Angelika Hager

Aus der Redaktion

Angelika Hager beschäftigte sich eingehend mit der "Identitätskrise der Männer".

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„Männer sind so verletzlich / Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich“, sang Herbert Grönemeyer anno 1984, also vor einer halben Ewigkeit. Damals konnte man sich mit einer Prise Selbstironie noch vergleichsweise lässig – und ungestraft – aus der Affäre ziehen. Doch die Zeiten haben sich dramatisch geändert: Der Mann steht im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit, und sie ist keineswegs geeignet, seiner bekanntermaßen unstillbaren Eitelkeit zu schmeicheln. Im komplexen Koordinatensystem der Geschlechter kommt ihm sein angestammtes Selbstbewusstsein zusehends abhanden. „Nicht erst seit dem #MeToo-Diskurs zeigt sich, dass Männer in eine tiefe Identitätskrise geschlittert sind“, schreibt Angelika Hager in der aktuellen Titelgeschichte, einem handlichen Konzentrat ihres neuen Buches „Kerls! Eine Safari durch die männliche Psyche“, das diese Woche im Verlag Kremayr & Scheriau erscheint.

"Das Drama des Mannes"

Hager nähert sich dem Phänomen nicht im Modus der Attacke, vielmehr lässt sie sich von einem neugierigen Mitgefühl leiten, das nur dann in sarkastisches Erbarmen umschlägt, wenn der Mann des 21. Jahrhunderts angesichts der mannigfachen Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist, bei den primitivsten Macho-Reflexen Zuflucht sucht. Oida, so kommen wir wirklich nicht weiter! Hager schließt mit einem Zitat aus einem profil-Interview, das sie vor 20 Jahren mit der Feministin und Schriftstellerin Erica Jong („Angst vorm Fliegen“) führte: Das Drama des Mannes bestehe darin, „dass er nicht weiß, wo die gute Männlichkeit aufhört und die schlechte beginnt. Und niemand hilft ihm dabei, es herauszufinden.“ Auch nicht Herbert Grönemeyer.

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