Aus der Redaktion

Edith Meinhart taucht in die Gedankenwelt radikalisierter, junger Muslime ein, die den Absprung schafften und nun andere warnen. Rosemarie Schwaiger sah alle TV-Konfrontationen.

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Liebe Leserin, lieber Leser

Es begann vergleichsweise harmlos mit dem Zerschlagen von Fenstern und Windschutzscheiben. Damals war Apu 14 Jahre alt. Er steigerte sich rasch; bald folgten gröbere Sachbeschädigungen und auch die eine oder andere Körperverletzung. Der Rechtsstaat war der Feind, den es mit allen Mitteln zu provozieren galt. Mit 15 kam Apu in Untersuchungshaft, wo er sich innerhalb kurzer Zeit massiv radikalisierte, obwohl Politik und Religion in seinem Leben bisher keine Rolle gespielt hatten. Wieder in Freiheit, verschrieb sich Apu ganz den kranken Utopien des "Islamischen Staats" und stand kurz davor, nach Syrien in den Krieg zu ziehen. "Letztlich verdankt er es seiner Schwester, dass er sich den Fängen der Terrormiliz und einer Gedankenwelt entwand, die ihm heute irre und falsch erscheint", schreibt Edith Meinhart in der aktuellen Titelgeschichte. Im Lauf der vergangenen Monate führte sie zahlreiche Gespräche mit Apu und anderen jungen Muslimen, die vom Dschihad weit über das Maß postpubertärer Schwärmerei hinaus fasziniert waren. Wie es so weit kommen konnte, wie sie früher oder, manchmal, später den Absprung schafften und was sie heute darüber denken, protokolliert Meinhart ebenso schonungslos wie einfühlsam.

Wahlkampf in Österreich bedeutet mittlerweile vor allem eine never ending TV-Konfrontation. Man wundert sich, woher die Spitzenkandidaten überhaupt die Zeit für andere Termine nehmen, sitzen sie doch pausenlos in irgendwelchen Studios, um möglichst effektvoll mit ihren Kontrahenten zu streiten. Rosemarie Schwaiger wiederum verbrachte den Großteil der vergangenen Woche vor dem Fernseher und bilanziert nach dem ersten (aber noch lange nicht letzten) Schwung von Duellen lakonisch: "Ein großer Dienst an der Demokratie ist der inflationäre Gedankenaustausch nicht."

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