SOZIALE TAT: Wer Altruismus beobachtet, handelt auch selbst eher hilfsbereit

Ist Moral ansteckend?

profil-Serie. Seit wann und warum gibt es Fairness und Ehrlichkeit? Gibt es einen universellen Kodex von Gut und Böse? Die wichtigsten Antworten der modernen Moralstudien.

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Forscher der Universität Köln baten 1252 Versuchspersonen zu einem Experiment. Fünfmal täglich erhielten die Personen ein SMS mit der Frage, ob sie gerade eine eher moralische oder unmoralische Tat begangen oder bei anderen Menschen beobachtet hatten. Am Schluss hatten die Wissenschafter mehr als 13.000 Antworten. Resultat: Wer erlebt hatte, dass sich ein Fremder besonders zuvorkommend oder hilfsbereit benahm, verhielt sich ebenfalls eher sozial verträglich. Sich selbst anzustecken klappt aber offenbar nicht, im Gegenteil: Hatte eine Versuchsperson schon in der Früh eine gute Tat begangen, verhielt sie sich am Nachmittag auffallend oft unmoralisch. Auch hier galt wohl: Man hatte sich gewissermaßen freigekauft.

Außerdem wurden die Ergebnisse mit der politischen Einstellung der Menschen abgeglichen: Eher liberal orientierte Personen waren besonders sensibel für Situationen, in denen Fairness, Ehrlichkeit oder Unterdrückung eine Rolle spielten, Konservative achteten häufiger auf Werte wie Loyalität oder Autorität.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft