Medienkritik nach Angriff auf junge Frau in Wien-Margareten

Medienkritik nach Männergewalt

Die Berichterstattung nach dem brutalen Angriff auf eine junge Frau in Wien-Margareten sorgte für Empörung.

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Flirt scheitert - Radler schlägt Frau (25) fast tot", betitelte die Gratiszeitung "Heute" vergangenen Freitag einen Bericht über die 25-Jährige Wienerin, die Ende Dezember in Wien-Margareten brutal auf der Straße niedergeschlagen wurde - und sorgte damit für Empörung unter Frauenvertreterinnen. Die junge Frau wurde durch Schläge mit einer Eisenstange lebensgefährlich verletzt. Laut Polizei wurde Ende vergangener Woche ein 41-jähriger Tatverdächtiger festgenommen. Der Mann zeigte sich geständig: Er habe seit rund einem Monat mehrere Frauen mit einem Fahrrad verfolgt und wollte sie laut Polizei eigentlich nur ansprechen. Weil er dabei "erfolglos" blieb, soll er am 30. Dezember auf die wehrlose Frau eingeprügelt haben. In den Zeitungen wurde daraufhin von einem "frustrierten Mann" berichtet. "Ein Radfahrer wollte Frauen ansprechen, stellte sich dabei aber denkbar ungeschickt an", schrieb "Heute".

Gewalttaten oft verharmlost

"Das ist nicht 'denkbar ungeschickt', sondern brachiale Gewalt", entgegnen Opfervertreterinnen und kritisierten damit den Umstand, dass Gewalttaten gegen Frauen oft verharmlost werden. Die Gewalt gegen Frauen ist im Vorjahr markant angestiegen - laut Rohdaten des Bundeskriminalamts um rund 20 Prozent. Mehr als 36 Frauen sind 2018 in Österreich ermordet worden - die meisten von ihnen durch ihren Ehemann oder Ex-Partner.

Frauenorganisationen fordern nicht nur mehr finanzielle Mittel im Bereich des Gewaltschutzes sowie in der Täterarbeit, etwa in Form von Beratungsstellen für Männer, sondern nehmen auch die Medien in die Pflicht: "Bei Gewalttaten gegen Frauen ist mediale Aufmerksamkeit oft auf Herkunft und Hautfarbe der Täter gerichtet", sagt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Frauenhäuser Österreich. Dadurch werde das Bild verzerrt und "vom wahren Phänomen der Partnergewalt abgelenkt". Die Tatmotive seien oft die gleichen: "Es geht um patriarchale Denkmuster, Besitzdenken, Eifersucht und vor allem um Angst vor Machtverlust." Die Hintergründe würden in der medialen Berichterstattung aber oft unterschlagen, Gewalttaten generell verharmlost - wie auch im aktuellen Fall der 25-jährigen Wienerin.