„Die Macht ist machtlos“

Wendejahr 1989: Wie die dramatischen Ereignisse in Ungarn, Polen und Berlin im Kreml diskutiert wurden

Titelgeschichte. Wendejahr 1989: Wie die dramatischen Ereignisse in Ungarn, Polen und Berlin im Kreml diskutiert wurden

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Der Sturm an der Südküste Maltas erreichte Spitzen von fast 100 km/h. Fest vertäut lag die Maksim Gor’kij an diesem 3. Dezember 1989 im Hafen. Sorgenvoll sah der sowjetische Staats- und Parteichef hinaus zum amerikanischen Kreuzer Belknap, der mit US-Präsident George Bush an Bord wie eine Nussschale auf den Wellen tanzte. Bald sollte Michail Gorbatschow auf einer Barkasse zur Belknap gebracht werden. Er winkte ab: Er sei ein Landmensch und denke nicht daran, sich dem tobenden Meer auszusetzen. Nicht nötig, ließ der ehemalige Marineflieger Bush zurückfunken: Komme eben er zur Maksim Gor’kij, man könne ja auch dort verhandeln. „Wir beobachteten nicht ohne Bewunderung wie der Präsident der Supermacht leicht und schnell ins Motorboot glitt, wie dieses hinter einem Wellenkamm verschwand, wie es erneut auftauchte und Bush schnell an Bord stürmte,“ schrieb Gorbatschows Sekretär Anatolij Cernajaev abends in sein Tagebuch.

Das Treffen vor Malta markiert das Ende des Kalten Kriegs, der die Welt mehr als vier Jahrzehnte lang in Atem gehalten hatte ... Die Ereignisse in jenem dramatischen Wendejahr 1989 bekommen jetzt durch die Arbeit eines österreichischen Historikerteams um Professor Stefan Karner vom Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung einen völlig neuen Hintergrund.

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