Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)

Landtagswahl in Niederösterreich: Parteien, Kandidaten, Fakten

Am 28. Jänner findet die niederösterreichische Landtagswahl statt. profil hat für Sie die wichtigsten Informationen.

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Listen

Bei der niederösterreichischen Landtagswahl am 28. Jänner 2018 werden sieben Listen antreten. Neben ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen kandidieren erstmals auch die NEOS landesweit. Nur in den Wahlkreisen Amstetten, Melk und Mödling tritt die Christliche Partei Österreichs (CPÖ) an, lediglich im Wahlkreis Baden die Liste Wir für Niederösterreich. Die Liste Frank, die beim Urnengang 2013 als Team Stronach auf Anhieb hinter ÖVP und SPÖ auf Platz drei gelandet war, kandidiert nicht mehr.

Die exakte Listenbezeichnung der Sozialdemokraten lautet Liste Franz Schnabl - SPÖ. Die pinke Partei kandidiert als NEOS - Das neue Niederösterreich.

Stabile Umfragen sehen ÖVP ohne Absolute vor SPÖ und FPÖ

Die bisherigen Umfragen zur Landtagswahl in Niederösterreich zeigen ein stabiles Bild. Die ÖVP wird demnach einen klaren Sieg einfahren, wenn auch die absolute Mehrheit wahrscheinlich außer Reichweite ist. Der SPÖ werden leichte Zugewinne prognostiziert. Sie dürfte sich vor der FPÖ behaupten, obwohl diese stark zulegen dürfte. NEOS und Grüne können auf den Einzug in den Landtag hoffen.

Resultate und Hochrechnungen werden am Sonntag kurz nach 17 Uhr veröffentlicht. Das vorläufige Gesamtergebnis (inkl. Briefwahl) sollte rund um 20 Uhr vorliegen.

Statistisches

Beim Urnengang am 3. März 2013 waren 1.404.454 Personen stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung betrug 70,87 Prozent. Am 28. Jänner 2018 gibt es laut Landtagspräsident Hans Penz (ÖVP) 1.386.343 Wahlberechtigte (714.021 Frauen, 672.322 Männer), somit um 18.111 weniger als vor fünf Jahren. Es könne durchaus der Fall sein, dass dies mit der Zweitwohnsitzer-Thematik zusammenhänge, sagte der Landtagspräsident.

Nach der Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung mit Jahresbeginn 2017 gibt es nunmehr 20 statt 21 Kreiswahlbehörden. Die Zahl der Wahlsprengel beträgt wieder etwa 2.600, so Penz. In den Wahlbehörden werden 30.000 Personen ehrenamtlich tätig sein. Stimmenstärkster Bezirk ist St. Pölten (inklusive der Landeshauptstadt) mit 149.625 Wahlberechtigten.

Spitzenkandidaten/Spitzenkandidatinnen

Die Listenersten der sechs Parteien, die Landeswahlvorschläge eingereicht haben (Anm.: Die Christliche Partei Österreichs (CPÖ) steht in drei Bezirken auf dem Stimmzettel, hat aber auf einen Landeswahlvorschlag verzichtet und somit auch keinen Spitzenkandidaten.):

ÖVP

Johanna Mikl-Leitner (53) ist vor nicht ganz zwei Jahren vom "schwierigsten Job dieser Republik" (Innenministerin) in die Heimat zurückgekehrt, um die mächtige VP NÖ in die Wahl zu führen. Die Polit-Karriere startete für die (am 9. Februar 1964 geborene) Weinviertlerin vor 25 Jahren mit der Organisation der "Initiative für Erwin Pröll" für die Wahl 1993. Gefördert vom Landeshauptmann ging es für die studierte Wirtschaftspädagogin flott nach oben: 1995 wurde sie Marketingleiterin der VP NÖ, 1998 Landesgeschäftsführerin und nach vierjährigem Intermezzo im Nationalrat beförderte Pröll sie 2003 zur Landesrätin für u.a. Europa- und Familienagenden. Unter Josef Pröll machte Mikl-Leitner als Vize-Parteichefin einen ersten Schritt in den Bund, 2011 wurde sie Innenministerin und kurz darauf auch ÖAAB-Obfrau. Ins Land zurück kehrte Mikl-Leitner - die mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Klosterneuburg lebt - im April 2016 zunächst als LH-Stellvertreterin, am 25. März 2017 beerbte sie ihren Förderer als Landesparteichefin, am 9. April 2017 auch an der Landesspitze.

Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)

SPÖ

Mit Franz Schnabl (59) bemüht sich ein ehemaliger Polizist, die SPÖ im schwarzen Kernland wieder aus dem historischen Tief herauszubringen, in das sie 2013 mit Sepp Leitner fiel. Dazu bedient er sich einer durchaus kontroversiellen Werbekampagne. Auseinandersetzungen ist Schnabl - am 14. Dezember 1958 in Neunkirchen geboren - durchaus gewohnt, setzte Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) doch 2002 den ehemals jüngsten Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache ab. Mit Unterstützung der SPÖ kämpfte Schnabl dagegen an, trat aber noch ehe die Sache endgültig entschieden war als Sicherheitschef in den Magna-Konzern ein. In der SPÖ verankert ist Schnabl seit September 2004 auch als Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreichs (ASBÖ) und damit kooptiertes Mitglied im Bundesparteivorstand. Nach seiner Kür zum Landesparteivorsitzenden am 24. Juni 2017 und zum Landesrat am 21. September 2017 verlegte er - nach Eisenstadt und Wien - seinen Wohnsitz in sein Geburtsland zurück. Jetzt wohnt der verheiratete 59-Jährige - der einen Sohn und eine Tochter sowie einen Enkel hat - in St. Pölten.

Franz Schnabl (SPÖ)

FPÖ

Die FPÖ führt doch nicht Landesparteiobmann Walter Rosenkranz in die Wahl, sondern der Landtagsabgeordnete und Wiener Neustädter Stadtrat Udo Landbauer - weil Rosenkranz wegen des Eintritts der FPÖ in die Bundesregierung Klubobmann wurde. Am 12. April 1986 in Neunkirchen geboren, studierte Landbauer - nach der Matura am Militärrealgymnasium Wiener Neustadt - Jus an der Universität Wien und anschließend Management (Masterstudium). Sein politischer Weg führte vom Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) - dessen Bundesobmann er seit 2012 ist - und Jobs als politischer Referent und Büroleiter im Wiener Rathausklub über die Wiener Neustädter Partei (seit 2007 Bezirksparteiobmann, 2010-2013 und ab 2016 Stadtrat) nach der Wahl 2013 in den NÖ Landtag.

Landbauer geriet zuletzt in Kritik, nachdem antisemitische Liedtexte der "Germania Wiener Neustadt", bei der Landbauer Mitglied ist, publik wurden - er stellte daraufhin seine Mitgliedschaft ruhend.

Udo Landbauer (FPÖ)

Die Grünen

2013 noch Listenzweite, hat Helga Krismer (45) heuer die schwierige Aufgabe, mit den Grünen die erste Landtagswahl nach dem Rauswurf aus dem Nationalrat zu schlagen. Nachfolgerin Madeleine Petrovics als Klubobfrau ist die (am 18. September 1972 in Kufstein) gebürtige Tirolerin schon seit Jänner 2014, am 15. November 2015 wurde sie auch Landessprecherin. Nach Niederösterreich verschlug es Krismer wegen des Veterinärmedizin-Studiums mit Schwerpunkt Lebensmittelhygiene. In ihrem Wohnort Baden kam die promovierte Doktorin in Kontakt mit den Grünen. 2000 wurde sie Gemeinderätin, seit 2010 ist sie Vizebürgermeisterin der Stadt. 2003 zog sie zudem in den Landtag ein. Privat lebt die 45-Jährige mit Mann, Sohn Lukas und Stieftochter Sarah in einer Patchworkfamilie.

Helga Krismer (Die Grünen)

NEOS

Mit einer gebürtigen Vorarlbergerin ziehen die NEOS in ihre erste Landtagswahl. Indra Collini (geboren am 6. Dezember 1970) kam vor mehr als 20 Jahren aus beruflichen Gründen nach Niederösterreich. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Uni Innsbruck war sie viele Jahre in leitender Funktion in der Markenartikelbranche tätig, auch ein eigenes Unternehmen hat sie aufgebaut. Seit zwölf Jahren lebt sie mit Mann und zwei Kindern in Brunn am Gebirge. Weil sie "nicht mehr länger nur zuschauen" wollte, wurde sie 2012 ehrenamtlich bei den NEOS aktiv - und brachte es schon 2013 zur stellvertretenden und 2016 zur Landessprecherin für Niederösterreich. Zur Spitzenkandidatin wurde Collini, wie bei den NEOS üblich, in einem dreistufigen Prozess gekürt.

Indra Collini (NEOS)

Wir für Niederösterreich

Nicht seine erste Wahl schlägt Robert Marschall (51) - aber seine erste mit der jetzt "Wir für Niederösterreich" benannten Liste. Bekannt wurde er als Obmann der EU-Austrittspartei, die sich bei verschiedenen Wahlen erfolglos um Mandate bewarb - und auch durch mehrere (bisher ebenfalls erfolglose) Wahlanfechtungen. Jene zur Nationalratswahl 2017 liegt derzeit beim VfGH. Bei der NR-Wahl holte er mit EUAUS nur 0,01 Prozent (er schaffte es nur in Wien auf den Stimmzettel), bei der EU-Wahl 2013 war sein Wahlbündnis mit 2,76 Prozent vergleichsweise erfolgreich. Der am 5. März 1966 in Wien geborene Herausgeber und Geschäftsführer des Wiener Stadtmagazins wien-konkret.at lebt in der Wienerwald-Gemeinde Gablitz.

Robert Marschall (Wir für Niederösterreich)

Letztes Wahlergebnis (2013)

ÖVP: 50,79 % SPÖ: 21,57 % FRANK: 9,84 %
FPÖ: 8,21 % Grüne: 8,06 % Sonstige: 1,52 %

Bisherige Landeshauptleute

Die Landeshauptleute von Niederösterreich seit 1945:

Leopold Figl (1. Mai 1945 bis 15. Oktober 1945) Josef Reither (13. Dezember 1945 bis 2. Mai 1949) Johann Steinböck (5. Mai 1949 bis 14. Jänner 1962) Leopold Figl (31. Jänner 1962 bis 9. Mai 1965) Eduard Hartmann (16. Juni 1965 bis 14. Oktober 1966) Andreas Maurer (24. November 1966 bis 22. Jänner 1981) Siegfried Ludwig (22. Jänner 1981 bis 22. Oktober 1992) Erwin Pröll (22. Oktober 1992 bis 19. April 2017) Johanna Mikl-Leitner (seit 19. April 2017)

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