Interview

Interpol-Chef Stock: „Die Organisierte Kriminalität ist eine Epidemie ungeahnten Ausmaßes“

Kriminelle werden geschickter, finden neue Geschäftszweige. Das bringe selbst stabile Staaten in große Gefahr, sagt Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock. Dem könne man nur mit internationaler Verbrechensbekämpfung begegnen. Aber was tun, wenn Interpol-Mitgliedsstaaten selbst zu Verbrechern werden?

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Wer ist der derzeit von Ihnen meistgesuchte Verbrecher?
Jürgen Stock
Wir haben keine Top-10-Liste, aber eine Liste von High-Profile-Targets. Ein sehr spannendes Projekt beschäftigt sich etwa mit der italienischen ’Ndrangheta, die eine der kriminellsten und gefährlichsten Organisationen der Welt ist. Ohne die länderübergreifende Arbeit von Interpol wären rund 80 Festnahmen in den letzten drei Jahren nicht möglich gewesen. Darunter waren Flüchtige, die teils 15, 18 oder 23 Jahre gesucht wurden. Wir haben weitere solche Kaliber auf der Liste.
Glauben Sie, man wird den flüchtigen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek einmal erwischen?
Jürgen Stock
Ich habe vier Jahrzehnte polizeiliche Erfahrung, die mich lehrt: Früher oder später erwischen wir sie alle. Denn Kriminelle machen Fehler, und die Polizei hat einen langen Atem. Wir vergessen Fälle nicht. Insofern bin ich zuversichtlich, dass man ihn eines Tages erwischt.
Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.