Gerstenfresser und Aschetrinker

Römische Gladiatoren waren Vegetarier und tranken Asche-Drinks

Studie. Gerichtsmediziner fanden nun heraus, wie sich die römischen Gladiatoren einst ernährten

Drucken

Schriftgröße

Das zeigen Untersuchungen an Knochen von Kämpfern, die bei Ausgrabungen im antiken Ephesos gefunden wurden, berichten Wissenschafter des Departments für Gerichtsmedizin der Medizin-Uni Wien und der Abteilung für Anthropologie des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Bern im Fachjournal "Plos One".

Skelette von rund 120 Menschen
1993 entdeckten Archäologen bei den vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) geleiteten Ausgrabungen in den Ruinen der antiken Metropole Ephesos in der heutigen Türkei mehrere Reliefs mit Gladiatoren-Darstellungen. Bei weiteren Grabungen an dieser Stelle kamen die Skelette von rund 120 Menschen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus zum Vorschein. An den Knochen ließen sich nicht nur eindeutige Trainings- und Verletzungsspuren ablesen, erste Untersuchungen deuteten bereits vor zehn Jahren auf die vegetarische Ernährung hin.

Hinweise auf eine eigene, aus Bohnen und Getreide bestehende Gladiatoren-Diät lieferten auch historische Quellen. In diesen werden die Kämpfer auch als "Gerstenfresser" ("hordearii") bezeichnet.

Untersuchungen der Knochen
Die Zusammensetzung der Spurenelemente in den Knochen lässt Rückschlüsse zu, welche Kost eine Person während ihres Lebens hauptsächlich zu sich nahm. Die Wissenschafter haben deshalb mit Hilfe von spektroskopischen Methoden stabile Isotopenverhältnisse (Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel) im Kollagen der Knochen sowie das Verhältnis von Strontium zu Kalzium im Knochenmineral untersucht.

Es zeigte sich, dass sich die Gladiatoren - so wie der Großteil der damaligen Bevölkerung - hauptsächlich pflanzlich ernährten. Am Speiseplan standen vor allem Getreidegerichte und fleischlose Kost.

Aschetrunk kein Mythos
Einen deutlichen Unterschied zwischen Gladiatoren und Normalbevölkerung gab es aber beim Strontium-Anteil in den Knochen. Das lässt auf eine gesteigerte Mineralaufnahme der Gladiatoren aus einer Strontium-reichen Kalziumquelle schließen. Die Wissenschafter gehen deshalb davon aus, dass es den in der Literatur überlieferten Aschetrunk wohl wirklich gab.

"Pflanzliche Asche wurde offenbar zur Kräftigung nach körperlicher Anstrengung und zur verbesserten Knochenheilung eingenommen", erklärt Fabian Kanz vom Department für Gerichtsmedizin der Medizin-Uni Wien in einer Aussendung und verweist auf Parallelen mit der heutigen Einnahme von Magnesium und Kalzium etwa in Form von Brausetabletten nach körperlicher Anstrengung.

In einem weiterführenden Forschungsprojekt wollen die Wissenschafter die Migration der Gladiatoren nachvollziehen, die oft aus unterschiedlichen Gebieten des römischen Reiches nach Ephesos kamen. Ein Vergleich der Knochendaten der Kämpfer mit jenen der lokalen Tierwelt soll hier Hinweise auf die Herkunft der "Legionäre" liefern.

(APA/Red.)