Rainer Nikowitz: Wassermarsch

Nach den Unwettern in der Steiermark mussten die betroffenen Gebiete zuerst einmal rasch und unbürokratisch besucht werden.

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Kern: Geh weg da! Des is mei blitzartig aus den Ufern getretener, ansonsten aber völlig ruhig dahinplätschernder Bach. Kurz: Wo immer etwas Dämme brechen lässt und das schutzlos daliegende Land überflutet, befindet sich mein ureigenstes Terrain! Ob es nun um Migranten geht oder um Wasser, ich werde mich dem in den Weg stellen. Kern: Im Moment stellst di aber vor allem meinem Fotografen in den Weg. Geh halt a Stückl da rüber, es is genug Schlamm für alle da. Kurz: Mindestens ebenso dringend wie die Mittelmeerroute gehört die „Wasser-rinnt-den-Berg-herunter“-Route gesperrt. Und ich hab ein gutes Gefühl, dass die Leute schon wissen, wem sie das am ehesten zutrauen würden. Kern: Aber warum machst du dann net glei, dass es nimmer regnet, bei dem, was du alles kannst? Kurz: Weil dann die Bauern im Marchfeld auf mi bös wären. Es ist halt nicht leicht. Wenn Politik so einfach wär, dann würdest es ja auch du können. Kern: Hamma den zersplitterten Baum auf dem Foto eh auch drauf, Burschen? Oder soll i vielleicht noch einen Schritt nach rechts? Kurz: Für den is es jetzt leider zu spät, so wie ich das sehe. Kern: Red du nur. Jedenfalls san meine Unwetter-Fotos früher bei den Agenturen. Kurz: Geh, bitte! Meins is scho längst im Umlauf. Des hab i nämlich scho ­daheim gmacht. Kern: Wie soll denn des bitte gehen? Kurz: Neue Politik: Vor einer Foto­-tapete von den Krimmler Wasserfällen. Kern: Schad. Kurz: Was? Dass dir des net eingfallen is? Kern: Dass es a Überschwemmung war – und ka Waldbrand.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort