WJC-Chef Lauder: "Kann Herr Kurz diese FPÖ noch kontrollieren?"

WJC-Chef Ronald Lauder kritisiert FPÖ und warnt vor einer "Revolution der Rechtsparteien in Europa".

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In einem Interview in der aktuellen Ausgabe des profil kritisiert Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (World Jewish Congress, WJC), die Regierungsbeteiligung der FPÖ scharf: "Diese Partei übernimmt nach und nach in vielen Bereichen die Kontrolle. Nehmen Sie nur die Aktion des Innenministers zur Kontrolle des Verfassungsschutzes BVT oder Ansagen von FPÖ-Politikern, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk strenger zu kontrollieren. Ich glaube nicht, dass Herr Kurz schon bemerkt hat, wieweit er seine Regierung, die er gebildet hat, überhaupt noch kontrolliert. Ich kenne Herrn Bundeskanzler Kurz sehr gut. Er ist ein Politiker mit guten Absichten, aber kann er diese FPÖ wirklich noch kontrollieren? Ich bezweifle das."

Lauder, der von 1986 bis 1987 Botschafter der USA in Wien war, hält von der Ankündigung von Innenminister Herbert Kickl, die jüdische Gemeinde in Österreich besser schützen zu wollen, nicht viel. "Natürlich muss dieser FPÖ-Politiker die jüdische Gemeinde in Österreich schützen. Aber die jüdische Gemeinde in Österreich und in allen anderen Ländern will nicht nur Antisemitismus bekämpft sehen, sondern sie tritt auch für den Erhalt der Demokratie ein. Und da frage ich mich schon: Schränkt diese Partei vielleicht schon die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Medien ein?", so der WJC-Präsident im profil-Interview. Zwischen Antisemitismus und Anti-Demokratie gebe es nur einen "sehr schmalen Grat".

"Vielleicht schauen wir zu oft auf antisemitische Entwicklungen und übersehen die Gefahren für die Demokratie", meint Lauder. Erstmals erlebe er einen Antisemitismus von rechts und von links. "Ich glaube nicht an die Möglichkeit eines neuen Holocaust, aber ich glaube, dass wir derzeit eine Revolution der Rechtsparteien in Europa erleben mit allen möglichen Auswirkungen."