FILE PHOTO: U.S. President Donald Trump wears a protective face mask during a tour of the Fujifilm Diosynth Biotechnologies' Innovation Center, in Morrisville

profil-Morgenpost: Viruswirrwarr

Was profil-Redakteur Sebastian Hofer mit Donald Trump verbindet und warum ersterer keine Freude mit der Corona-Hotline 1450 hätte, zweiterer aber sehr wohl.

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Guten Morgen!

Covid-Tests sind so eine Sache, das wissen Donald Trump und mein Kollege Sebastian Hofer nur zu gut, wobei Trump zumindest nicht bei der Hotline 1450 anrufen musste. Die beiden Herren kennen sich übrigens über ein paar Ecken, aber dazu später.

Nicht, dass Sie jetzt auf falsche Gedanken kommen – Hofer ist fit und kregel; wenn Sie ihm diese Woche also schon frühmorgens in einem Wiener Beisl begegnen, können Sie ihm ruhig nähertreten (und, nein, damit Sie nicht auf ganz andere falsche Gedanken kommen: seine Aufenthalte in der Gastronomie sind rein dienstlich und werden in unserem Sonderheft zur Wienwahl Niederschlag finden, das bereits am Samstag erscheint).

Vergangene Woche war Hofer, wie er selbst schreibt, „stolpernd und gurgelnd“ in der Stadt unterwegs, und auch das hat weder mit Infektion noch mit Illumination zu tun. Er recherchierte im Viruswirrwar den Umgang der österreichischen Schulen mit der Corona-Prävention und kennt sich jetzt zumindest so weit aus, um zu wissen, dass sich eigentlich niemand auskennt.

Letzteres wiederum gilt in anderem Bedeutungszusammenhang auch für Trump, bei dem derzeit die ganze Welt rätselt, welche Verlaufsform seine Covid-19-Erkrankung gerade nimmt: Mal tut er so, als wäre er so fit und kregel wie Hofer, dann wieder scheint er doch schwerer bedient zu sein, als er zugeben will. Das hat klarerweise mit der Wahl zu tun, die Trump in knapp vier Wochen zu schlagen hat.

Als ich mir all das durch den Kopf gehen ließ, fiel mir etwas unvermittelt das „Kleine-Welt-Phänomen“ ein, das der US-Psychiater Stanley Milgram 1967 skizziert hat: Es basiert auf der Theorie, dass jeder Mensch auf der Welt über ganz wenige persönliche Kontakte jeden anderen kennt (für Feinspitze: hier geht es zu einer Studie der Cornell University darüber), was verblüffend wenig ist. Am Beispiel von Hofer und Trump lässt sie sich allerdings eindrucksvoll belegen.

Denn: Sebastian Hofer kennt Sibylle Hamann. Die frühere profil-Kollegin ist inzwischen grüne Nationalratsangeordnete und kennt die Wiener Spitzenkandidatin Birgit Hebein. Diese kennt naturgemäß den amtierenden Bürgermeister Michael Ludwig, welcher wiederum kürzlich den US-Außenminister Mike Pompeo kennengelernt hat. Und Pompeo kennt klarerweise Donald Trump.

Das sind nicht einmal die durchschnittlichen 6,6 Ecken von Hofer zu Trump, sondern fünf, the shortest small-world-phenomenon of all times, wenn man so will.

Das Beruhigende in Corona-Zeiten ist, dass daraus nur schwerlich eine Infektionskette entstehen kann: Trump hat Hofer also mit Sicherheit nicht angesteckt; Trump muss sich, wie eingangs erwähnt, dafür nicht mit 1450 herumschlagen. Wobei – wüsste, wie es bei der hiesigen Covid-Hotline zugeht, hätte möglicherweise erst recht darauf bestanden, sich in Wien testen zu lassen. Ein Ergebnis hätte es dann nämlich wohl erst nach der Wahl am 3. November gegeben.

Einen infektions- und testfreien Tag!

Martin Staudinger

 

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