Cyberama: Thomas Vašek

Cyberama von Thomas Vašek Ungleiches Match um die digitale Zukunft

Digitale Ohnmacht

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Der digitale Diskurs hatte vergangene Woche gleich drei symbolische Zentren. Auf dem Tech-Festival South by Southwest (SXSW) in Austin, Texas, rief Edward Snowden via Liveschaltung die versammelte Entwickler-Community zur Gegenwehr gegen NSA & Co auf. Bei der Computermesse CeBit in Hannover ging es um "Datability“, also die Digitalisierung aller Lebensbereiche - um die "vierte industrielle Revolution“, wie es hieß. Das Europäische Parlament in Brüssel wiederum stimmte über den Entwurf einer Datenschutz-Grundverordnung ab. Die drei Ereignisse hängen unmittelbar zusammen, und doch liegen Welten dazwischen. Beim SXSW-Festival feierte die Tech-Branche einmal mehr den digitalen Fortschritt, vom "Internet der Dinge“ bis zur bevorstehenden Roboter-Revolution. Nur die Tech-Community selbst könne das Überwachungsproblem lösen, verkündete Snowden bei seinem Auftritt. Bei der CeBit-Eröffnung erörterten Politiker und IT-Experten die Chancen und Risiken von "Big Data“, von Datenschutzproblemen bis zum Fachkräftemangel. In Brüssel kritisierten Europarlamentarier, dass die Datenschutzverordnung weiterhin von einigen europäischen Mitgliedsstaaten blockiert wird. Auf der einen Seite digitaler Erlösungsglaube und Machbarkeitswahn, befeuert von milliardenschweren Konzernen, auf der anderen ein vergleichsweise ohnmächtiges demokratisches Gremium, unterstützt von einer Handvoll Experten, das die Datensammelei der Konzerne eindämmen will. Unsere digitale Zukunft entscheidet sich in einem undurchsichtigen, ungleichen Spiel von Interessen. Wir wissen einfach nicht, was da gespielt wird. Das ist ziemlich beunruhigend. Aber noch beunruhigender ist es, dass es offenbar Leute gibt, die das ziemlich genau wissen - und die Entwicklung zu ihrem Vorteil steuern können. Und die sitzen vermutlich nicht in Brüssel, sondern im Silicon Valley. Wie denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie mir unter [email protected]