Aus der Redaktion

Der Polizist Daniel L. tötete vergangenen Oktober seine Freundin und seinen Sohn. Angelika Hager sprach mit den Familienangehörigen von Daniel und mit früheren Lehrerinnen und Arbeitskollegen.

Drucken

Schriftgröße

Am 6. Juli beginnt in Wien der Prozess des Jahres. Der Polizist Daniel L., 23, erschoss im Oktober 2016 seine ­Lebensgefährtin mit der Dienstwaffe und erwürgte wenige Stunden später seinen 21 Monate alten Sohn. Er war bis dahin niemals verhaltensauffällig gewesen – im Gegenteil: Er kümmerte sich liebevoll um sein kleines Kind und seinen behinderten jüngeren Halbbruder; in der Schule wie auch später im Beruf kam er den ihm auferlegten Pflichten mustergültig nach. Wie konnte es plötzlich zu einer solchen Tragödie kommen? Diese Frage versucht Angelika Hager in der aktuellen Titelgeschichte zu beantworten. Sie sprach mit den Familienangehörigen von Daniel L. und mit früheren Lehrerinnen, mit Arbeitskollegen von der Polizeidienststelle in Wien sowie mit internationalen Koryphäen im Bereich Kriminologie, Soziologie und Psychiatrie. Die Rekonstruktion der Tat und ihrer Vorgeschichte ergibt ein Muster, das über diesen Einzelfall hinausweist und am Anfang vieler ­Familienauslöschungen steht: Menschen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie stets klaglos „funktionieren“, sind den an sie gestellten Anforderungen irgendwann nicht mehr gewachsen und sehen nur noch einen Ausweg: zu töten.

Vergangenen Mittwoch begann in der südungarischen Stadt Kecskemét der Prozess gegen die mutmaßlichen Urheber der Katastrophe von Parndorf, bei der vor knapp zwei Jahren 71 Flüchtlinge im luftdichten Laderaum eines Kühllasters qualvoll erstickten. Gregor Mayer verfolgt das Verfahren für profil und gibt auf Basis von Einvernahmeprotokollen und Zeugenaussagen einen ebenso authentischen wie beklemmenden Einblick in das Milieu der Schlepperkriminalität. „Ich bedaure die Tragödie zutiefst, aber das Rad der Zeit kann ich nicht zurückdrehen. Die Gier hat gesiegt“, sagte einer der Angeklagten.

IHRE REDAKTION