PROVOKANT: Sänger Morrissey sorgt mit politischen Statements für Aufregung.

Morrisseys Polit-Provokationen

Englands talentiertester Wutbürger Morrissey wird auf seinem neuen Album "Low in High School" wieder politisch - leider.

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In Großbritannien, so entnehmen wir den Nachrichten der Vorwoche, tobt ein verzweifelter Kampf. Es geht um die Errettung der roten heimischen Eichhörnchen vor den aus Amerika eingeführten (und offenbar ökologisch wenig zurückhaltenden) Grauhörnchen. Migrationsproblematiken, wohin man schaut. Seltsam nur, dass Morrissey diese ihm zweifellos bekannte Tatsache auf seinem neuen, elften Solo-Album "Low in High School" so gar nicht thematisiert. In der Regel hält der agent provocateur des britischen Pop mit seinen Ansichten zu zeitgeistlichen Aufregerthemen wie Brexit, Lügenpresse oder Islamismus nicht hinter dem Berg. Leider ist auch "Low in High School" nicht ganz arm an politischen Anspielungen und Auslassungen, was die unangenehme Tatsache in den Vordergrund spielt, dass die Verbindung zwischen künstlerischem Genie und sozialer Vernunft auch sehr schwach sein kann. Man muss Morrissey mögen. Aber es wird nicht einfacher.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.