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Energiewende: „Wir können einen Beitrag leisten“

Markus Bürger und Ramona Kordesch vom Rat für Nachhaltigkeit analysieren die Auswirkungen der Energiekrise auf die Klimaschutzbemühungen.

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Portfolio: Die Energiekrise hat Auswirkungen auf Privatpersonen und Wirtschaft, vor allem durch steigende Preise. Besteht jetzt die Gefahr, dass die Ziele des Green Deals verschoben oder aufgegeben werden?

Ramona Kordesch: Die eingeleitete Energiewende ist ein Unterfangen, das der Wirtschaft im Besonderen, aber auch Privatpersonen viel abverlangt. Einerseits die Selbstverpflichtung, Umweltstandards einzuhalten und Lieferketten transparent zu gestalten, andererseits die Herausforderungen, mit den auf Klimaschutz hin geänderten Rahmenbedingungen und endlichen Ressourcen adäquat umgehen und agieren zu können. Dabei ist die Energiewende kein nationalstaatliches Unterfangen, sondern eine Herausforderung für internationale Kooperation von unterschiedlichen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten muss, liegt auf der Hand. Entscheidend ist aber ein gelingender weltweiter Umbau des Energiesystems. Neben den erneuerbaren Energien spielen Themen wie zum Beispiel Wasserstoff, synthetische Energieträger und CO2-Recycling eine wichtige Rolle. 
 

Kann die Energiewende in Europa gelingen, ohne die Versorgung mit Energie zu gefährden?

Markus Bürger: Die Energiewende muss gelingen, wenn die Erreichung der Agenda 2030, auf die sich alle UN-Mitgliedsstaaten verständigt haben, weiterhin ein ernsthaftes Ziel globaler Entwicklungspolitik sein soll. Die flächendeckende Versorgung mit sauberer Energie ist eine entscheidende Herausforderung, die – weit über Europa hinaus – viel mehr internationale Zusammenarbeit fordern wird. Wir können das Weltklima nicht in Österreich retten, aber wir können einen Beitrag leisten: Die Allianz für Entwicklung und Klima in Österreich fördert zum Beispiel Investitionen des Privatsektors in Klimaschutzprojekte sowie innovative und alternative Energiekonzepte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Wirkung aller dieser Projekte ist, dass sie zugleich Entwicklung und Klimaschutz im Sinne der Agenda 2030 befördern und das Leben der Menschen vor Ort in vielfacher Weise verbessern. 
 

Eine mögliche Lösung könnte sein, dass kurzfristig etwas gegen die Energiekrise getan wird, mittelfristig dennoch auf Erneuerbare Energie gesetzt wird. Ist das denkbar?

Bürger: Ja, der richtige Weg ist, mittelfristig auf Erneuerbare Energien umzustellen. Entsprechende Lösungen müssen aber hinreichend durchdacht und in das Konzept einer Kreislaufwirtschaft eingebettet sein. Der Umbau des Energiesystems ist eine gigantische Herausforderung, die keine historischen Vorbilder kennt und die Zeit zum relevanten Faktor macht. Wichtig ist, realistisch zu bleiben, denn kurzfristig wird man ganz grundständig die Kompensation von CO2-Emissionen fördern müssen. Im Wesentlichen geht es aber nicht immer nur um die Entwicklung ganz neuer Lösungen, zum Beispiel im Bereich Wasserstoff, sondern vor allem auch um ihren Transfer in die Welt. Wir merken schon jetzt, dass eine kluge Gestaltung des Umbauweges gut durchdacht sein muss, denn es ist doch letztlich nicht wirklich verwunderlich, dass eine Verknappung von Energie durch den Ausstieg aus der grundlastfähigen Kohle die Preise ansteigen lässt. Dass das nicht die Lösung sein kann, zeigt, dass wir ganz am Anfang dieser Entwicklung stehen. 
 

Ramona Kordesch ist Direktorin für Internationale Kooperationen und Entwicklung beim Österreichischen Rat für Nachhaltige Entwicklung, Markus Bürger ist Generalsekretär dieser Organisation.