profil 16/1994

profil vor 25 Jahren: Das erste AIDS-Jahrzehnt

Das profil vom 18. April 1994.

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Seit sechs Jahren beziehe die Gewerkschaftsbank Bawag "ein Viertel ihres enormen Gesamtertrags aus Milliarden- Deals mit Holdings in Steueroasen", berichtete profil in der Ausgabe vom 18. April 1994. "Alle unsere Geschäfte sind ehrlich und sauber", wies Generaldirektor Walter Flöttl Kritik empört zurück: Diese Gewinne seien "für uns die Butter aufs Brot", und es habe noch keinen Ausfall gegeben. Ins Schwärmen geriet "Österreichs Banker Nummer eins", als das Gespräch auf seinen in den USA lebenden Sohn Wolfgang kam. Dieser habe als "offizieller Treuhänder" die Milliarden-Deals angeregt. Das seien "spezielle Geschäfte", erklärte Flöttl senior, die er "sicher nicht" gemacht haben würde, wenn sie ihm "von einem fremden Amerikaner angeboten worden wären"."Aber", so Flöttl weiter, "weil es mein Sohn war, der sie vorgeschlagen hat, muss es ja seriös sein."

"Kondompflicht": Die Gummi-Generation

Seit zehn Jahren war die Bedrohung durch HIV in der Mitte der Gesellschaft angekommen und profil recherchierte die Auswirkungen auf das Sexualverhalten 15-bis 25-Jähriger. "Ich passe lieber auf, bevor ich eines morgens aufwache und mir denke: Scheiße", zitierte profil eine 16-Jährige, die sich "Kondompflicht" auferlegt habe. "Die tödliche Immunschwächekrankheit prägt eine ganze Generation", die "zwischen Prüderie und Verdrängung" schwanke, resümierte profil. One-Night-Stands seien out, die Bereitschaft, ein Kondom zu benützen, beschränke sich allerdings "meist auf die ersten Male". Danach fühlten sich die meisten von Aids nicht mehr bedroht, weil sie den Partner ja kennen.