Antworten auf drängende Fragen zum Thema Erkältung

Was schützt vor Infekten? Wie gefährlich sind Schnupfenviren?

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Anmerkung: Der folgende Artikel erschien ursprünglich in der "profil Wissen"-Ausgabe vom 21. September 2016.

Warum immer ich?

Der Papierkorb des einen Kollegen im Büro geht vor gebrauchten Taschentüchern über, auf seinem Schreibtisch steht eine Kollektion aus Nasensprays, Hustenpastillen und Kräutertees. Die andere Kollegin hüstelt höchstens, wenn sie sich über etwas echauffiert, Schnupfen und Heiserkeit, die ihm schon seit Tagen Telefonate und Besprechungen fast unmöglich machen, sind ihr fremd. Während er die Viren scheinbar anzieht - und sicherlich auch kräftig im Büro verteilt -, prallen sie von ihr offensichtlich ab wie ein Tischtennisball von der Platte. Was steckt wohl dahinter, dass der eine ständig krank wird und der andere fast nie?

Wie bei vielen anderen Dingen liegt die Antwort teils in der Lebensführung, teils in der genetischen Ausstattung, die man mitbekommen hat. "Man kann nicht verhindern, dass man Schnupfenviren begegnet, aber definitiv etwas tun, dass sie einen nicht jedes Mal krank machen", sagt Christoph Reisser, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Evangelischen Krankenhaus Wien. Zum Beispiel, indem man es der Nasenschleimhaut nicht extra schwer macht, die Viren abzuwehren. Das passiert etwa, wenn man raucht. Dadurch werden die Flimmerhärchen gelähmt, die Schnupfenviren mit dem Schleim in Richtung Rachen abtransportieren, wo sie geschluckt und der Magensäure zugeführt werden, welche sie flugs zerstört. Ein weiteres Problem sind die extrem trockene Luft durch Klimaanlagen und zu stark aufgedrehte Heizungen in vielen Räumen. Dadurch trocknet die Schleimhaut aus, wodurch die Erreger sie leichter besiedeln und Unheil anrichten können.

Pech hat man, wenn anatomische Probleme im Nasenraum die Anfälligkeit für Erkältungen erhöhen. Eine schiefe Nasenscheidewand oder Polypen machen das "Reinigungssystem" ineffizient, erklärt Reisser. Beide Probleme seien aber unproblematisch chirurgisch durch die Nasenöffnungen ohne äußere Narben zu beheben. "Man hat danach rund noch eine Woche lang eine etwas geschwollene Nase, ansonsten bringt solch ein Eingriff absolut keine Einschränkungen", sagt er. Ebenfalls anatomisch nicht gerade begünstigt gegen Erkältungen sind Kinder. "Bei ihnen verhindert die sogenannte Rachendachmandel, dass der Schleim effizient aus der Nase nach hinten abtransportiert werden kann", so Reisser. Darum würde kleinen Kindern der Rotz oft aus der Nase rinnen. Wenn sie ihn anschließend abschlecken und schlucken, sei das zwar ein effektiver Weg, die Viren wiederum durch die Magensäure abzutöten, dennoch bleiben sie zuvor länger in den Atemwegen und können sie leichter besiedeln. Außerdem muss bei den Jüngsten das Immunsystem erst lernen, solche Erreger rasch zu erkennen und unschädlich zu machen.

Was hat die Wissenschaft noch herausgefunden, warum manche Menschen Erkältungen gleichsam anziehen, manche sie abstoßen? Junge Frauen sind am besten dagegen gewappnet, berichten Forscher. Ihr Immunsystem, genauer gesagt, die spezifische Abwehr gegen bereits bekannte Erreger, kämpft heftiger gegen Schnupfenviren als bei anderen Bevölkerungsgruppen. Negativ könnte sich für junge Frauen hingegen auswirken, dass sie subjektiv oft frösteln. Und selbst gefühlte Kälte begünstigt Erkältungskrankheiten. Man sollte sich also im Winter nicht nur nach dem Thermometer, sondern vor allem nach dem individuellen Temperaturempfinden kleiden.

Auch Menschen, die bittere Dinge nicht gerne essen, sind kurioserweise für Erkältungen weniger anfällig. Ein spezieller Bitterstoffsensor im Nasen- und Rachenraum erkennt auch Erkältungskeime und alarmiert das Immunsystem. Bei Menschen, bei denen der Sensor defekt ist und die deshalb auch ungerührt bittere Speisen verzehren können, werden die Immunzellen nicht ausreichend gewarnt und schreiten nicht ein.

Es kann auch passieren, dass man einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort ist, und schon bekommt man leichter einen grippalen Infekt. Denn es macht einen Unterschied, um welche Tageszeit einem die Schnupfenviren begegnen. Bei Versuchen mit Mäusen fanden Wissenschafter kürzlich heraus, dass die Erreger sich am Beginn von Ruhephasen zehnmal schneller vermehrten als in Phasen hoher Aktivität. Was ein Argument sein könnte, im Büro fleißig zu sein, wenn der Kollege herumschnupft, und nicht Tagträumen nachzuhängen. Der Effekt sei sogar so stark, dass er für das Entstehen von Epidemien verantwortlich sein kann, meinen die Forscher.

Auch mangelnde Abhärtung ist ein Grund, dass Schnupfenviren leichtes Spiel haben. Deshalb gehört man auch im Winter an die frische Luft und die Wohnung nicht überheizt. Es wurde außerdem gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn sie unterschiedlich temperiert ist, also zum Beispiel der Gang und das WC viel kühler sind als die Wohnräume, als wenn überall gleichmäßig wohlige Temperaturen herrschen. Gut bekannt ist auch, dass Dauerstress das Immunsystem schwächt und Infektionen begünstigt. Weitere Risikofaktoren sind stark mit Feinstaub und anderen Schadstoffen angereicherte Luft. Statistisch ist das Schnupfenrisiko in verschmutzten Industriegebieten deutlich höher als am Land oder in Städten, wo steter Wind die Luft relativ sauber hält.

Sind manche Leute weniger anfällig auf Schnupfen als andere?

Es gibt Menschen, bei denen eine der Andockstellen für Schnupfenviren (ICAM-1) verändert ist und eine bestimmte Rhinovirusart namens RV-A16 schwächer daran binden kann. Allerdings: Es gibt noch mehr als 150 andere Rhinovirusstämme, für die diese Mutation keine Relevanz hat. Die generelle Schnupfenanfälligkeit wird daher kaum verändert sein, erklärt Dieter Blaas von den Max F. Perutz Laboratories in Wien. "Es ist auch vorstellbar, dass bei Menschen mit familiärer Hypercholesterolemie, in denen beide Genvarianten des LDL-Rezeptors (dieser ist eine weitere Andockstelle) nicht funktionell sind, eine kleine Gruppe von zwölf Rhinovirenarten schlechter andocken kann", sagt Blaas. Soll heißen: Es gibt offenbar tatsächlich eine Minderheit von Menschen, die sich aufgrund genetischer Besonderheiten weniger leicht mit einigen Schnupfenviren infiziert als der Durchschnitt.

Warum quält uns Schnupfen jedes Jahr aufs Neue?

Während man etwa gegen Rötel-, Feuchtblattern- oder Maserviren immun ist, wenn man die Krankheit einmal als Kind durchgemacht hat, quält einen Schnupfen immer wieder. Das liegt daran, dass es eine Unzahl von solchen Viren gibt und unser Immunsystem nie und nimmer alle kennen kann. Allein von den Rhinoviren, die etwa die Hälfte aller Erkältungen verursachen, sind 150 verschiedene Typen bekannt (bis vor Kurzem waren es 102, die restlichen wurden erst jüngst identifiziert). Hat man also eine Erkältung überstanden, ist das keine Garantie , dass man sich nicht von einem Familienmitglied oder Arbeitskollegen gleich die nächste Infektion einfängt. Oft sind auch gleich mehrere Erreger in einer Familie oder im Büro unterwegs, fand ein deutscher Forscher heraus. Kaum ist ein Infekt am Abklingen, kann sofort der nächste folgen. Glaubt man also, dass sich eine Infektion diesmal besonders hartnäckig hält, könnte es sich genauso gut um eine ganze Infektreihe durch unterschiedliche Virentypen handeln.

Wenn man in einem Winter ständig krank ist und im nächsten völlig gesund - liegt das an mir oder den Viren? Es ist ein Wechselspiel aus beiden Faktoren. Einerseits wird man jedes Jahr von unterschiedlich vielen Viren bombardiert. Wenn sämtliche Kollegen im Büro husten oder das Kind von der Schule eine hohe Virenlast heimbringt, hat man schlechte Karten. Auch das Wetter kann das Infektionsrisiko beeinflussen - einerseits, indem es mitbestimmt, wie lange die Viren im Freien überleben, andererseits, indem es sich auf das Immunsystem auswirkt. Dieses wird von so vielen Faktoren beeinflusst, dass eigentlich kein Arzt sicher bestimmen kann, ob jemand gerade anfällig für banale Infekte ist oder nicht. Außerdem kann man ja das Glück haben, die gerade verbreiteten Virusstämme schon im Vorjahr besiegt zu haben, und daher immun dagegen zu sein.

Was hat eine Erkältung mit Kälte zu tun?

Rund um die Welt verwenden die Menschen für einen grippalen Infekt Wörter, die etwas mit "zu kalt" zu tun haben, so wie auf Deutsch eben "Erkältung" und "Verkühlung", im Italienischen "Raffreddore" (freddo bedeutet kalt), genauso im Spanischen, Französischen, Portugiesischen, auf Polnisch, Kroatisch, Griechisch, Finnisch, Ungarisch

Da die Menschen kaum etwas von Krankheitserregern wussten, als diese Begriffe entstanden, gaben sie wohl der Kälte die Schuld an den lästigen Beschwerden. Heute weiß man, dass es natürlich Viren sind, die uns krank machen, und nicht die Kälte an sich. Trotzdem stimmt es, dass Erkältungen vor allem in der kalten Jahreszeit auftreten und von niedrigen Temperaturen begünstigt werden. Es ist zwar wissenschaftlich nicht restlos geklärt, warum grippale Infekte derart stark mit Kälte zusammenhängen, dass sogar subjektives Frösteln eine Verkühlung begünstigt, aber es gibt mehr bekannte Faktoren, die dies erklären können und wahrscheinlich zusammenspielen.

Einerseits lieben die Schnupfenviren die Kälte, sie können sich in einer kühleren Nase viel schneller vermehren als in einer erhitzten Umgebung, entdeckten Forscher. Ihre Abneigung bezüglich Wärme ist auch ein Faktor, der verhindert, dass sie andere Organe als die Atemwege befallen. In der Leber und Milz wäre es ihnen schlichtweg zu heiß, so Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien. "Somit haben Wärmeflaschen, warme Tees und Inhalieren einen rationalen Hintergrund, denn damit schadet man den Viren. Außerdem funktioniert das Immunsystem bei niedrigen Temperaturen schlechter, wie US-Forscher entdeckten. Schleimhautzellen können bei 33 Grad Celsius Schnupfenviren viel schlechter bekämpfen als bei 37 Grad. Wenn man also die Nase warm hält, hat man eine bessere Chance, die lästigen Erreger abzuwehren.

Man hält sich im Winter auch viel mehr in beheizten Büros und Wohnungen auf, wo die Luft oft sehr wenig Feuchtigkeit enthält. Dadurch trocknen die Schleimhäute aus, die bei Kälte ohnehin schlechter durchblutet sind. Die Viren können sie daher leichter besiedeln und angreifen. Dazu kommt, dass sich in der kalten Jahreszeit viel mehr Menschen in engen Räumen, Straßenbahnen und Bussen drängen. So steigt die Ansteckungsgefahr. Auch der Mangel an Sonnenlicht im Winter könnte Erkältungen begünstigen. Dadurch tritt eher ein Vitamin-D-Mangel auf, was das Immunsystem schwächt.

Interessanterweise gibt es in anhaltenden Frostperioden weniger Infekte als zu Zeiten, in denen sich die Temperaturen um den Nullpunkt bewegen. Bei Kälte sterben die Erreger außerhalb des Körpers schneller ab, und eine Übertragung wird unwahrscheinlicher. Außerdem widmen die Leute dann ihrer Kleidung mehr Aufmerksamkeit und vermummen sich ordentlich, wenn Väterchen Frost in die Ohren und Nase zwickt, während sie bei bloß feucht-kaltem Wetter oft recht freizügig bekleidet vom Büro in die Straßenbahn huschen.

Wie schütze ich mich vor niesenden Mitmenschen?

Von um sich niesenden und hustenden Personen sollte man ein paar Meter Abstand halten, will man die Ansteckungsgefahr gering halten. Was etwa in der frühmorgens vollgestopften Straßen- und U-Bahn zur Freude der Schnupfenviren kaum realisierbar ist. Lediglich Atemschutzmasken würden helfen, wie sie etwa einige Asiaten auch in Wien tragen. Sie machen aber auf jeden Fall bei Personen Sinn, die etwa wegen Knochenmarkstransplantationen oder Chemotherapien auf keinen Fall angesteckt werden dürfen, sagt Gstöttner.

Man kann die Viren sogar schon übertragen, bevor der Husten und Schnupfen so richtig ausgebrochen sind, erklärt er. Das heißt, schon mit dem ersten Nieser ist man infektiös. Andererseits ist die Ansteckungsgefahr gering, wenn die Krankheit schon im Abklingen ist, dann dann hat das Immunsystem die Viren schon erledigt.

Papiertaschentücher sollten übrigens in der Toilette hinuntergespült werden, und nicht den ganzen Tag im Papierkorb herumstehen, wo sich dann aus ihrem trocknenden Inhalt Viren in der Luft verbreiten können.

Was schützt vor banalen Infekten?

Es gibt eine ziemlich perfekte Methode, jeglichen Schnupfen und Husten zu vermeiden, erklärt HNO-Facharzt Reisser: "Man muss nur seinen Job und Wohnort wechseln und als Tauch-oder Segellehrer auf den Malediven leben." Dann sind die Schleimhäute der Atemwege ständig mit in der Brandung zerstäubtem Salzwasser in Kontakt, und die Schnupfenviren rutschen im Vorübergehen Richtung Magen. Auch das Immunsystem ist durch reichlich körperliche Aktivitäten an der frischen Luft, einen vergleichsweise stressfreien Alltag und die vielen Vitamine in den tropischen Früchten fit. Dieses Konzept ist zwar leider nicht in jeder Lebensplanung realisierbar, aber man kann auch, selbst wenn man in einer staubigen Stadt lebt, einiges zur Schnupfenvorbeugung tun. Zunächst ist es einmal vorteilhaft, das System "Schleimhäute" nicht zu stören, indem man etwa raucht, sich oft in Räumen mit sehr niedriger Luftfeuchtigkeit aufhält und oft stark verschmutzte Luft einatmet. Kann man das nicht vermeiden, helfen Salzwassernasensprays oder ebensolche Nasenspülungen. So haben etwa Muslime, die sich aus religiösen Gründen vor dem Gebet nicht nur die Hände und Füße waschen, sondern auch eine Nasenspülung durchführen, weniger oft Schnupfen.

Allgemein hilft eine gesunde Lebensweise dem Immunsystem, also ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung. Forscher haben auch gezeigt, dass Lebenslaune vor Erkältungen schützt: Bei einem Versuch in den USA spritzten sie Probanden Schnupfenviren in die Nase. Testpersonen mit positiver Grundstimmung wurden seltener krank als Pessimisten. Man sollte sich zwar in Erkältungszeiten mit Händeschütteln, dem nahen Kontakt in vollgestopften öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Besuch von Menschenansammlungen zurückhalten, aber: Wer engen körperlichen Kontakt mit seinem Partner pflegt, häufig kuschelt und umarmt wird, erkrankt seltener, entdeckte ein US-Psychologe. Allgemein seien Personen mit intaktem sozialen Umfeld, die viel Zuwendung und im Krisenfall emotionale Unterstützung erfahren, seltener von Triefnasen betroffen. Wenn sie dennoch einmal verschnupft sind, scheinen die Infekte weniger lange anzuhalten.

Auch Lachen ist hilfreich. Der amerikanische Psychiater William Finley Fry Jr. hat in Selbstversuchen herausgefunden (er ließ sich Blut abnehmen, während er einen Film mit Stan Laurel und Oliver Hardy sah), dass beim Lachen die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut steigt, welche von Viren befallene Zellen abtöten. Beim Lachen werden auch Glückshormone (Endorphine) ausgestoßen, wie Psychologen herausfanden, und die Produktion von Stresshormonen sinkt. Auch das ist sehr hilfreich für die Schnupfenabwehr. Der amerikanische Psychoneuroimmunologe Sheldon Cohen hat untersucht, wie chronischer Stress sich auf das Immunsystem auswirkt. Er träufelte knapp 400 Personen Schnupfenviren direkt in die Nase. Von den gestressten Kandidaten bekam fast die Hälfte darauf eine Erkältung, von den entspannteren nur ein Viertel. Auch Extrovertiertheit böte einen gewissen Schutz, so der Forscher.

Die Ärzte raten auch, sich bei kalten Temperaturen ins Freie zu wagen und damit das Immunsystem zu stärken. "Man gehört regelmäßig an die frische Luft, auch im Winter ", meint Wolfgang Gstöttner von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Meduni Wien. Der Aufenthalt in der Natur, vor allem im Wald, stärkt das Immunsystem, wurde in wissenschaftlichen Studien gezeigt. Der Wald wirkt positiv auf jene Teile des Nervensystems (das parasympathische System), die chronischen Stress mindern und die Stimmung heben. Gleichzeitig atme man im Wald von den Bäumen abgegebene Stoffe (Terpene) ein, von denen manche Abwehrzellen gegen kranke Zellen stärken.

Auch Hundehalter werden seltener krank. Einerseits reduzieren die Vierbeiner ihr Stressniveau, andererseits muss man bei jedem Wetter an die frische Luft. Aber auch wenn man nicht in den Wald kommt und keinen Hund hat, kann man den Stresslevel positiv beeinflussen: Es wurde gezeigt, dass Massagen den Cortisolspiegel im Blut senken und damit beruhigend wirken. Auch Saunabesuche sind nachweislich positiv für das Immunsystem und lindern Stress.

Auch eine Binsenweisheit wurde inzwischen bestätigt: dass man besser durch die Nase ein- und ausatmen soll als durch den Mund. Denn in der Nase wird die Atemluft angewärmt, angefeuchtet und gefiltert, was die Keime weniger tief ins Atemsystem eindringen lässt.

Studien belegen auch immer wieder, dass einfache Hygienemaßnahmen vor Infektionen schützen. Daher: Nach dem Kontakt mit potenziell kontaminierten Flächen wie Straßenbahnhaltegriffen und Türklinken die Hände mit Seife waschen.

Schützt Sport vor Verkühlungen?

In der richtigen Dosis kann man mit Sport vielen Erkältungen vorbeugen. Laut einer Studie sollte man mindestens dreimal pro Woche so intensiv Sport betreiben, dass man ausgiebig schwitzt, um das Immunsystem fit zu halten. Leistungssport ist hingegen für banale Infekte sogar sehr förderlich. Denn er stellt eine derartige Belastung für den Körper dar, dass für das Immunsystem kaum mehr Energie übrig bleibt. Auch wenn man plötzlich ungewohnte Leistungen vollbringen will, etwa als unsportlicher Mensch auf einmal zehn Kilometer läuft oder als gelegentlicher Jogger einen Marathon absolviert, führt das nahezu garantiert zu einem Infekt, sagt Mediziner Gstöttner. Man sollte also ein persönliches Mittelmaß nicht plötzlich steigern, aber auch ein komplettes Aufhören kann fatal sein. Aktive Sportler, die durch eine Verletzung länger pausieren müssen, quälen bis zu einem Jahr lang zusätzlich immer wieder Infektionskrankheiten.

Wie gefährlich sind Schnupfenviren?

Die Pathogenizität (die Fähigkeit von Keimen, einen Organismus krank zu machen) von Krankheitserregern wird vor allem von zwei Faktoren bestimmt: wie leicht sie sich ausbreiten und jemanden infizieren und wie stark sie ihn schädigen. Auf der einen Seite der Skala stehen etwa Aidsund Tollwutviren: Sie können sich nur sehr schwer ausbreiten und einen Organismus nur in ganz speziellen Fällen infizieren, töten ihre Opfer jedoch, wenn keine Behandlung erfolgt. Schnupfenviren rangieren am ganz anderen Ende der Skala. Sie breiten sich extrem leicht und schnell aus, richten aber kaum Schaden an.

Kann man sich auch in den Tropen erkälten? Und sind die Nordländer dauerverkühlt?

Ja und nein. In den Tropen kann man sich genauso eine "Erkältung" holen, denn die passenden Virenstämme kursieren auch dort. Schnupfenkrank wird man in tropischen Gefilden aber seltener als in gemäßigten Breiten, weil die Luft dort feuchter ist und die Schleimhäute im Nasenraum die Viren besser abtransportieren und der Magensäure zuführen können.

Zugleich lebt man auch im hohen Norden keineswegs dauerverschnupft. Einerseits sind Erkältungskrankheiten bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt (wie es in Mitteleuropa die meiste Zeit im Winter vorkommt) viel häufiger als bei Dauerfrost. Andererseits leben viele Menschen, etwa in Skandinavien, recht nahe am Meer. Dort ist die Luft voller Salzwasser, was für die Schleimhäute extrem hilfreich ist, um gut zu funktionieren und Schnupfenviren loszuwerden, bevor sie Schaden anrichten können.

Sind Ärzte und Lehrer ständig krank, weil sie von Keimen bombardiert werden?

Natürlich bekommen auch praktische Ärzte, HNO-Fachärzte und Apotheker banale Infekte ab, aber gegen das meiste sind sie immun, weil sie dauernd angehustet und dadurch abgehärtet werden, verweist Facharzt Gstöttner auf einen gewissen Trainingseffekt des Immunsystems. In der Anfangszeit kämpfe man gerade in solchen Berufen allerdings schon immer wieder mit Husten und Schnupfen. Ein junger Arzt muss in den ersten beiden Jahren seiner Praxisausbildung tatsächlich mit sehr heftigen und unangenehmen Erkrankungen rechnen. Dann ist aber die lokale Abwehr so gut ausgeprägt und das Immunsystem so gut trainiert, dass einem die gängigen Keime nichts mehr ausmachen - oder zumindest deutlich weniger als dem Bevölkerungsdurchschnitt.

Warum gibt es keine Medikamente oder Impfungen gegen Erkältungen?

Auch wenn Erreger wie HIV-, Herpes- und Grippeviren im Zentrum der medizinischen Forschung stehen - jene Keime, die banale Infekte auslösen, sind Stiefkinder der Forschung, auch wenn sie wahrscheinlich weltweit zu den häufigsten gehören, erklärt Virologin Puchhammer-Stöckl. Einerseits ist es schon ob ihrer großen Zahl sehr schwer, sie wirksam zu bekämpfen, andererseits sind (obschon sie sehr lästig werden können) der Leidensdruck und die von ihnen ausgehende Gefahr nicht so groß, dass sich Wissenschafter intensiv in den Kampf mit ihnen stürzen, bevor man nicht die viel schlimmeren Viruserkrankungen wie Aids im Griff hat, meint sie. Es gibt über 200 Virenstämme, die Husten, Schnupfen und Heiserkeit auslösen, und dementsprechend wäre es eine unverhältnismäßige Herausforderung, eine Impfung zu entwickeln, die gegen alle schützt. Dasselbe gilt für Wirkstoffe, die eine Infektion verhindern oder bekämpfen könnten.

Im Vergleich zu Bakterien ist es auch ungleich schwieriger, gegen Viren etwas auszurichten. "Sie befallen menschliche Zellen und vermehren sich darin", so Reisser. Man müsste also Wirkstoffe finden und entwickeln, die nur in die erkrankten Zellen eindringen und die gesunden unbehelligt lassen. Außerdem bietet der bakterielle Stoffwechsel viele Angriffspunkte, was bei Viren gänzlich fehlt. Sie bedienen sich vieler Funktionen der Wirtszellen, die man ja mit Medikamenten nicht alle schädigen möchte. Zwar gibt es gegen Herpes- und HI-Viren schon sehr effektive Mittel. Aber damit Schnupfenviren zu bekämpfen, wäre Spatzen mit Kanonen zu beschießen und würde dem Körper mehr schaden als helfen. Etwas anders ist die Situation bei immungeschwächten Personen, also etwa nach einer Transplantation oder einer Chemotherapie. "Hier muss man mit allen vorhandenen Geschützen vorfahren, denn da geht es um sehr viel", erklärt Gstöttner.

Komplett schiefgelaufen ist die Entwicklung eines Impfstoffes gegen RSV (Respiratorisches Synzytial Virus). Es verursacht meist leichte Beschwerden wie Schnupfen, Husten und Bronchitis. Säuglingen und Kleinkindern können diese Viren aber gefährlich werden, ebenso älteren Menschen und solchen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Deshalb wollten Forscher schon in den 1960er-Jahren einen Impfstoff entwickeln. Bei mit inaktiviertem RSV geimpften Kindern war der Krankheitsverlauf aber noch schlimmer als bei solchen, die Placebos erhielten. Zwei Kinder starben sogar nach der Infektion. Die immunologischen Gründe dafür sind noch kaum bekannt.

Wie lassen sich die lästigen Symptome lindern?

Weil es keine ursächlichen Therapien gegen banale Infekte gibt, kann selbst der Facharzt nur Medikamente gegen die Symptome verschreiben und Ruhe empfehlen. Wohl aber sind viele Mittel bekannt und verfügbar, um die Beschwerden zu lindern. Teilweise handelt es sich um Hausmittel, die aus unbekannten Gründen einfach wirken, teilweise gibt es dazu aber auch wissenschaftliche Evidenz.

Tees helfen etwa allein durch die Wärme, weil die Schnupfenviren mit hohen Temperaturen nicht gut zurechtkommen, was für das Inhalieren gleichermaßen gilt. Beides unterstützt auch die geschundenen Schleimhäuten, indem der Schleim durch die Flüssigkeit verdünnt wird (viel trinken ist übrigens auch hilfreich), und ätherische Öle in Kräutertees und im erhitzten Dampf können zum Beispiel reizlindernd wirken oder sogar leicht antivirale Wirkung besitzen. Salzwasser beim Inhalieren, in Nasensprays und bei Nasenspülungen verdünnt und löst den Schleim und unterstützt so den Abtransport von toten Zellen, Viren und Staub. Hustenpastillen regen die Speichelbildung an und sind so ebenfalls schleimverdünnend. Außerdem enthalten sie oft Essenzen verschiedener Kräuter und Heilpflanzen wie Salbei, Malve, Thymian und Anis, die bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit lindernd wirken. Welche Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind, ist aber kaum bekannt.

Es gibt für starken Schnupfen auch abschwellende Nasensprays, diese sind in Akutsituationen sicherlich sinnvoll, man sollte sie aber nur kurz nehmen, rät HNO-Arzt Reisser: "Die Nasenschleimhaut wird dadurch einerseits mittelfristig geschädigt, andererseits gewöhnt sie sich daran, und dann wirken diese Mittel nicht mehr." In der Folge verfallen die Schleimhautzellen regelrecht in Panik, zeigen Entzugserscheinungen und sind sehr gereizt. Die beste Methode gegen grippale Infekte ist aber wohl, auszuruhen und seinem Körper die Chance zu gewähren, mit dem Angriff der lästigen, aber im Regelfall ungefährlichen Schnupfenviren fertigzuwerden.

Warum folgen bei manchen Menschen Komplikationen wie Mittelohr- und Nebenhöhlenentzündungen?

Die Mittelohren und Nebenhöhlen sind durch relativ enge Kanäle mit der Nase verbunden. In beiden ist die Oberfläche mit einer Schleimhaut und Flimmerhärchen ausgekleidet, die Sekret in Richtung der Nasenhöhle transportieren. Jede Entzündung hinterlässt dort Narben, die diese schmalen Passagen zusätzlich verengen. Das Sekret kann bei einem Schnupfen dann nicht mehr effektiv aus dem Mittelohr oder den Nebenhöhlen heraus, und es kann keine Luft mehr vom Rachenraum durch die verstopften Kanäle hineingelangen. Für Bakterien ist dieses Sekret dann ein idealer Nährboden.

Ist Fieber gut oder böse?

Während Laien gerne darüber diskutieren, wie gut oder schlecht Fieber ist, sind sich die Mediziner und Wissenschafter recht einig: Es ist bis zu einem gewissen Grad eine sinnvolle Körperfunktion, um Krankheitserreger zu bekämpfen - und nur übermäßig lang anhaltendes und sehr hohes Fieber sollte medikamentös gesenkt werden.

Ausgelöst wird Fieber durch Körperzellen, die bestimmte Bestandteile von Viren oder Bakterien erkennen und Nervenbotenstoffe ins Gehirn schicken. Dieses justiert den Temperatur-Sollwert des Körpers nach oben. Dadurch wird die Durchblutung gefördert, und die Immunabwehr ist auf Leistung programmiert, erklärt Facharzt Gstöttner. Viele Immunzellen bewegen und vermehren sich bei 38 bis 41 Grad Celsius schneller als bei unter 37 Grad, können etwa mehr Antikörper produzieren sowie Stoffe, die Viren töten. Der Rest des Körpers wird auf Ruhe und Trägheit programmiert, damit er sich auf die Krankheitsabwehr konzentrieren kann und keine Energie mit Sport, der Verdauung schwerer Mahlzeiten oder anstrengender Denkarbeit vergeudet. Außerdem hemmt die hohe Temperatur insbesondere die kälteliebenden Schnupfenviren.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel bleibt es bei einem banalen Virusinfekt beim Kratzen im Hals, und die Nase schwillt ein wenig an. Dann kann man sich auch selbst im Drogeriemarkt oder der Apotheke mit Tees, Nasentropfen, Lutschzuckerln und Hustensäften eindecken, die Erkältung also aussitzen, ohne damit den Arzt behelligen zu müssen. Diesen sollte man aber auf jeden Fall aufsuchen, wenn die Symptome länger als eine Woche nicht abklingen. Dann ist der Infekt nicht mehr als ganz komplikationslos einzustufen und kann chronisch werden, sagt Gstöttner. Auch mit starken Symptomen wie hohem Fieber oder Schmerzen im Atemtrakt sollte man zum Arzt gehen, denn in diesen Fällen könnten eine schwere Hals-, Kehldeckel- oder Nebenhöhlenentzündung dazugekommen sein. Wenn man sich längere Zeit sehr abgeschlagen und matt fühlt, gilt dieselbe Empfehlung. Ein vom Arzt verschriebener Kortisonspray bewirkt meist, dass die Entzündung endlich abklingt. Ist zum viralen Infekt eine bakterielle Infektion hinzugekommen, ist das Einnehmen von Antibiotika sinnvoll - und zwar nur dann.

Helfen Antibiotika gegen Verkühlungen?

"Bei jeder banalen Infektion Antibiotika zu nehmen, ist einer der größten Fehler, den man begehen kann", sagt Gstöttner. Obwohl sämtliche Hausärzte das wissen müssten, verschreiben sie trotzdem immer wieder solche, zum Beispiel, wenn besorgte Eltern für ihre hustenden Kinder welche einfordern. Die Ärzte stehen dann gewissermaßen unter Zugzwang - wenn sie sich nicht durchsetzen können oder nicht gut (und lange) genug argumentieren, dass dies sinnlos und sogar schlecht ist. "Eine Virusinfektion ist auf keinen Fall mit Antibiotika zu behandeln", sagt auch Puchhammer-Stöckl. Es könnte zwar manchmal eine bakterielle Infektion dazukommen, aber eine solche solle man nicht vorauseilend bekämpfen, wenn man gar nicht weiß, ob sie überhaupt auftreten wird.

Gegen Viren wirken Antibiotika überhaupt nicht. Sie können ausschließlich Bakterien bekämpfen, indem sie etwa deren Zellteilung blockieren oder ihre Außenwände durchlöchern. Viren besitzen diese Komponenten aber gar nicht und sind daher gegen die Präparate immun. Nun könnte man freilich sagen, wenn es nicht hilft, dann schadet es auch nicht. Dem ist aber leider nicht so. Erstens töten Antibiotika auch die sehr nützlichen Bakterien im Darm und in anderen Körperregionen ab, die zum Beispiel verhindern, dass sich dort Pilzinfektionen breitmachen. Zweitens trägt man dazu bei, dass die Bakterien Resistenzen gegen die Antibiotika entwickeln, die man einnimmt, und gefährliche Krankheitserreger bei einem späteren (ernsthaften) Infekt nicht mehr darauf reagieren. Diese resistenten Bakterienstämme können sich leicht von Mensch zu Mensch ausbreiten, es wird also die ganze Gesellschaft anfälliger und nicht nur der betroffene, übervorsichtige Patient. Außerdem können Antibiotika so wie alle Arzneien Nebenwirkungen zeigen, die man nicht unbedingt zusätzlich zu Husten, Schnupfen und Heiserkeit braucht.

Wieso bekommt man auch im Sommer grippale Infekte?

Nicht nur in der kalten, feuchten Jahreszeit, auch im heißen Sommer und jetzt im Frühherbst kann man sich eine Erkältung holen. Die Übeltäter sind allerdings andere als im Winter: nämlich an wärmere Temperaturen angepasste Enteroviren wie Coxsackie- und Echoviren. Im Gegensatz zur meist bloß lästigen Winterverkühlung kann jene im Sommer durchaus gefährlich werden, weil Enteroviren auch andere Organe befallen als den Atemtrakt. Vor allem, wenn sie den Herzmuskel angreifen, besteht akute Gefahr. "Fast jeder kennt leider im privaten Umfeld Fälle, wo ein scheinbar völlig gesunder Mensch in einem Moment noch etwa auf dem Tennisplatz herumflitzt und im nächsten zusammenbricht, manchmal sogar tot", sagt Medizinerin Puchhammer-Stöckl. Das passiert vor allem, wenn man eine Sommergrippe nicht gut ausheilt und seinen Körper zu früh wieder belastet. Dann können schwere Herzmuskelschäden entstehen, die so schlimm sein können, dass eine Herztransplantation nötig wird oder gar der Tod eintritt. "Wenn man sich nach einer Erkältung in der warmen Jahreszeit total schwach fühlt, Atemnot hat oder Organe schmerzen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen", so Puchhammer-Stöckl.

Abgesehen davon, dass bei einer Sommergrippe totale körperliche Schonung angesagt ist, ähnelt sie weitgehend einem banalen Winterinfekt. Sie ist durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen sehr ansteckend (die Viren werden auch häufig in großen Mengen im Stuhl ausgeschieden), aber normale Hygienemaßnahmen können schützen. All das, was das Immunsystem im Sommer schwächt, begünstigt solch einen Infekt, wie zum Beispiel übermäßige Sonnenbäder und stark aufgedrehte Klimaanlagen. Auch die Symptome sind beinahe die gleichen wie in der kalten Jahreszeit, nämlich Husten, Schnupfen, Hals- und Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Heiserkeit und Abgeschlagenheit. Ebenso gibt es keine Medikamente, welche die Viren selbst bekämpfen, aber man kann die Symptome mit bewährten Hausmitteln und Arzneien lindern. Anders als bei der Wintergrippe kommen manchmal Durchfall und Erbrechen dazu. Warum die Sommergrippe übrigens gerade in der warmen Jahreszeit Saison hat, ist für die Wissenschafter unklar.

Helfen zusätzlich eingenommene Vitamine oder Spurenelemente?

Vor allem für Zink und Vitamin C wurde immer wieder proklamiert, dass sie vor Erkältungen schützen. Der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling empfahl in den 1970er-Jahren die Einnahme von Vitamin C in extrem hohen Dosen, um Alterserscheinungen zu verhindern. Wissenschafter haben nun aber herausgefunden, dass Vitamin C nicht gegen Erkältungen hilft. Infektionen werden dadurch weder verhindert noch verkürzt oder der Krankheitsverlauf gemildert. Anders bei Zink. Hier deuten neue Erkenntnisse auf eine Wirksamkeit hin. Ein internationales Netzwerk von Wissenschaftern hat bereits existierende Studien systematisch ausgewertet und entdeckt, dass Zink-Sirups sowie mit Zink angereicherte Lutschbonbons und Tabletten die Länge und Schwere einer Verkühlung mindern, wenn sie gleich zu Beginn der Erkrankung eingenommen werden. Kinder, die über längere Zeit Zinksirups oder Zinktabletten bekamen, wurden seltener krank und fehlten nicht so oft in der Schule. Für allgemeine Empfehlungen sei die Datenlage aber immer noch zu schwach, meinen die Forscher.

"Wenn man nicht als Seefahrer monatelang kein frisches Obst und Gemüse kriegt und sich auch nicht nur von Junk Food ernährt, also bei halbwegs ausgewogener Ernährung, sollten in der Nahrung ausreichend Vitamin C und Zink vorhanden sein", meint Facharzt Reisser. Überflüssiges Vitamin C werde in der Regel zwar ausgeschieden, kann aber auch zu Nierensteinen führen, wenn man die Einnahme kräftig übertreibt. Problematisch würde es vor allem dann, wenn Vitamin- und Spurenelementtabletten eine ungesunde Lebensweise kaschieren sollen, denn dazu sind sie nie und nimmer in der Lage. Am ehesten wirken sie psychologisch wie Placebos, wenn man zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend körperlicher Aktivität das Gefühl hat, seinem Körper Gutes zu tun. Ansonsten seien solche Präparate mehr der Wirtschaft als der persönlichen Gesundheit förderlich. Will man sich zinkreich ernähren, sollte man zu Weizenkleie, Mohn- und Sesamsamen greifen, zu Kürbiskernen, Bergkäse und Linsen. Vitamin C findet sich in hoher Konzentration in Sanddorn, Paprika, Tomaten, Brokkoli, schwarzen Johannisbeeren, Fenchel, Zitrusfrüchten, Kartoffeln, Kohl und Spinat.

Wie niest man richtig?

Niesen ist ein Reflex, den man nicht unterdrücken kann. Man soll es auch gar nicht versuchen: Wenn man sich die Nase zuhält, kann man sich ernsthaft verletzen, denn dann wird der Druck zum Ohr weitergeleitet und mit ausreichend Pech reißt das Trommelfell ein. Außerdem können dadurch Blutgefäße platzen. In jedem Fall befördert der hohe Druck aber Bakterien und Viren bis ins letzte Eck der Nebenhöhlen und ins Mittelohr, wo sie sich liebend gerne einnisten. Als wohlerzogener Mensch niest, hustet und schnupft man seine Mitmenschen natürlich nicht direkt an, denn dadurch bekämen die Erreger eine Freifahrt zum nächsten Opfer. Manche Experten empfehlen, in die Armbeuge zu niesen anstatt sich die Hand vorzuhalten. "Dann hängt der Rotz aber im Ärmel, was aber nicht wirklich besser ist, als ihn in der Hand zu halten", meint Reisser. Die Hände solle man jedenfalls gut mit Seife waschen, dann sind die Viren darauf Vergangenheit. Nie schaden kann es, im Schnupfenfall stets ein Papiertaschentuch griffbereit zu halten.

Bekommen auch Tiere Erkältungen?

Verkühlungen sind nichts rein Menschliches, auch unsere Haustiere bleiben in der kalten Jahreszeit von solchen banalen Atemwegsinfekten nicht verschont. Die Erreger stammen zwar aus denselben Virus-Familien wie bei den Menschen, sind aber recht wirtsspezifisch. "Das heißt, ein schnupfender Hund, eine Katze, ein Pferd, Rind oder Schwein steckt in der Regel nur die eigene Art und nicht andere Tiere und Menschen an", so Till Rümenapf von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Man muss sich also nicht vor seinem schnupfenden Bello schützen oder umgekehrt.

Während Hunde öfter husten und selten unter Schnupfen leiden, ist es bei Katzen genau umgekehrt, erklärt Judith Schidelko von der Tierklinik Wiener Neustadt. So ist bei Hunden der Zwingerhusten charakteristisch und bei den Miezen der Katzenschnupfen. Beides sind aber im Gegensatz zu einfachen Verkühlungen schwerwiegende Erkrankungen, wo neben Viren oft auch Bakterien beteiligt sind. Sowohl gegen Zwingerhusten als auch gegen Katzenschnupfen gibt es jedoch Impfstoffe.

Haben Erkältungen auch positive Seiten?

Banale Infekte halten das Immunsystem fit, meint HNO-Arzt Gstöttner. Für ihn ist es undenkbar, dass man immer gesund ist, denn dann würden die Abwehrkräfte nicht gefordert und verkümmern - genau wie die Muskeln schwächer werden, wenn man keinen Sport treibt, und der Magen schrumpft, wenn man nicht genug isst. Wenn Kinder zum Beispiel bei jeder kleinen Entzündung Antibiotika bekommen, plagen sie als Erwachsene leichter gröbere Infekte. Ein unterbeschäftigtes Immunsystem sucht sich auch eher selbst eine Herausforderung und greift zum Beispiel körpereigene Strukturen an (Autoimmunerkrankungen ) oder reagiert auf harmlose Gräserpollen mit einer heftigen Reaktion (Heuschnupfen). Es wäre daher falsch, auf Husten- und Schnupfenviren gleich mit den stärksten vorhandenen Mitteln zu schießen.

Wieso ist der Schnupfen in der Nacht am schlimmsten?

Oft bemerkt man tagsüber gar nicht so sehr, dass man eine Erkältung hat, aber sobald man sich abends ins Bett legt, rinnt und verstopft sich die Nase, und dies stört die Nachtruhe. "Die Körperflüssigkeiten sinken immer zum tiefsten Punkt, wenn man sich nicht bewegt. Darum werden zum Beispiel die Schuhe auf einmal eng, wenn man zwei Stunden im Kino sitzt", erklärt HNO-Experte Reisser. Tagsüber können also leicht die Beine anschwellen, aber die Nase befindet sich weit oben am Körper und ist somit frei. Legt man sich nieder, dauert es etwa eine halbe Stunde, bis die Nasenschleimhaut zuschwillt, weil sich dort immer mehr Flüssigkeit ansammelt. Die Atmung wird ineffektiv, und das Gehirn bekommt nicht ausreichend Sauerstoff. Es würde dem Mund gerne den Befehl geben mitzuatmen, aber jener ist im Tiefschlaf unansprechbar und geschlossen. Deshalb schaltet das Gehirn den Körper in den Seichtschlafmodus, in dem der Mund schließlich doch reagiert und die Atmung unterstützt. Dann ist aber der Körper quasi auf Wachstation und hört, sieht und spürt, was in ihm und rund um ihn vorgeht. Am Morgen wacht man deshalb wie gerädert auf und hat sich kaum erholt. Man leidet unter Kopfschmerzen, ist den ganzen Tag lang müde und anfällig auf Sekundenschlaf. Außerdem holt man sich so viel leichter den nächsten Infekt.

Stimmt es, dass das Schnäuzen schlecht ist?

Ob Schnupfenviren, Bakterien oder Feinstaub - alles, was über die Atemluft in die Nase dringt, wird vom Schleimhautsekret sowie den Flimmerhärchen gebunden und gefiltert. Der Schleim ist somit die erste Abwehrlinie gegen harmlose Infekte, aber auch gegen gefährlichere Kaliber. Pro Tag muss die Nase etwa 20 Kubikmeter Luft filtern und der Schleim den "Dreck" daraus einsammeln. Was dieses System leistet, sieht man zum Beispiel, wenn man in einem alten Keller zusammenkehrt und sich anschließend schnäuzt: Ein zuvor weißes Papiertaschentuch wird hinterher reichlich schwarz gefärbt sein. Innerhalb einer halben Stunde wandert der Schleim von der Nase nach hinten in den Rachen, wo man ihn reflektorisch schluckt und die Magensäure schließlich den eingefangenen Krankheitserregern ein Ende bereitet. Im Schleim patrouilliert auch die "Gesundheitspolizei", also verschiedene Arten von Immunzellen, die dort Viren und Bakterien bekämpfen.

Die Flimmerhärchen unseres Nasen- und Nebenhöhlensystems sind also darauf programmiert, den Schleim samt Staub, Bakterien und Viren, die aus der Atemluft gefiltert wurden, Richtung Rachen zu transportieren. Denn von dort wird der Schleim geschluckt und im Magen durch die Magensäure unschädlich gemacht. "Der Mensch ist aber ein so gescheites Wesen, dass er das Schnäuzen erfunden hat", sagt Reisser. Dabei wird das mit Nasenhöhlen-Schleim-Unrat angereicherte Sekret, landläufig Rotz genannt, in die Gegenrichtung befördert.

"Durch den Druck, den man beim Schnäuzen aufbaut, schiebt man ihn auch noch in die Nebenhöhlen hinein", erklärt der Mediziner. Kein anderes Säugetier würde sich schnäuzen, alle ziehen das Sekret hoch. Übrigens verfährt in Japan und China auch die Menschheit so, in allen anderen Weltgegenden stört sie den Weg der natürlichen Nasenhöhlenreinigung. Wenn das mit Viren und Bakterien angereicherte Nasensekret dann heraußen ist, also im Taschentuch klebt, ist es noch eine Zeit lang infektiös. "Nur hochziehen und schlucken ist mithilfe der Magensäure so effektiv, dass es diese Strukturen sofort umbringt", erklärt der Arzt.

Darf man weiter arbeiten oder ist strikte Bettruhe angesagt?

Wenn man krank ist, gehört man ins Bett und nicht an den Arbeitsplatz. Das ist zwar eine Binsenweisheit, wird aber dennoch häufig ignoriert. Bei einem banalen Infekt mag dies ja noch angehen - auch wenn man dann bei der Arbeit nicht wirklich produktiv ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Kollegenschaft ansteckt. Das Weiterwerken verlängert aber in jedem Fall die Krankheitsdauer und zögert die Gesundung hinaus. "Spätestens bei Fieber hat man am Arbeitsplatz nichts zu suchen", sagt Mediziner Gstöttner. Dann soll man Ruhe geben und das Immunsystem seinen Kampf gegen die Viren ungestört ausfechten lassen, damit es sie möglichst rasch besiegen kann. "Der Trend geht aber leider in die Richtung, dass Patienten nicht nur bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit, sondern auch während wirklich schwerer Infekte nicht vom Arbeitsplatz wegzubewegen sind", meint er. Früher war ein Krankenstand selbstverständlich und sogar eine Art Statuszeichen, dass man sich auch mal leisten kann, unpässlich zu sein. "Jetzt ist es aber umgekehrt. In der modernen Arbeitswelt haben viele schon ein bisschen Angst um ihren Arbeitsplatz und das Gefühl, dass sie die geforderte Leistung nicht erbringen, wenn sie einmal nicht da sind", so Gstöttner. Natürlich gibt es auch Personen - und wer kennt so jemanden nicht -, die sich beim leisesten Unwohlsein eine Auszeit gönnen, der Allgemeintrend sei jedoch eher gegenläufig und manifestiere sich oft darin, dass Menschen noch als halbe Zombies im Büro erscheinen.

Können Erkältungssymptome auch Anzeichen einer Allergie sein?

Eine schnupfende Nase und lästiger Hustenreiz können nicht nur von einer Virusinfektion, sondern auch von einer Allergie stammen. Eindeutig abklären kann dies freilich nur ein Arzt mit einem Allergietest, doch es gibt ein paar Anzeichen, die eher für Überempfindlichkeiten auf gewisse Substanzen als für einen Infekt sprechen. Hat man zusätzlich tränende und geschwollene Augen, deutet das auf eine Allergie hin, ebenso wie nicht enden wollender Niesreiz. Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit sprechen hingegen eher für eine klassische Erkältung. Bei einer Allergie verschlimmern sich die Symptome auch tagsüber, etwa wenn man bei Heuschnupfen durch eine blühende Wiese spaziert, bei Hausstauballergie sind sie in der Nacht und nach dem Aufstehen am heftigsten. Auch wenn der vermeintliche Schnupfen länger als eine Woche dauert, könnte eine Allergie dahinterstecken. Doch egal, worum es sich handelt: Bei anhaltenden Beschwerden sollte man ohnehin einen Mediziner aufsuchen, um die Sache abklären und behandeln zu lassen.