Schulgeld

Mit Geld umzugehen, ist erlernbar. Damit der Groschen fällt, braucht es einen persönlichen Budgetplan und ein paar Regeln.

Drucken

Schriftgröße

Ihr kleines Büchlein hat die 16-jährige Wiener Schülerin Greta Hostek immer dabei. Rechts stehen die Einnahmen, links die Ausgaben, auf den Cent genau. Sie hat ihr Geld im Griff. Gelernt hat sie das in der Schule – allerdings nicht in Österreich, sondern in den USA. Erlernen junge Menschen das nicht, muss später oft hohes Lehrgeld bezahlt werden, das Spektrum reicht vom chronischen Geldmangel bis zur Verschuldung. „Es gibt leider keinen Stufenführerschein. Ab 18 ist die Unterschrift unter einen Kaufvertrag rechtswirksam“, betont Alexander Maly von der Schuldnerberatung Wien. Dort landen vor allem junge Erwachsene mit niedrigen Bildungsabschlüssen. Der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die bei der Schuldnerberatung Rat suchen, liegt bei circa zehn Prozent, allerdings hat sich die Medianverschuldung dieser Gruppe zwischen 2014 und 2016 von 2000 Euro auf 5140 Euro mehr als verdoppelt.

Nicht selten führen Konsumkredite in die Zahlungsunfähigkeit. Am stärksten prägt Kinder und Jugendliche, wie ihre Eltern mit Geld umgehen. Finanzelle Inkompetenz wird quasi vererbt. Die Schule kann Versäumnisse des Elternhauses nicht völlig wettmachen, zugleich ist sie für viele die möglicherweise einzige Chance, zu erfahren, wie man seine Finanzen im Griff hat. Im österreichischen Lehrplan für die Neue Mittelschule und die AHS-Unterstufe geht es in Geografie und Wirtschaftskunde auch ein wenig um Geld. „Die Verbraucherbildung ist gut verankert“, sagt Christian Fridrich von der Pädagogischen Hochschule in Wien. Dabei werden Fragen zum reflektierten und mündigen Konsum behandelt. Auch ein Haushaltsbudget werden die meisten in ihrer Schulkarriere durchgerechnet haben. Gymnasiasten streifen das Thema dann noch einmal neben vielem anderen in zwei Wochenstunden in der Oberstufe. Ob das ausreicht, damit der Groschen fällt, darf bezweifelt werden.

Dass es um die Finanzbildung nicht gut bestellt ist, muss auch vielen Lehrern bewusst sein, zumal außerschulische Angebote wie etwa die Tour durch den Erste Financial Life Park (FLIP) in Wien über Monate ausgebucht sind. Portfolio hat sich den Geldlehrpfad angesehen und traf dabei auf eine Wiener Mittelschulklasse: Die Schüler lernen spielerisch und mit Tablets ausgerüstet, dass die Österreicher mehr für Freizeit und Urlaub als für Lebensmittel ausgeben.

Auch Finanzbegriffe wie variable Zinsen oder Rentabilität werden im Quizformat erarbeitet. Doch dort, wo es ans Eingemachte geht, also um das eigene Geld, zeigt das Programm gewisse Schwächen. Zum Thema Sparen wird nicht etwa ein Laptop, sondern eine Yacht gezeigt. Didaktisch daneben ging die Auseinandersetzung mit der Schlüsselfrage: „Soll ich meine Einnahmen und Ausgaben in einem Finanzplan aufschreiben?“ In kurzen Filmen werden Argumente dafür und dagegen dargelegt.

Doch statt aufzuklären, verwirren diese widersprüchlichen Botschaften, geht im Diskurs die Kernaussage verloren. Manchmal braucht es eben klare Worte. „Lehrer sind beim Geldthema oft unsicher und wollen keine konkreten Aussagen treffen“, sagt Katharina Norden von Three Coins. Das Sozialunternehmen mit Sitz in Wien und Zürich hat einen Geld-Workshop für Jugendliche entwickelt, der auch in Österreich angeboten wird. „Es geht darum, dass junge Menschen lernen, ihr Geld zu steuern, und nicht von ihm gesteuert zu werden“, sagt Norden.

Three Coins konzentriert sich auf den entscheidenden Schritt in Richtung Veränderung. Es gibt ein paar Regeln, Ausgaben werden genau aufgeschrieben und in „Brauchen“ oder „Wollen“ eingeteilt. Norden: „Es geht um Selbstbestimmung, und dazu zählt es, zu wissen, was einem wirklich etwas wert ist.“