profil vor 25 Jahren: Der Kirchenspalter

Das profil vom 21. November 1994.

Drucken

Schriftgröße

„Optimierung und Maximierung des Outputs“, das seien die Kategorien, in denen Österreichs jüngster Landeshauptmann-Stellvertreter denke, schrieb profil in der Ausgabe vom 21. November 1994 über Karl-Heinz Grasser. Der 25-jährige FPÖ-Politiker vermittle trotz seiner Jugend „den Eindruck, dass er das, was er gerade tut, immer schon getan hat“. Dass er „einmal lange Haare getragen“ habe, werde, so profil, inzwischen „in Klagenfurt mit leisem Schauder kolportiert, so als hätte der junge Mann Drogen genommen“. profil gebe der frühere FPÖ-Generalsekretär keine Interviews, seine neue Funktion erlaube es ihm nicht, „mit denen zu sprechen, die der Bannstrahl“ von Parteichef Jörg Haider „getroffen hat“. Grasser zu profil: „Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, ich möchte zu meiner Partei nicht unsolidarisch sein.“

In gewisser Weise solidarisch mit ihren Schäfchen zeigten sich viele Seelsorger, die „mehrheitlich Nein“ zum vom Papst dekretierten Kommunionsverbot für wiederverheiratete Geschiedene sagten. Innerhalb der katholischen Kirche Österreichs tobe ein erbitterter Streit, berichtete profil in der Titelgeschichte. Während der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn „widerstrebenden Pfarrern die Suspendierung“ androhe, plädiere etwa Tirols Bischof Reinhold Stecher „im Zweifelsfall für Barmherzigkeit“. „Wenn sich der Vatikan weiter zum Ersatz-Kreml entwickelt“, meinte Kirchenkritiker Rudolf Schermann, „wird auch in der Kirche eines Tages das Volk aufstehen wie gegen Honecker & Co.“