Rainer Nikowitz: Beweisaufnahme

Die FPÖ weiß natürlich, dass ihr frei erfundenes Manipulationsgeraune destabilisierend und demokratiegefährdend ist. Deshalb hält sie es ja am Köcheln.

Drucken

Schriftgröße

Strache: Wahlschwindel-Hotline, grüß Gott. Kein Verdacht ist uns deppert genug! Anrufer: Hallo, i bin so empört! Strache: Dos will i stark hoffen. Anrufer: I wollt nämlich Folgendes melden: Alle meine Freund ham ausnahmlos den Hofer gewählt. Strache: Auch dos will i stark hoffen. Anrufer: Aber wenn des Ergebnis stimmen tät, dann müsst doch quasi die Hälfte von meine Freund den senilen Grünen gewählt ham! Also kann die Wahl nur getürkt sein. Strache: Dos is ein wertvoller Hinweis! Anrufer: Des will i meinen! Reicht des für a Anfechtung? Strache: Für a wuttriefendes, hirnbefreites Facebook-Posting scho amoi auf alle Fälle. Oba so eine Anfechtung is schon a bissl schwieriger. Da brauch i zuerst amol alle Fakten. Also: Wie viele Freund ham Sie denn? Anrufer: Einen. Strache: Mehr Beweise kann ma echt net verlangen.

*

Strache: Wahlschwindel-Hotline, grüß Gott. Decken Sie auf, was das entmenschte System verschweigt. Anrufer: Also, de Gschicht is a so: Die Cousine von der Tarotkartenlegerin von der besten Freundin von meiner Hundezonenbekanntschaft arbeitet als Nagelstylistin im Nachbarbezirk von einem Altersheim. Und die hat von dort aus absolut sicherer Quelle ghört, dass einer 124-jährigen Alzheimerin am Sterbebett mit Schnabelhäferlentzug gedroht worden is, wenn sie net wie immer de Roten wählt! Strache: I bin entsetzt! Anrufer: Des war de Alte a. Glei nach ihrem erzwungenen SPÖ-Kreuzerl is sie vor lauter Genierer gstorben. Strache: Aber des Blöde is … Der SPÖ-Kandidat is ja jetzt gar nimmer am Zettel gstanden. Die arme Frau müsst also scho beim ersten Wahlgang gstorben sein. Anrufer: Aber … dann isses ja no ärger! Dann hat si dieses Mal als Tote gwählt! Wer weiß, wie viele zigtausend solche Fälle es no geben hat! Strache: Also …, i würd einmal schätzen ziemlich genau 31.027. Anrufer: Des war ka Wahl, des war a linker Putsch! Des Gericht muss des für ungültig erklären. Strache: Des wird’s leider net spielen. Weil dort sitzen sie ja auch alle drin. Anrufer: Wer? Strache: De Demokraten. Anrufer: Diese Schweine san überall!

*

Strache: Wahlschwindel-Hotline, grüß Gott. Sie und wir wissen, wie es in Wirklichkeit ausgehen hätte müssen. Anrufer: Grüssie! Sie wern net glauben, was mir und meiner ganzen Stammtischrunde am Sonntag passiert is. Strache: Möglicherweise net. Aber des wird mi net daran hindern, es im Internet zu verbreiten. Anrufer: Wir san alle miteinander am Weg zum Wahllokal von Außerirdischen entführt und erst nach Wahlschluss wieder freiglassen worden! Strache: Dos is ja schrecklich! Mit so ana richtigen fliegenden Untertassen? Anrufer: Na ja … de san eigentlich erscht später gflogen. Zerscht ham’s uns irgendwie gebeamt oder so. Weil freiwillig hätt ma unser patriotische Pflicht natürlich nie vernachlässigt. Strache: Natürlich net. Und wohin ham’s euch denn gebeamt? Anrufer: Zum Wirten. Und nachher ins Pornokino. Und des alles im Auftrag der Grünen. Strache: Woher wissen S’ denn des? Anrufer: Ganz einfach: Bei dem Wirten hat’s nur Bio-Wein zu sechs Euro des Achtel geben. Und de Weiber in dem Porno waren alle schiach und wollten immer oben sein. Strache: Verstehe. Und wann san dann de Untertassen gekommen? Anrufer: De san scho im Wirtshaus gflogen, weil a paar von uns an Gachen kriagt ham. I mein, hallo! Sechs Euro des Achtel? Strache: Des is no na net auch Teil der Verschwörung. Anrufer: Kein Mensch, der bei Sinnen is, kann des bezweifeln.

*

Strache: Wahlschwindel-Hotline, grüß Gott! Kein … Anrufer: … Verdacht ist uns deppert genug, i weiß. Strache: Ham Sie leicht schon amol angrufen? Anrufer: Ja. Es gibt nämlich was Neues. Sie wissen ja, mei Freund. Der, der euch a gwählt hat. Strache: Ja? Anrufer: I hab in der Zwischenzeit erfahren, dass der no an Freund hat. Und der hat a den Hofer gwählt. Also müsst des insgesamt ja nach Adam Riese scho 200 Prozent für uns ergeben! Und des Ärgste is: Da bin i selber ja net amol no mitzählt!! Strache: Für dieses Mal ist es leider zu spät. Aber i versprech Ihnen eines, guter Mann: Wenn wir dann einmal des Sagen haben – dann wird genau so grechnet!

*

Anrufer: Des mit der Zaubertinten, mit der nach einer halben Stund des Hofer-Kreuzerl verschwunden is, ham S’ scho? Strache: Ja. Anrufer: Und dass, wenn ma de Prozentzahlen vo alle Bundesländer zsammenzählt, beim Hofer mehr außekummt? Strache: Auch. Anrufer: Und was is mit den Briefschlitzen, die in Wirklichkeit getarnte Wurmlöcher san? Strache: Erzählen S’!!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort