreichischen ÖVP zu hören war, schenkt Karner hingegen keinen Millimeter, kein verständnisvolles Wort: „Die Linie wird beibehalten.“ Impfpflicht und Zweifel daran, geäußert in einem von angeblich 600 Polizisten unterzeichneten Brief? Er wolle „Dinge von Einzelpersonen nicht überbewerten“. Ein skurriler Höhepunkt des Talks nach einer Frage zu parteipolitischen Besetzungen im Innenministerium: „Es gibt keine Seilschaften im Innenministerium.“

Fazit: Gerhard Karner gibt sich jedenfalls freundlich. Ob er die von ihm bekannte politische Brutalität pflegen wird, ließ sich nicht ergründen. Aber machen Sie sich selbst ein Bild – ab Samstagabend via profil.at, schauTV und krone.tv!