Coronavirus: Zahlreiche wissenschaftliche Beiträge aus Österreich

Österreichische Forscher sind zahlreich in wissenschaftlichen Datenbanken vertreten.

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In bisher beispielloser Schnelligkeit haben die Wissenschafter weltweit seit Anfang des Jahres auf Sars-CoV-2 bzw. Covid-19 mit Publikationen reagiert. Im Publikationsregister der amerikanischen National Library of Medicine mit mehr als 30 Millionen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Medizin und Biotechnologie finden sich unter dem Stichwort "Covid 19" derzeit 111 Publikationen aus Wien. 36 stammen aus Innsbruck, 34 aus Graz (jeweils MedUnis). Dann folgen Salzburg (19), Linz (13) und Klagenfurt (5). Insgesamt listet das Register bereits fast 23.000 Studien auf.

Eines der jüngsten Publikationsbeispiele ist ein Fallbericht von Tamara Seitz, Ärztin an der Infektionsabteilung am Kaiser-Fanz-Josef-Spital, in Wien, zu einem Wiener Anwalt, der offenbar der erste Covid-19-Patient Österreichs mit einem schweren Krankheitsverlauf war. Der "Case Report" ist mit 13. Juni in der Medizinfachzeitschrift "Infection" erschienen.

Der 72-Jährige war am 17. Februar zunächst wegen Fiebers, Übelkeit, schwerem Krankheitsgefühl und Schwindels in die Wiener Rudolfstiftung aufgenommen worden. Influenza- und Legionellen-Tests ergaben ein negatives Ergebnis. Als sich rund eine Woche später hohes Fieber und andere schwere Krankheitssymptome sowie schließlich Atemnot einstellten und ein verdächtiger Lungen-CT-Befund hinzukam, wurde der Patient auf Sars-Cov-2 getestet, der am 27. Februar mit positivem Befund vorlag. "In der Folge wurde der Patient in unsere Spezialabteilung für Infektionskrankheiten zur Isolierung unter negativem Luftdruck und die weitere Behandlung transferiert", schreiben die Autoren.

Eine experimentelle antivirale Behandlung erfolgte zunächst mit Chloroquin - mittlerweile hat die US-Arzneimittelbehörde FDA die Notfallzulassung für den Uralt-Malaria-Wirkstoff zur Behandlung von Covid-19 widerrufen - und dem Aids-Medikament Lopinavir-Ritonavir. Herz-Nebenwirkungen (dafür "bekannt" ist Chloroquin) führten schließlich zum Absetzen dieser Therapie. Als Komplikation kam noch eine Pilzinfektion. Schließlich erfolgte eine Behandlung mit Remdesivir. Nach bereits per zweimaliger negativer PCR-Untersuchung offenbar überstandener Infektion fiel allerdings nach Kontakt mit einem anderen Sars-CoV-Infizierten ein PCR-Test erneut positiv, ein zweiter Sars-CoV-2-negativ aus.

Erst zusätzliche Untersuchungen auf Sars-CoV-2-Antikörper und zwei weitere PCR-Tests führten zum Ergebnis, dass die Infektion überstanden worden sei. Trotz aller Problematik ging die Erkrankung im Endeffekt gut aus. "Der Patient erholte sich beachtenswert gut und wurde schließlich nach insgesamt 40 Tagen im Krankenhaus nach Hause in einem sehr guten Gesamtzustand entlassen (...)", schrieben die Autoren. Schon bei diesem Patienten zeigte sich offenbar die Langwierigkeit der Erkrankung bei schwerem Verlauf.

Ein ebenfalls aktuelles Publikationsbeispiel: Ein "Kompendium" eines internationalen Autorenteams, das zu Covid-19 und Allergien am Sonntag (14. Juni) in "Allergy" erschienen ist. Es soll dem Fachpublikum als Übersicht Informationen zu den für sie wichtigsten Fragen bieten. Als einer der Co-Autoren ist Heimo Breiteneder vom Institut für Pathophysiologie der MedUni Wien vertreten.

Bereits Ende vergangenen Donnerstag (11. Juni) ist im weltweit in Ärztekreisen höchst angesehenen New England Journal of Medicine eine bereits vor einigen Wochen in ihren Hauptergebnissen international bekannt gewordene Beobachtungsstudie zur Behandlung von Covid-19 mit Remdesivir (keine "Verblindung", keine Placebogruppe) erschienen. Bei 36 von 53 Patienten oder 68 Prozent der Behandelten zeigte sich eine klinische Besserung ihres Zustandes. An der wissenschaftlichen Arbeit war wiederum die Infektionsabteilung am Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital beteiligt.