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Nobelpreise 2014: Wie alltagsrelevant sind die Errungenschaften?

Nobelpreise 2014. Wie alltagsrelevant sind die Errungenschaften?

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Diesmal wäre vielleicht auch der Stifter selbst einverstanden gewesen. Ganz im Sinne Alfred Nobels wurden heuer wissenschaftliche Leistungen gewürdigt, die der Menschheit einen deutlich erkennbaren Nutzen verschaffen können (auch wenn keine der prämierten Errungenschaften aus dem "abgelaufenen Jahr" stammt; aber diese originäre Forderung erfüllt das Preiskomitee ohnehin fast nie).

Die Entdeckung von Gehirnzellen, die zur räumlichen Orientierung beitragen (Medizin oder Physiologie): ein wichtiger Forschungsbereich des Human Brain Project, das langfristig die Geheimnisse des humanen Denkens knacken will. Die Entwicklung von Methoden der Mikroskopie (Chemie), die ein Vordringen weit in den Nanobereich hinein ermöglichen: von eminenter Bedeutung, um etwa Proteinstrukturen zu studieren, die an Alzheimer beteiligt sind.

Schließlich die Herstellung blauen LED-Lichts, welches wiederum nötig ist, um in der Farbmischung weißes Licht - und letztlich zukunftsträchtige Beleuchtungssysteme - zu erzeugen (Physik): Vor allem hier zeigt sich die Alltagsrelevanz, wie sofort nach der Bekanntgabe der Preisträger einsetzende heftige Debatten in der Fachwelt verrieten. LED-Lampen böten einerseits die Möglichkeit, die massiv zunehmende Lichtverschmutzung zu reduzieren (siehe Bild). Weil sie viel präziser ausgerichtet werden können als konventionelle Leuchtmittel, müssten sie, klugen und effizienten Einsatz bei der Beleuchtung von Straßen, Gehwegen und Gebäuden vorausgesetzt, nicht einfach unkontrolliert in die Nacht strahlen - was heute nicht nur Astronomen bei der Arbeit stört, sondern auch ganze Ökosysteme beeinträchtigt und gesundheitliche Folgen für den Menschen haben könnte. Andererseits, so warnten skeptische Experten sogleich: Eben weil LED-Lampen unerreichte Beleuchtungspräzision und deutliche Energieersparnis versprechen, könnte man die Welt erst recht in gleißendes Licht tauchen, nur viel effektiver, gezielter und kostengünstiger als früher. Ein wenig erinnert dies sogar an Nobels eigene Erfindung, die nur dann nutzbringend ist, wenn sie mit Verantwortung und Augenmaß angewandt wird - das Dynamit.

Nobelpreise in den Naturwissenschaften 2014

Medizin oder Physilologie

May-Britt Moser / Edvard Moser / John O'Keefe

Physik

Isamu Akasaki / Hiroshi Amano / Shuji Nakamura

Chemie

Eric Betzig / William E. Moerner / Stefan W. Hell

(Red.)

Foto: Philipp Horak