
Zerstörung in Kramatorsk
© Ed Ram
„Die Menschen tragen die Tragik der Situation in ihren Gesichtern“
Seit mehr als einem Monat reist der britische Fotograf Ed Ram durch die Ukraine und dokumentiert, was der Krieg mit den Menschen macht.
Mehr als 63 Milliarden Euro hat Russland seit Beginn des Krieges vor zweieinhalb Monaten an seinen Öl-und Gasexporten verdient, der Großteil davon kam aus der Europäischen Union. Während in der EU über ein Embargo für die russischen Rohstoffe gestritten wird, geht die Offensive im Osten des Landes ungehindert weiter.
Große Gebietsgewinne haben Putins Truppen im Donbass bisher zwar nicht verzeichnet, doch sie rücken jeden Tag ein Stück weit vor. Hunderttausende Menschen haben sich auf die Flucht in den Westen gemacht.
Im Donbass vor Ort war auch der britische Fotograf Ed Ram. Zuletzt war der 35-Jährige für den "Guardian" in Kramatorsk, Slowiansk und Kreminna. "Im Donbass sind hauptsächlich alte Menschen geblieben", sagt er. In der Kleinstadt Tschassiw Jar war Ram kurz vor der Evakuierung in einem Pflegeheim. "Einige der alten Menschen wussten nicht, was mit ihnen geschieht", sagt er, "viele waren dement und krank." Die Kinder der Alten seien geflohen oder konnten sich nicht um ihre Eltern kümmern. "Sie waren wie Waisen."
Wo auch immer Ram dieser Tage seine Kamera auspackt, ob in Luhansk, Donezk oder Kiew, eines fällt ihm überall auf: "Die Menschen tragen die Tragik der Situation in ihren Gesichtern. Der Ernst der Lage spiegelt sich in ihren Augen."
Ram war in den vergangenen Jahren in zahlreichen Kriegsgebieten unterwegs, darunter Bergkarabach, Libyen und die Demokratische Republik Kongo. "Doch dieser Krieg ist anders", sagt er. Es fühle sich an wie aus einer anderen Zeit, die wir längst hinter uns glaubten.
"Kriege bringen der Zivilbevölkerung immer schreckliches Leid", sagt Ram, "aber hier sehen wir die Invasion eines ganzen Landes."
In all dem Schrecken gibt es Momente, in denen es Ram schwerfällt, die Fassung zu bewahren-und er das Fotografieren sein lässt. In der Stadt Borodjanka nördlich von Kiew hat er die Verwüstung durch 250-Kilo-Bomben gesehen. Er war dabei, als Leichen und Überlebende aus den Trümmern eines Wohnblocks geborgen wurden, das buchstäblich entzweit worden war. Ram und die anderen Fotografen haben sich verständigt, das nicht zu fotografieren. "Worte", sagt er, "hat es dafür nicht gebraucht."

Polizisten vor einem zerstörten Kindergarten in Kramatorsk, Donezk (oben), und bei Personenkontrollen


Ein Mann hilft einer Frau, ihr Gepäck in einen gepanzerten Bus zu laden. Er brachte Einwohner der Stadt Kreminna nahe der Kontaktlinie in Luhansk Richtung Westen.

Russische Truppen haben die Kleinstadt Kreminna in Luhansk vor zwei Wochen eingenommen. Zahlreiche Menschen sind auf der Flucht.

Wegen der Ausgangssperre mussten jene, die die Messe mitfeiern wollten, die Nacht auf Ostersonntag in der Kirche bleiben

Die Osterfeier im Kiewer Höhlenkloster, zu der sonst Tausende Menschen anreisen, war heuer von Angst überschattet.

Bewohner eines Pflegeheims in der Kleinstadt Tschassiw Jar, Donezk, kurz vor der Evakuierung. Im Donbass sind vor allem alte Menschen zurück geblieben.
