Peer Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier, Gerhard Schröder und Martin Schulz (r.)

Ist Merkel unschlagbar?

Schröder 2005. Steinmeier 2009. Steinbrück 2013. Schulz 2017. Vier Männer, vier Sozialdemokraten, vier Spitzenkandidaten. Vier Verlierer? Drei haben die Schlappe bereits hinter sich. Wie Merkels Herausforderer scheiterten.

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"Ich habe Frau Merkel einen Brief geschrieben und sie aufgefordert, ein nächstes Duell mit mir zu machen!"

Martin Schulz am 12. September 2017

Nachdem der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel wegen lausiger Umfragewerte auf eine Kanzlerkandidatur verzichtet hatte, wurde im März dieses Jahres Martin Schulz, zuvor Präsident des Europäischen Parlaments, nominiert. In den Umfragen stieg die SPD, man sprach von einem "Schulz-Effekt". Drei verlorene Landtagswahlen später war er jedoch wieder verpufft. Beim einzigen TV-Duell siegte nach Ansicht der befragten Zuseher Merkel. Schulz versucht, die Wirtschaftspolitik der CDU zu attackieren und plädiert etwa für eine Verpflichtung des Staates, Haushaltsüberschüsse in Infrastruktur zu investieren. Die guten Wirtschaftsdaten sorgen jedoch dafür, dass die Kritik nicht so recht verfängt. Zuletzt verlangte der Herausforderer ein weiteres TV-Duell mit Kanzlerin Merkel, doch diese antwortete darauf nicht einmal persönlich. Schulz lässt sich nicht anmerken, dass er an seinem Erfolg zweifelt, und knurrt in Richtung Union: "Freut euch nicht zu früh!"

"Lassen Sie sich von ihr nicht einlullen."

Peer Steinbrück beim TV-Duell 2013

Ist Merkel uneinholbar? Diese Frage prägte den dritten Bundestagswahlkampf in Folge. Es war das erste Mal, dass die SPD aus der Oppositionsrolle gegen die Kanzlerin antrat. Als Kandidaten stellten die Sozialdemokraten den ehemaligen Finanzminister Peer Steinbrück auf. Dieser tappte in mehrere Fettnäpfchen, etwa als er das geringe Gehalt eines Bundeskanzlers kommentierte: "Nahezu jeder Sparkassendirektor verdient mehr." Ein paar Jahre später räumte er ein, seine Kandidatur sei ein Fehler und die Wahl schon im Frühjahr 2013 verloren gewesen. Die Sehnsucht der Deutschen nach Veränderung habe er überschätzt, die Wirtschaft sei zu gut gelaufen, um eine Wendestimmung zu generieren. Relativ früh gerieten auch seine ungewöhnlich hohen Vortragshonorare zum Thema, er ließ sich als Reaktion mit gestrecktem Mittelfinger für das Cover des Magazins der "Süddeutschen Zeitung" fotografieren. Es half nicht: Die SPD gewann ein paar Prozentpunkte dazu, die CDU schoss nach oben, die FDP flog raus. Die Große Koalition war wieder da.

"Ich fordere Frau Merkel auf, den Menschen vor der Wahl reinen Wein einzuschenken."

Frank-Walter Steinmeier 2009 über die von der Kanzlerin versprochenen Steuersenkungen.

Der erste Wahlkampf von Angela Merkel als Kanzlerin endete mit einem Debakel für ihren wichtigsten Gegner: Im Jahr 2009 stürzte die SPD um elf Prozentpunkte ab und fuhr mit 23 Prozent der Stimmen das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein. Die vier Jahre als Junior-Partner in der Regierung hatten der Partei nicht nur geschadet, sie war wegen der Schröder’schen Reformen zwischen ihrem linken und rechten Flügel zerstritten. Das Resultat: Ein Teil der Stammwählerschaft wandte sich ab (zudem war auch noch die Wahlbeteiligung außergewöhnlich niedrig). Mit Frank-Walter Steinmeier hatte die SPD zwar einen durchaus erfahrenen Politiker aufgestellt. Ihm gelang es aber nicht, aggressiv gegen Merkel aufzutreten. Diese wiederum stellte von Beginn an klar, dass sie sich am liebsten in einer Koalition mit der liberalen FDP wiederfinden würde. So kam es dann auch. Union und FDP bildeten die Regierung, Steinmeier wurde SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag.

"Sie wird keine Koalition mit meiner Partei zustande kriegen. Machen Sie sich da nichts vor."

Gerhard Schröder am Wahlabend, 18. September 2005

Es ist lange her, dass Angela Merkel einen amtierenden Bundeskanzler herausfordern musste. Es war im Jahr 2005, ihr Gegner hieß Gerhard Schröder und hatte gerade vorgezogene Neuwahlen ausgerufen. Die rot-grüne Regierung reformierte das Sozialsystem (Stichwort: Agenda 2010), die SPD verlor daraufhin bei einer Landtagswahl in ihrer Hochburg Nordrhein-Westfalen stark. Schröder wollte testen, ob er noch das Vertrauen der Deutschen hatte. Das Programm Merkels geißelte er als neoliberal, trotzdem lag er ein paar Wochen vor der Wahl in den Umfragen mehr als 15 Prozentpunkte zurück. Dann kam das TV-Duell: Schröder glänzte, Merkel wirkte unnahbar. Am Ende schaffte sie ganz knapp den ersten Platz und wurde Kanzlerin einer Großen Koalition. Beim nächsten Mal sollte alles anders werden.