Eine digitale Illustration des Homo erectus.

Fließender Übergang

Ab wann ist ein Mensch ein Mensch?

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Die ersten Vertreter der Gattung Homo, die vor gut zwei Millionen Jahren in Afrika lebten, sind nach dem Stand der Wissenschaft eindeutig Menschen, sagt Gerhard Weber vom Department für Anthropologie der Universität Wien. Ihre Vorgänger, die Australopithecinen, waren hingegen noch größere, hochentwickelte Affen. Weber definiert den Unterschied plastisch: "Einen Homo erectus oder Neandertaler würde ich, wenn er bei mir hereinspaziert, wohl zu Tisch bitten, einem Australopithecus aber einen Napf auf den Boden stellen.“

Homo erectus, der aufgerichtete Mensch, tauchte vor 1,9 Millionen Jahren auf und konnte sich mit seiner Beinanatomie, der Form des Beckens und der Wirbelsäule so schnell aufrecht bewegen wie heutige Menschen, was ihm einen größeren Aktionsradius verschaffte als dem Australopithecus. Auch dieser ging auf zwei Beinen, war aber nicht so flott und behende, dafür ein ausgezeichneter Kletterer.

Einen weiteren Schritt weg von den anderen Tieren machte der Homo sapiens, indem er das abstrakte und symbolische Denken erschloss.

Während die Australopithecinen vielleicht opportunistische Aasfresser waren, war Homo erectus wohl schon ein aktiver Jäger. Auch sein Gehirn wuchs deutlich an, auch wenn es mit 650 bis 1250 Kubikzentimetern doch um einiges kleiner war als ein modernes Menschenhirn mit rund 1500. Mit der Hirngröße stiegen beim Homo erectus wohl die geistigen Fähigkeiten, er stellte etwa viel bessere Werkzeuge her als seine Vorgänger.

Einen weiteren Schritt weg von den anderen Tieren machte der Homo sapiens, indem er das abstrakte und symbolische Denken erschloss. Davon zeugen bis zu 70.000 Jahre alte Artefakte, etwa Zeichnungen, Farben, Körperschmuck, Grabbeigaben und später Figuren von Tiermenschen oder Frauenkörpern, was man bei keiner älteren Menschenart und bei Neandertalern nur sehr selten gefunden hat.