Einige der im Jahr 2019 bewilligten Luxuschalets werden gerade fertiggestellt.
Tourismus

Hütte um Hütte: Legal an der Umweltprüfung vorbei

Umwelt versus Tourismus – diesen Konflikt gibt es bei so gut wie jedem neuen Hotelprojekt. Auf der Turracher Höhe wurde für ein schickes Chaletdorf völlig legal eine umfangreiche Umweltprüfung umgangen. Warum das heikel ist.

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Wer die Turracher Höhe von der steirischen Seite erreicht, sieht das schmucke Chaletdorf zunächst gar nicht. Hat man die Abzweigung vor der Ortseinfahrt genommen, dauert es aber nicht lange, bis man mitten im rund 60 Luxushütten umfassenden Chaletdorf parkt. Haus für Haus wirken die Chalets wie eine eigene Siedlung, die sich entlang der Schotterstraße in den Hang hineinschneidet. Noch sind fast alle Parkplätze vor den Hütten leer, die Ruhe vor dem Sommeransturm wird für Handwerksarbeiten genutzt. Aber in wenigen Wochen, wenn Sommerferien sind und die Hauptsaison angebrochen ist, wird sich auch das ändern. Man sei bereits ausgebucht, heißt es vonseiten der Betreiber.

Circa 600 Betten, aufgeteilt auf 60 Häuser, ist das Chaletdorf mittlerweile groß. Jede Hütte hat einen eigenen Whirlpool und einen offenen Kamin, buchbar sind die Chalets für Gruppen zwischen acht und zwölf Personen – ab 450 Euro die Nacht. Doch beinahe wäre es zu diesem Megaprojekt auf der Grenze zwischen der Steiermark und Kärnten gar nicht gekommen.

Hütte für Hütte

Im Jahr 2006 wurden 176 Chalets mit insgesamt 1056 Betten zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht. Nach einem Einspruch durfte das Projekt in dieser Form nicht realisiert werden. Mehrfach umgeplant wurde es in mehrere Projekte jeweils unterhalb der UVP-Schwelle aufgeteilt. Derzeit gibt es 60 Hütten mit privatem Whirlpool und offenem Kamin.

Die Projektwerber haben dennoch einen Weg gefunden, trotz negativen Umweltentscheids ein Chaletdorf mitten im Zirbenwald zu bauen. Und das, obwohl die Holzhäuser unweit eines Hochmoores samt seinem sensiblen Ökosystem gebaut wurden. Der Fall von der Turracher Höhe zeigt, wie Bodenschutz ganz legal umgangen werden kann, wenn Lokalpolitiker Interessen der Tourismuswirtschaft über jene der Natur stellen. Das ruft nun Umweltschützer auf den Plan. Denn eigentlich bedarf es für Projekte in dieser Größe einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Diese fand auch tatsächlich statt, und zunächst gab es ein Nein für das Projekt seitens der Behörden. Das Bergdorf wuchs dennoch stetig. Wie kam es dazu?

Julian Kern

Julian Kern

ist seit März 2024 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. War zuvor im Wirtschaftsressort der „Wiener Zeitung“.