Selbstversuch: Nach Bella Italia mit dem E-Auto

Auf meinem Grado-Trip musste ich feststellen: Das Zeitalter der E-Mobilität ist noch nicht überall angekommen.

Drucken

Schriftgröße

Von Philipp Horak

Im Februar habe ich meine unfassbar hässliche Familienkutsche gegen einen wunderschönen Citroën ë-C4 Electric eingetauscht. Für mich quasi der Aufbruch in ein neues Zeitalter. Mein erstes Auto, bei dem ich den Schlüssel in der Hosentasche lassen kann, und es öffnet von selbst, wenn ich in der Nähe bin. Mein erstes Auto, das ich mit der App vorklimatisieren kann. Mein erstes Auto mit dem perfekten Tempomat. Und selbst im Winter, wenn es kalt ist, habe ich manchmal das Fenster offen, denn es ist so schön, dem leisen Surren zu lauschen.

Mein Auto hat in der Stadt bei Stop-and-Go-Verkehr eine Reichweite von ca. 300 km. Wenn man dann auf die Autobahn fährt, ist man plötzlich nur mehr bei 200 km. Wenn es kalt ist, wird es noch ein wenig knapper. Aber gut, meine Wege sind hauptsächlich in der Stadt. In der Stadt ist es problemlos. Mit der Wien-Energie-Karte kann man in fast jeder fünften Gasse laden. Hat mich bis jetzt noch nie enttäuscht. Tagsüber kostet eine volle Ladung ca. zwölf Euro, in der Nacht nur rund sieben Euro. Man fährt um zehn Uhr abends zur Ladestation (man muss das Abendprogramm halt kurz unterbrechen), kann das Auto bis zum nächsten Tag um acht Uhr stehen lassen und steigt in ein vollgeladenes Auto.

 

Es ist schön, in einem neuen Zeitalter angekommen zu sein – dem Zeitalter der E-Mobilität. Nicht so schön ist es, wenn das Zeitalter selbst noch nicht überall angekommen ist.

Die Vorgeschichte zu Grado spielt in Linz. Es war März, und es war kalt. Mit angezeigten 350 km fuhr ich los. Bei Sankt Pölten waren es dann doch nur mehr 200 km, und so ging es dahin, bis ich in Sankt Valentin meine erste Schnellladestation anfuhr. Sagen wir so: Im Verhältnis dazu, was mir noch alles passieren sollte, war es relativ unkompliziert. In Linz angekommen, war dann in der Stadt überall Strom verfügbar. Die Fahrt retour nach Wien war allerdings dann der blanke Horror. Ungefähr vier verschiedene Ladestationen fuhr ich an, und keine konnte ich anzapfen. Eine war noch originalverpackt. Die andere war defekt. Die nächste war überfüllt. Und am Ende fuhr ich bis nach Pressbaum durch und mit den letzten Kilometern an Reichweite hypernervös bei meinen Eltern in Pressbaum ein. Ich borgte mir für die letzten 25 km nach Wien ihren Benziner aus und stöpselte mein E-Auto bei ihnen an. Welch eine Niederlage!

Das hat mich nun gelehrt, eine Fahrt mit dem E-Auto einfach besser zu planen und schon vorher genau zu schauen, wo man laden kann. Und immer genug Puffer einbauen! Es dauert alles ein wenig länger. Man reist halt wieder.

Mein E-Auto hat es geschafft, so etwas wie einen Blackout zu verursachen. Ich glaube, ich war der erste E-Automobilist dort

So ergab sich nun das nächste Ziel, eine Reise nach Grado. Frohgemut, weil durchgeplant, begaben wir uns auf die Reise, wissend, dass im steirischen Gleisdorf ein Wirt mit Schnellladestation auf uns wartet. Kaffee und Eis, und es geht weiter. Nach Velden am Wörthersee mit dem Gedanken ans Baden im Wörthersee, während das Auto lädt. Na ja, ganz so war es nicht, die Ladestation war komplett überlaufen. Wir fuhren weiter in eines dieser schönen Einkaufszentren vor der Stadt. In unserem Fall Villach. Wir waren allein, und das Laden klappte. Mittagessen in der Peripherie. Wir haben es überlebt. Nun wurde es aber spannend. Wir passierten die Landesgrenze. Im Vorfeld waren alle meine Erkundigungen, wie man in Bella Italia laden könne, ins Leere gegangen. ÖAMTC – keine Ahnung, italienisches Tourismusbüro – keine Ahnung. Italienischer Automobil Club – nicht erreichbar. Na ja, wird schon gehen, dachten wir uns. In Grado angekommen, mit 140 Kilometern Reichweite am Tacho, alles wunderbar. Wir fuhren zum Campingplatz, und ich steckte meinen Citroën an die vorgesehene Ladestation an. Fünf Minuten später war der Campingplatz stockdunkel. Mein E-Auto hat es geschafft, so etwas wie einen Blackout zu verursachen. Ich glaube, ich war der erste E-Automobilist dort.

Leider war nun der Plan dahin, das Auto einfach am Campingplatz anzustecken und dann wieder ins sichere Österreich zu gondeln. Am nächsten Tag begab ich mich im Zentrum von Grado auf die Suche nach der Ladestation. Mir ging es nun ähnlich wie bei meiner Reise von Linz nach Wien. Erste Ladestation: zu ramponiert. Die zweite: ganz kaputt. Und so ging es weiter. Ich glaube, es war die sechste Ladesäule, die gerade ein Auto mit Mödlinger Kennzeichen mit Saft versorgte – wie zum Beweis für: "It's possible!" Nur wie, wenn man an der Reihe ist? Ein QR-Code soll zum Laden verhelfen. Doch der Code bringt dich nur auf eine Website, wo alles solo auf Italienisch steht. Es dauert und dauert, und man wird immer verzweifelter. Der Mödlinger kommt, und man fragt ihn, wie er das geschafft hat. Firmenkarte. Okay. Mit der klappt das. Ich biete ihm Geld, damit er für mich mittankt. Nein, mache er nicht, sei ja die Firmenkarte. Ich stehe weiter vor der Säule. Und nach circa einer Stunde in der Hitze lade ich eine App runter, die aber gar nicht so heißt, wie sie eigentlich heißen sollte. Doch es klappt. Der Strom strömt in mein Auto! Nervlich bin ich am Ende.

Retour über die Landesgrenze und weiter nach Wien kommen wir problemlos. Wohlgenährt aufgrund der Zwei-Stopp-Strategie: Mittagessen in Klagenfurt. Dessert in Gleisdorf. In Wien angekommen, steigen wir aus, laden aus, und ich will mich zur Nachtladestation begeben. Steig in mein geliebtes Auto. Und: "SYSTEMFEHLER." Geht nicht mehr. Kaputt. 40 Minuten später kommt der ÖAMTC. Versucht es zu reparieren. Verzweifelt. Das Auto ist nicht im Analysesystem. Er scheitert. Ein Kranwagen wird organisiert, denn ein E-Auto kann man nicht so einfach abschleppen. Wir versuchen es doch noch einmal. Und dann sagt der Gelbe Engel, er stecke mal alles ab. So wie zu Hause, wenn das Modem nicht mehr geht. Gesagt, getan – und das Auto fährt wieder.

Mein Fazit: Wir beide schaffen das! Ich liebe mein E-Auto und möchte nie wieder ein Auto mit Benzin haben. Das Leben wäre ja fad ohne Herausforderungen.