Coronavirus: Kein erhöhtes Infektionsrisiko durch Bargeld

In der Corona-Krise wird allerorten aufgefordert, mit Karte zu bezahlen. Zu Unrecht.

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Teil 8 unserer Serie zur Geschichte des Geldes im profil.

Neulich habe ich mir in einer Wiener Filiale der US-Kaffeehauskette Starbucks etwas Unerhörtes erlaubt: eine Bezahlung mit Bargeld. Die Kassiererin schaute mich zuerst an, als würde ich ihr radioaktive Brennstäbe in die Hand drücken wollen. Dann fasste sie sich ein Herz und schob mir - mit viel Respektabstand - eine Plastikwanne über den Tresen, die bei Starbucks eigens für brandgefährliche Situationen bereitsteht, wie jene, die ich gerade auslöste. Darin deponierte ich das Geld. Sie las es auf der anderen Seite vorsichtig auf.

Auf Münzen und Geldscheinen krabbeln die Coronaviren nur so. Barzahlung stellt eine Gefahr dar. Das wird allerorten vermittelt. Bei Weitem nicht nur bei Starbucks. Vom kleinen Würstelstand bis zu allgegenwärtigen großen heimischen Supermarktketten, überall wird man auf Schildern aufgefordert, doch bitteschön mit Karte zu bezahlen. Mal handgeschrieben mit freundlichem Smiley. Mal ganz offiziell mit Firmenlogo.

Zu Recht? Ganz offensichtlich nicht. "Von Banknoten und Münzen geht kein erhöhtes Infektionsrisiko aus", erklärt die Oesterreichische Nationalbank auf ihrer Website und verweist auf medizinische Erkenntnisse. Wer der Notenbank nicht glauben will, kann sich bei anderen Experten schlaumachen, etwa bei der UN-Weltgesundheitsorganisation WHO. "Wir haben niemals behauptet, Banknoten würden Covid-19 übertragen, noch haben wir jemals Warnungen oder Statements in diese Richtung herausgegeben", korrigierte die WHO vergangenes Jahr Falschmeldungen in Großbritannien, wonach eben jene WHO vor Bargeld warnen würde. Wer immer noch nicht überzeugt ist, kann schließlich auf Christian Drosten hören. Der deutsche Virologe und Corona-Obererklärer, der wahrlich nicht im Verdacht steht, ein Verharmloser zu sein, sagte im NDR-Podcast: "Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen."

Von Ausgangssperren bis zu Betretungsverboten, es ist ja nicht so, als würde das Corona-Leben nicht bereits genug Zumutungen bringen, die Experten als notwendig erachten. Warum muss eine weitere dazukommen, die sie einhellig als Unsinn abtun? Österreichs Händler - und zwar nahezu alle - sollten ihre Schilder wieder runternehmen und die Kunden bezahlen lassen, wie sie es gerade tun wollen. Es sind keine radioaktiven Brennstäbe. Es ist Bargeld.