Böses Erwachen

Joseph Gepp fragt sich, ob bald die nächste große Finanzkrise kommt.

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Und zwar nicht wegen etwaiger Handelskriege zwischen der EU und den USA, neuerlicher Crashes von Großbanken oder Doch-noch-Pleiten von Euroländern (wobei all dies durchaus möglich wäre). Sondern aufgrund eines ganz anderen Umstands.

90 Prozent ihres einstigen Börsenwerts verloren

Viele Unternehmen haben ihr Geld in fossile Energien investiert. So als wüssten sie nicht, dass man das dahinterstehende Öl und Gas in nicht allzu ferner Zukunft wohl nicht mehr verbrennen wird können. Andernfalls geht das Klima endgültig vor die Hunde. Versicherungen, Banken und Energiekonzerne sind abhängig, dass Billionenwerte in Öl und Gas nicht irgendwann rapide absacken. Aber genau das droht.

Zukunftsmusik, meinen Sie? Panikmache? Das hätten Vertreter der internationalen Kohleindustrie vor ungefähr eineinhalb Jahrzehnten auch gesagt. Damals war sie noch ein mächtiger Wirtschaftszweig; inzwischen hat die Branche 90 Prozent ihres einstigen Börsenwerts verloren. Der US-Konzern Peabody, weltgrößtes privates Kohleunternehmen, musste 2016 Insolvenz anmelden.

"Sind an einem Wendepunkt"

Und Öl? Auch hier „sind wir an einem Wendepunkt“, sagen Vertreter der französischen Fondsgesellschaft Amundi laut „FAZ“. „Wird das Risiko falsch bepreist, droht eine Korrektur“, warnt Amundi, das derzeit 1,5 Billionen Euro Kundengelder verwaltet. Vor allem französische Geldhäuser sind Vorreiter beim sogenannten Divesting, also beim Abgang vom Investieren in Fossilenergien, konstatiert die FAZ.

Das ist auch richtig so. Früher oder später ist mit gesetzlichen Einschränkungen und Verboten beim Einsatz fossiler Energien zu rechnen. Immerhin wurde im Klimaabkommen von Paris 2015 ein Stopp der Klimaerwärmung verbindlich vereinbart. Überdies werden Erneuerbare Energien weiter an Bedeutung zulegen, allein schon aus Mangel an Alternativen. Bleibt zu hoffen, dass die Botschaft rechtzeitig in der Wirtschaft ankommt, bevor das Erwachen allzu böse wird.