Warum zahlen Frauen fürs Haareschneiden mehr?

Wir haben nachgefragt.

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Warum zahlen Frauen fürs Haareschneiden beim Friseur mehr als Männer, obwohl der Aufwand oft gleich, bisweilen sogar geringer ist? Andrea Kohl, Dornbirn

Das hat seinen Ursprung in der Nachkriegszeit. Damals gab es den sogenannten Sozialhaarschnitt, eine staatlich verpflichtende Leistung der Friseure. Dabei wurden die Haare maschinell auf sechs bis zwölf Millimeter gekürzt. Anspruch darauf hatten Männer wie Frauen – und das zum gleichen Preis. Wenig überraschend waren nicht alle Damen mit dem Angebot zufrieden. Für die gewünschten „Frauenhaarschnitte“ verlangten die Friseure alsbald mehr Geld als für die Standardfrisur.

Tatsächlich aber geht nicht jeder Frauenhaarschnitt automatisch mit mehr Materialaufwand und Arbeitszeit einher. Allerdings kommen den Coiffeuren die Frauenhaarschnitte in Summe trotzdem teurer. Denn sie sind – auch das ist keine Überraschung – wechselnden Modetrends unterworfen. „Der Schulungsaufwand ist größer, und für den Salon sind mehr En-Vogue-Geräte erforderlich“, erklärt Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure.

Die Folge: Frauen zahlen auch dann mehr, wenn für ihren individuellen Haarschnitt möglicherweise gar keine Spezialschulungen und/oder elektrische Lockenwickler, Färbemittel, Trockenhauben und dergleichen erforderlich sind. Sie zahlen gleichsam für alle anderen Frauen mit. Was wiederum das Prinzip gleiche Leistung/gleicher Preis infrage stellt. Theoretisch könnten Betroffene das sogar einklagen. Hat übrigens noch niemand versucht.