Szenenbild aus "Let's Keep It"

Dunkle Psyche: Doku "Let's Keep It"

Burgl Czeitschners Dokumentarfilm "Let's Keep It" geht mit Österreichs Restitutionsgeschichte hart ins Gericht.

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Abertausende Akten hat sie durchforstet, Dokumente und Archivfilme zusammengetragen, um den - wenigstens vor Etablierung des Entschädigungsfonds 2001 - eklatanten Mangel an Restitutionsbereitschaft der Republik Österreich im Umgang mit einst "arisierten" Immobilien zu dokumentieren: Die Historikerin und Journalistin Burgl Czeitschner (zwischen 1988 und 1992 war sie auch profil-Redakteurin) hat eine großangelegte Recherche zu diesem Thema zu einem - ohne öffentliche Förderungen produzierten - Film verarbeitet: "Let's Keep It", sarkastisch betitelt, folgt einer Reihe von Beispielen der Aneignungspolitik linientreuer NS-Profiteure - und der lange Zeit sehr entschiedenen Nichtwiedergutmachung der von vertriebenen Juden erlittenen Ungerechtigkeiten nach dem Krieg.

Der Kampf der Hinterbliebenen um die enteigneten Liegenschaften blieb in den Jahrzehnten nach dem Krieg in allzu vielen Fällen fruchtlos, weil die Politik bürokratische Hürden errichtete oder unerfüllbare Bedingungen stellte. Czeitschners Film ist erfrischend konkret: Hier werden Namen genannt, Papiere vorgelegt, Beweise erbracht. "Let's Keep It" ist eine Studie bequem verdrängter Vergangenheit, nebenbei auch eine Nahaufnahme der dunklen Seiten der österreichischen Psyche.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.