FAHNFARE: Anhänger von Recep Tayyip Erdogan feiern den Sieg des Führers.

2017 im Rückblick: April

Verfassungsreferendum in der Türkei, Terror-Anschläge und Theresa May ruft Neuwahlen aus.

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3. April

Terror, St. Petersburg.

Ein Selbstmordattentäter zündet in einer fahrenden U-Bahn in der Innenstadt von St. Petersburg eine Bombe. 15 Menschen sterben. Als mutmaßlichen Täter identifizieren die Ermittler einen 22-jährigen Kirgisen. Zu dem Anschlag bekennt sich eine mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Gruppe namens „Bataillon des Imam Shamil“.

4. April

Syrien.

In der nordsyrischen Stadt Khan Sheikhoun kommen nach einem Luftangriff der Regierung mindestens 86 Menschen durch Giftgas ums Leben. Die Opposition und westliche Regierungen werfen der Regierung in Damaskus vor, dafür verantwortlich zu sein. Präsident Assad leugnet alles, der Verbündete Russland spricht von der Bombardierung eines Chemiewaffendepots der Rebellen. Drei Tage später bombardieren die USA den Luftwaffenstützpunkt der syrischen Armee, von dem aus der Angriff geflogen worden war.

7. April

Terror, Stockholm.

Ein Mann rast in einem gestohlenen Lastwagen durch eine Einkaufsstraße in der Stockholmer Innenstadt und fährt wahllos Passanten um. Fünf Menschen sterben. Die Polizei nimmt einen 39-jährigen Usbeken fest, der die Tat gesteht. Er gilt als Anhänger des IS.

11. April

Borussia Dortmund.

Auf den Mannschaftsbus des deutschen Fußballclubs Borussia Dortmund wird ein Bombenanschlag verübt. Drei mit Metallstiften gefüllte Sprengsätze explodieren in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs. Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist werden verletzt, das an dem Abend geplante Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco verschoben. Ein Verdächtiger wird zehn Tage später festgenommen. Der 28-Jährige hat vor dem Anschlag in großem Stil auf einen fallenden Kurs der Borussia-Aktie gewettet.

16. April

Türkei.

Die türkische Bevölkerung stimmt in einem hochumstrittenen Referendum einer Verfassungsänderung zu, die Präsident Recep Tayyip Erdoğan praktisch zum Alleinherrscher macht. Die Opposition ficht das Ergebnis von 51,4 Prozent Pro-Stimmen an, sämtliche Beschwerden werden aber vom Verwaltungsgericht abgeschmettert. Am nächsten Tag wird der Ausnahmezustand, der es Erdoğan ermöglicht, per Dekret zu regieren, verlängert.

18. April

Wahl, Großbritannien.

Die britische Premierministerin Theresa May ruft überraschend Neuwahlen aus. Nur mit Neuwahlen könne Stabilität gewährleistet werden, sagt May – tatsächlich spekuliert sie mit Umfragen, denen zufolge ihre Konservativen die Wahl klar gewinnen würden. Eine fatale Fehleinschätzung: Die Tories verlieren bei der Wahl ihre Mehrheit, May beschädigt nicht nur sich selbst innerparteilich schwer, sondern auch Londons Position in den Brexit-Verhandlungen und ist künftig auf die Duldung ihrer Regierung durch die erzkonservative nordirische Democratic Unionist Party (DUP) angewiesen.

20. April

Buwog.

Das Oberlandesgericht Wien genehmigt die Anklage gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger sowie Makler Ernst Karl Plech und andere Angeklagte in der Causa Buwog-Provision und Provision beim Linzer Terminal Tower. Der Prozessstart wird für den 12. Dezember anberaumt. Es geht um Verdacht von Untreue und Bestechung bei der früheren Bundeswohnungsprivatisierung und der Finanz-Einmietung im Linzer Terminal Tower.

BEKLAGENSWERT: Für die Herren Meischberger, Hochegger, Plech und Grasser (von links nach rechts) wird es ernst.

24. April

Wahl, Frankreich.

Frankreich steht vor einer Richtungsentscheidung zwischen der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem sozialliberalen EU-Befürworter Emmanuel Macron. Macron siegt in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen mit 23,9 Prozent vor Le Pen mit 21,4 Prozent, die beiden gehen in die Stichwahl am 7. Mai. Der von Skandalen gebeutelte Konservative François Fillon kommt auf 19,9 Prozent, der Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon auf 19,6 Prozent, der Kandidat der regierenden Sozialisten, Benoît Hamon, nur auf 6,4 Prozent. Der sozialistische Amtsinhaber François Hollande kandidierte nicht mehr.

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