MCI-Projekt von Loudon Habeler & Kirchweger.

Millionendesaster MCI: Die größte Baulücke von Innsbruck

Das Land Tirol ist krachend am Neubau der Hochschule MCI gescheitert - und das sogar gleich zweimal.

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Nachdem das Servitinnenkloster in der Innsbrucker Innenstadt aufgelöst und Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine neu errichtete Kaserne ersetzt wurde, kamen Spukgeschichten auf. Eine schwarz gewandete Klosterfrau solle in der Nacht umgehen und Ohrfeigen an Soldaten verteilen, so die Legende.

Auch in der Gegenwart sorgt an derselben Stelle ein Neubau für Aufregung. Die Gründe dafür sind allerdings profaner Natur. Eigentlich sollte auf dem Areal der Campus der Hochschule Management Center Innsbruck (MCI) entstehen, die derzeit auf sechs verschiedene Standorte in der Stadt verteilt ist. Zwei Mal wurde das Projekt ausgeschrieben, zwei Mal wurden Architekturbüros beauftragt - und zwei Mal hat das Land Tirol den Prozess unter fragwürdigen Umständen abgebrochen. Das blamable Scheitern ist nicht nur ein herber Schlag für den Universitätsstandort Innsbruck. Das Land hat Millionen für Beraterhonorare aufgewendet, ohne dass je ein einziger Ziegel verbaut wurde.

Das 1995 gegründete Management Center Innsbruck (Selbstbeschreibung: „Die Unternehmerische Hochschule“) ist eine Erfolgsgeschichte. 29 Master- und Bachelor-Studiengänge bietet das MCI an, die Bandbreite reicht von Betriebswirtschaft über Tourismusmanagement, Soziale Arbeit bis hin zu Umwelt- und Verfahrenstechnik, Mechatronik oder Lebensmitteltechnologie.

Entwurf Neubau MCI.

Von nicht einmal 100 im ersten Jahrgang ist die Zahl der Studenten auf zuletzt rund 3500 gestiegen, die Hälfte davon kommt aus dem Ausland, immerhin ein Drittel aus Tirol. Räumlich platzt das MCI längst aus allen Nähten. Administration, Hörsäle, Seminarräume und Labore sind auf sechs verschiedene Standorte in Innsbruck verteilt. Im Jänner 2013 beschloss die Tiroler Landesregierung unter dem damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) den Neubau. Die Ausgangslage hätte eigentlich nicht besser sein können: Es gab breite politische Unterstützung für das Projekt, und sogar die Suche nach einem Standort konnte man sich sparen. Die Stadt Innsbruck (neben dem Land Tirol einer der Träger des MCI) hatte einen bestens geeigneten Grund im Zentrum der Stadt beigesteuert: Das Areal der ehemaligen Fenner-Kaserne, zwischen dem Campus der Fakultät für Soziale und Politische Wissenschaften der Uni Innsbruck und dem weitläufigen Park des Hofgartens gelegen. „Dem Großprojekt MCI Campus am Fennerareal steht nichts mehr im Wege“, erklärte Landeshauptmann Platter im Jahr 2013. Der Satz ist nicht gut gealtert.

Der erste Versuch

Im Jahr 2016 ging das Architekturbüro Loudon, Habeler & Kirchweger als Sieger aus einem EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb hervor. Das Projekt umfasste neben der Hochschule auch eine Busgarage, eine PKW-Garage und einen Sportplatz. Gesamtvolumen: rund 105 Millionen Euro. Es zeigte sich allerdings schon damals, dass die Berechnungen, die der Ausschreibung zugrunde lagen, Fehler enthielten. „Die Kubatur und die daraus resultierenden Bauwerkskosten waren zu niedrig angesetzt. Das hat uns die Hochbauabteilung des Landes Tirol auch bestätigt“, sagt Architekt Anton Kirchweger zu profil. Dass Kalkulationen korrigiert werden müssen oder während der Planungsphase Projekterweiterungen vom Auftraggeber gewünscht werden, ist nichts Ungewöhnliches. „Der Generalplaner kann solche Anforderungen nicht abweisen, er kann nur aufzeigen, welche Kostenveränderungen sie bedeuten“, erklärt Kirchweger. Dass zu irgendeinem Zeitpunkt die Kosten aus dem Ruder gelaufen wären, bestreitet Kirchweger.

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.